Frischer Wind: Voß Edelstahl stellt die Weichen für die Zukunft

Fotos: Voß Edelstahlhandel GmbH & Co. KG

Bei der Voß Edelstahlhandel GmbH & Co. KG ist seit dem letzten Spotlight-Artikel im September 2023 einiges passiert. Heute bilden Marc Steffen und Markus Fischer die Doppelspitze des Unternehmens und sind bereit, Voß fit für die Zukunft zu machen. Im Interview mit Edelstahl Aktuell enthüllt Marc Steffen die Zukunftspläne des Unternehmens: von der Erweiterung der Produktpalette über den Aufbau eines neuen Standorts in Italien bis hin zu innovativen Digitalisierungs- und Automatisierungsprojekten.

Frischer Wind: Voß Edelstahl stellt die Weichen für die Zukunft
Markus Fischer (links) und Marc Steffen (rechts).

Generationswechsel in der Geschäftsführung

Seit einem Jahr bilden Marc Steffen und Markus Fischer das neue Führungsteam des Edelstahlhändlers. Um einen fließenden Übergang zu gewährleisten, arbeitete Marc Steffen zu Beginn seiner Tätigkeit bei Voß in einer Dreierspitze mit Thorsten Studemund, der mittlerweile aus dem Unternehmen ausgeschieden ist, und Markus Fischer zusammen.

Marc Steffen ist kein Unbekannter in der Branche. Seit 25 Jahren ist er im Stahlhandel tätig. Unter anderem sammelte er über 10 Jahre Erfahrung im Edelstahlsegment bei thyssenkrupp und war bei STAPPERT und zuletzt bei Jacquet Metals in der Geschäftsführung tätig. „Nach einer kurzen Zeit außerhalb der Branche fühle ich mich bei Voß sofort wieder zu Hause”, schildert er.

Die Geschäftsführung von Voß ist schon seit langem als Zweierteam mit unterschiedlichen Schwerpunkten konzipiert. „Inzwischen habe ich die Aufgaben von Thorsten Studemund komplett übernommen und bin für den Verkauf, den Einkauf und die gesamte Vertriebsorganisation verantwortlich. Bei der Vielzahl unserer Standorte ist das eine sehr spannende und interessante Aufgabe.“

Was ändert sich durch seinen Einstieg bei Voß? „Das Geschäftsmodell bleibt selbstverständlich gleich, aber ein Generationswechsel bringt natürlich immer Veränderungen mit sich. Mein Ziel ist es, das Unternehmen fit für die nächsten Jahrzehnte zu machen. Wir möchten auch in Zukunft weiterhin erfolgreich bleiben und uns weiterentwickeln“, so Marc Steffen.

Hintergrund eines einzigartigen Geschäftsmodells

Die ersten 45 Jahre des Unternehmens mit familiärem Charakter starteten 1979 in Hamburg. Uwe Voß legte den Grundstein für die Strategie, die das Unternehmen bis heute prägt.

Auch heute noch spürt man diesen „Spirit“, der durch Uwe Voß begründet wurde. „Es ist eine besondere Situation für ein Unternehmen, wenn es Mitarbeiter gibt, die noch mit dem Gründer zusammengearbeitet haben. Wir haben uns in den letzten 20 Jahren mit diesem Spirit weiterentwickelt und konnten neue Ideen einbringen“, berichtet Marc Steffen.

„Heute sind wir ein Unternehmen mit 12 Standorten, über 9.000 Artikeln und 12.000 Tonnen ständig bevorrateter Ware, um den Handel im Tagesgeschäft schnell, effizient und zuverlässig zu unterstützen.” Voß’ mutige Entscheidung, das Unternehmen als Servicepartner für den Handel

Frischer Wind: Voß Edelstahl stellt die Weichen für die Zukunft
Die Waren in den Lagern von Voß stehen den Handelspartnern des Unternehmens und deren Kunden einschließlich des guten Services zur Verfügung.

zu positionieren, war damals einzigartig – und bleibt es bis heute. „In unseren Produktbereichen Edelstahl-Langprodukte und Aluminium-Langprodukte sind wir europaweit das einzige Unternehmen mit dieser Unternehmensstrategie, die sich für uns bewährt hat“, erklärt Marc Steffen.

Voß
Die Produktpalette wird diversifiziert - erweitert werden die Produktbereiche gewalzter Rundstahl, geschweißte und nahtlose Leitungsrohre und Rohrzubehör. Auch die Werkstoffpalette wird vielfältiger, insbesondere in Richtung Duplex und hitzebeständige Werkstoffe.

„Bei dieser einzigartigen Unternehmensidentität wollen wir auch bleiben. Das ist ganz tief in unserer Marke und in unserer DNA als Unternehmen verankert. Wir sind Servicepartner für den Handel und wollen und werden keinen anderen Weg gehen.“

Bereit für die Zukunft mit breiterer Produktpalette

Der Generationswechsel im Management bringt frischen Wind ins Unternehmen. Im Fokus steht das Erschließen neuer Produktbereiche: Die Voß Edelstahlhandel GmbH & Co. KG plant in diesem Jahr den Ausbau des Sortiments im Bereich gewalzter Rundstahl. Auch im Rohrsektor gibt es Neuerungen. Hier lag der Fokus in der Vergangenheit auf der Konstruktion, aber auch hier will das Unternehmen sein Angebot erweitern und sowohl für geschweißte als auch nahtlose Leitungsrohre ausbauen. Im nächsten Jahr beabsichtigt das Unternehmen, auch in das Segment Rohrzubehör einzusteigen.

Voß plant, auch das Werkstoffsortiment weiter zu diversifizieren und neu auszurichten, sowohl in Richtung Duplex als auch in Richtung hitzebeständiger Werkstoffe.

Internationaler Ausbau

In der Zukunftsplanung des Unternehmens spielt auch der internationale Ausbau eine zentrale Rolle. Der Edelstahlhandel mit Hauptsitz in Hamburg hat bereits relativ früh damit begonnen, eine Präsenz in anderen europäischen Märkten zu etablieren. Heute verfügt die Voss Gruppe über zehn Lagerstandorte in ganz Europa.

„Wir haben zurzeit Standorte in anderen Ländern, zum Beispiel in England und Polen. In diesen Märkten sehen wir noch erhebliches Potenzial und wollen hier stark investieren, um weiter zu wachsen. In Frankreich und Österreich sind ebenfalls weitere Investitionen geplant, um das Wachstum voranzutreiben“, berichtet Marc Steffen. „In Spanien haben wir im vergangenen Jahr eine große Investition getätigt und unseren eigenen Standort deutlich ausgebaut.“

Das wohl spannendste Projekt ist der Aufbau einer eigenen

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Voß Edelstahlhandel ist in ganz Europa vertreten, um auch internationalen Kunden und Partnern schnellen Service bieten zu können.

Niederlassung mit Lager in Italien. „Wir wollen das internationale Geschäft stärken und investieren dafür sehr viel. Das hat sich in den letzten Jahren sehr gut entwickelt und wir sehen in diesen Märkten sehr viel Potenzial, gerade in unserer Position als Händlerversorger, was auch in diesen Märkten ein Alleinstellungsmerkmal ist.“

Marc Steffen weiter: „Im Kontext des gesamten Stahlmarktes sind Edelstahl-Langprodukte & Aluminium-Langprodukte ein Nischen-produkt. In dieser Nische etablieren wir uns zunehmend als fester Versorger für Stahlhändler in ganz Europa. Denn die meisten Stahlhändler handeln nicht ausschließlich mit Edelstahl, sondern neben C-Stahl oder anderen Werkstoffen auch mit Edelstahl. Mit diesen Händlern arbeiten wir zusammen und bieten ihnen einen sehr guten Service, so dass sie keine eigene Lagerhaltung mehr betreiben müssen, sondern auf die Verfügbarkeit des Voß-Sortiments in seiner ganzen Breite zurückgreifen können. Wir sind in allen wichtigen Märkten mit eigenen Lagerstandorten präsent und dort, wo wir es noch nicht sind, ziehen wir jetzt nach. So können wir eine schnelle Lieferung und das Serviceniveau gewährleisten, das die Kunden unserer Partner benötigen.“

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Das Lager in Lyon, Frankreich.

Digitale Services für Kunden

Daneben hat der Edelstahlhändler noch weitere Projekte und Entwicklungen geplant. Derzeit laufen die Vorbereitungen für die Implementierung eines neuen Warenwirtschaftssystems, das zum Jahreswechsel eingeführt werden soll. Diese Vorbereitungen waren lang und gründlich, um sicherzustellen, dass die Beteiligten aller Unternehmensprozesse auch mit dem neuen System umgehen können.

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Das Unternehmen verfügt bereits seit über 10 Jahren über digitale Services und einen Webshop und teilt dieses Wissen gerne und häufig mit seinen Kunden.

Das moderne System eröffnet Voß neue Möglichkeiten im Bereich der Digitalisierung und bietet die Chance, den Kunden zusätzliche Services anzubieten. Künftig kann sich das Unternehmen somit einfacher und flexibler an weitere Systeme und Schnittstellen anbinden und möchte diesen technologischen Fortschritt auch an seine Kunden weitergeben. Der Edelstahlhändler verfügt über umfangreiches digitales Know-how, da das Unternehmen bereits seit zehn Jahren digitale Services und einen Webshop im Einsatz hat.

Zudem unterstützt Voß seine Kunden und Partner kontinuierlich bei deren digitaler Weiterentwicklung. Auch in diesem Jahr konnten bereits mehrere erfolgreiche digitale Anbindungen von Kunden umgesetzt werden, und das Unternehmen plant, diesen Bereich in Zukunft weiter auszubauen.

Welchen Vorteil bietet die Anbindung konkret? Voß bietet ein mehrstufiges System zur digitalen Anbindung an, wodurch die Partner des Unternehmens direkt aus ihrem System heraus auf den Warenbestand und das gesamte Sortiment zugreifen können. Die Abläufe können dann vollständig automatisiert erfolgen.

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In einem innovativen Pilotprojekt sollen Roboter bei der Komissionierung von Material zum Einsatz kommen.

Ein anderes spannendes Pilotprojekt steht ebenfalls in den Startlöchern. Die Roboter sind bereits montiert und werden derzeit programmiert. Sie sollen im Hochregallager bei der Kommissionierung von Material zum Einsatz kommen – ein Bereich, der normalerweise noch viele manuelle Tätigkeiten erfordert. „Das ist natürlich nichts, was von heute auf morgen funktioniert“, berichtet Steffen, „aber wenn alles gut läuft, wollen wir das Projekt weiter ausrollen. Wir sind stolz darauf, uns mit Projekten wie diesem als innovatives Unternehmen zu positionieren.“ Wie Voß die CO2-Emissionen reduziert Nachhaltigkeit ist bei Voß längst keine Zukunftsvision mehr – es ist gelebte Praxis.

Als Händler liegt ein Hauptfokus hinsichtlich Nachhaltigkeit auf Strom, und dieser stammt bereits seit Jahren aus firmeneigenen

Photovoltaikanlagen. Der nächste Schritt: Elektro-LKWs für die gruppeninterne Spedition TraVo Logistik. „Das ist ein mühsames Thema“, erklärt Marc Steffen. „Wir beobachten den Markt genau, um eine geeignete Lösung zu finden.“

Die PKW-Flotte des Unternehmens ist bereits zum Großteil vollellektrisch oder mindestens teilelektrisch unterwegs. Besonders wichtig ist jedoch der Austausch mit den Lieferanten. „Unsere eigenen Emissionen sind gering. Die größten CO2-Belastungen entstehen bei der Herstellung der Produkte, die wir anbieten – und da setzen wir an.“ Voß wählt gezielt nachhaltige Partner aus und arbeitet mit ihnen daran, die CO2-Emissionen ihrer Produkte langfristig zu senken. Auf diese Weise kann Voß seinen Kunden wiederum möglichst umweltschonende Produkte anbieten.

Frischer Wind: Voß Edelstahl stellt die Weichen für die Zukunft
Die firmeneigene Spedition TraVo Logistik fährt in regelmäßigen Touren ab Hamburg, Düsseldorf und Stuttgart.

Eine Unternehmenskultur die verbindet

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Voß Edelstahlhandel setzt seit Jahren auf Nachhaltigkeit mit selbst produziertem Strom aus Photovoltaikanlagen.
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Dank einer starken Unternehmenskultur werden bei Voß aus Auszubildenden nicht selten Jubilare.

Doch nicht nur in Sachen Nachhaltigkeit und Innovation stellt sich das Unternehmen für die Zukunft auf – auch personell wird in die nächsten Generationen investiert. „Wir bilden für uns aus“, erläutert Marc Steffen. „Wir übernehmen unsere Auszubildenden, die dank unserer starken Unternehmenskultur auch gerne lange bei uns bleiben. Wir haben eine sehr geringe Fluktuation und langjährige Jubiläen sind bei uns keine Seltenheit“.

Diese Unternehmenskultur spiegelt sich in einem modernen Umgangston wider, der sich durch flache Hierarchien, kurze Entscheidungswege und ein direktes, freundliches Miteinander auszeichnet. Das Unternehmen hat es geschafft, diesen Umgang an allen Standorten gleichermaßen zu etablieren und transportiert dieses Herz, das Voß ausmacht, auch gerne über den erfolgreichen Instagram Kanal nach außen. „Das ist nicht gestellt, so sind wir wirklich“, lacht Marc Steffen. So ist auch der Generationswechsel ein kontinuierlicher Prozess, der schon in einigen Abteilungen erfolgreich vollzogen wurde.

Daten und Fakten

Unternehmen: Voß Edelstahlhandel GmbH & Co. KG
Gründung: 1979
Geschäftführung: Markus Fischer und Marc Steffen
Hauptsitz: Neu Wulmstorf
Standorte: Hamburg,
Stuttgart,
Essen,
Düsseldorf,
Wien (Österreich),
Lyon (Frankreich),
Nantes (Frankreich),
Kladno (Tschechien),
Birmingham (Großbrittanien),
Barcelona (Spanien),
Bydgoszcz (Polen)
Produkte: Langprodukte
Werkstoffe: Edelstahl, Aluminium, Messing
Anzahl Artikel: Ca. 9.000
Auf Lager: 12.000 Tonnen
Umschlag pro Jahr: 45.000 Tonnen
Mitarbeitende: 300
Kontakt: +49 (0) 40/700 165-0
Sonja Wingels
Sonja ist Redakteurin bei der Edelstahl Aktuell. Nach ihrem Studium der Psychologie an der HHU in Düsseldorf und selbstständiger Arbeit als Content Creator nutzt sie nun diese Erfahrungen, um zum Erfolg der Zeitung beizutragen und ihr Fachwissen in der Edelstahlbranche zu vertiefen.

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Sonja Wingels
Sonja ist Redakteurin bei der Edelstahl Aktuell. Nach ihrem Studium der Psychologie an der HHU in Düsseldorf und selbstständiger Arbeit als Content Creator nutzt sie nun diese Erfahrungen, um zum Erfolg der Zeitung beizutragen und ihr Fachwissen in der Edelstahlbranche zu vertiefen.