„Geschäfte werden von Mensch zu Mensch gemacht“
Seinen Beruf lebt er mit Leidenschaft und viel Herzblut: Im Jahr fährt er locker 70.000 km für BINDER EDELSTAHL durch die Republik und privat sammelt er auf dem Fahrrad Kilometer. Edelstahl Aktuell im Gespräch mit Markus Wicke, Technischer Vertrieb / Außendienst bei BINDER EDELSTAHL über die Notwendigkeit eines Außendiensts in digitalen Zeiten und die Herausforderung sich in wenigen Sätzen interessant zu machen.
EA: Wie sind Sie in die Edelstahlbranche gelangt?
MW: Durch die beruflichen Aktivitäten meiner Familie bin ich früh mit der Materie in Berührung gekommen und sozusagen mit Vorwissen behaftet. Seit 2003 bin ich im technischen Vertrieb für BINDER EDELSTAHL tätig. Der damalige Geschäftsführer Ortwin Binder suchte einen technischen Vertriebler mit Vertriebserfahrung und technischem Hintergrund, für den Zeichnungen lesen nicht fremd sein sollte.
EA: Was macht für Sie die Faszination von Edelstahl aus?
MW: Edelstahl ist ein sehr vielfältiger Werkstoff, sehr langlebig und mit einer fast unbegrenzten Anwendungsmöglichkeit. Es findet sich kaum eine Branche ohne Anwendung von Edelstahl. Auch vom Blickwinkel der Nachhaltigkeit betrachtet, ist Edelstahl faszinierend. Wir sind auf dem besten Wege hin zu einer CO-freie Herstellung.
EA: Was ist heute Ihre Aufgabe?
MW: Als technischer Vertrieb und Außendienst betreue ich Kunden in Deutschland und im deutschsprachigen Ausland. Ein Großteil meiner Tätigkeit betrifft die Neukundenakquise. Bei BINDER EDELSTAHL haben wir die besondere Situation, dass viele Kunden Einmalkäufer sind, die genau einmal ein Projekt mit einem besonderen Bedarf haben, bei dem eine Komponente dem Produkt- und Leistungsangebot von BINDER EDELSTAHL entspricht. Ich bin also immer auf der Suche nach neuen Kunden. Wir können nicht darauf hoffen, dass wir zufällig im Internet gefunden werden.
Bei meinen Besuchen treffe ich oft auf Techniker und Ingenieure; gemeinsam betrachten wir Neukonstruktionen von Anlagen und Maschinen, Zeichnungen oder begehen die Fertigung. Ziel ist es, die Schnittstelle vom Endkunden zu BINDER EDELSTAHL zu finden: Welche Komponente kann vom Endkunden ausgegliedert und durch BINDER gefertigt und geliefert werden? Damit grenze ich auch direkt ab, ob Bedürfnisse und Anforderungen zu BINDER EDELSTAHL passen oder auch nicht.
EA: Wo sehen Sie die größte Herausforderung in Ihrem Bereich?
MW: Wir haben nach Corona eine andere Welt. Gerade in großen Unternehmen sind viele Mitarbeitende ins Homeoffice gewechselt – sie für einen Kundentermin zu treffen, gestaltet sich sehr schwierig.
Dann kommt das Zeitproblem hinzu: Die Menschen werden von ihrer Arbeit absorbiert und haben keine Zeit für das „Drumherum“. Ich muss es also schaffen, die Firma BINDER EDELSTAHL in wenigen Sätzen interessant zu machen.
Zudem erlebe ich einen dramatischen Personalwechsel. Diese neue Generation von Mitarbeitenden für unsere Produkte zu begeistern, ist sehr herausfordern. Ich stelle fest, dass sich Händler und Endkunden immer weiter entfremden. Meine Überzeugung ist, dass Geschäfte zwischen Menschen gemacht werden. Die Tendenz zu Webshops und Informationsrecherche im Internet oder über LinkedIn macht es einem Anbieter von komplexen und erklärungsbedürftigen Produkten wie den unseren sehr schwer, gesehen zu werden. Unsere Produkte werden durch die modernen ERP-Systeme nicht abgebildet, da sie zu speziell sind.
EA: Sie arbeiten in einem Familienunternehmen. Welche Vorteile sehen Sie?
MW: Ich fühle mich sehr wohl bei BINDER EDELSTAHL und schätze mich sehr glücklich, für ein Familienunternehmen arbeiten zu können. Für mich bedeutet das konkret eine schlanke Hierarchie und kurze Wege. Ich kann meine Geschicke selber lenken und habe Freiheit sowohl in der Gestaltung und Ausübung meines Berufs als auch beim Treffen von Entscheidungen. Meine Arbeit wird geschätzt, und ich freue mich, dass mein Rat auch außerhalb meines Tätigkeitsbereichs hinzugezogen wird, so zum Beispiel im Marketing.
EA: Worauf sind Sie stolz?
MW: Eine schwierige Frage! Ich übe meinen Beruf mit dem Herzen aus. Ich bin leidenschaftlich und gern im Vertrieb tätig, aber den Begriff „Stolz“ bringe ich nur ungern mit meinem Beruf in Verbindung.
EA: Wofür „brennen“ Sie?
MW: Ich würde mich als weltoffen und kunstinteressiert bezeichnen, aber ein richtiges Hobby, dem ich mit Leidenschaft nachgehe, das habe ich nicht. Ich brenne für meinen Beruf. (Lacht.) Ich kann mir zum Beispiel nicht vorstellen eher aufzuhören, ich übe meinen Beruf einfach gerne aus.
EA: Wobei können Sie am besten abschalten und entspannen?
MW: In der Natur kann ich auch abseits der Firma in Gedanken schweifen. Ob Strandspaziergang oder Bergwanderung – Hauptsache draußen. Gerne bin ich in den Niederlanden unterwegs und auf dem Rad. Ich lebe im Ruhrgebiet, dort gibt es durch die Umwandlung der alten Zechenbahntrassen ein unglaublich tolles Radwegenetz.