ArcelorMittal übernimmt Calvert-Werk vollständig von Nippon Steel

ArcelorMittal hat den vollständigen Erwerb der Anteile von Nippon Steel Corporation an dem nordamerikanischen Standort AM/NS Calvert abgeschlossen. Damit hält der Konzern laut Pressemitteilung 100 Prozent der Anteile an dem in Alabama gelegenen Werk, das künftig unter dem Namen ArcelorMittal Calvert firmiere. Die Übernahme folge auf ein im Oktober 2024 unterzeichnetes Kaufabkommen und werde mit einem voraussichtlichen Buchgewinn von rund 1,5 Milliarden US-Dollar im zweiten Quartal 2025 bilanziert. Gleichzeitig erhöhe sich die Nettoverschuldung des Unternehmens um rund 1,3 Milliarden US-Dollar.

Das Werk Calvert zählt nach Unternehmensangaben mit einer Jahreskapazität von 5,3 Millionen Tonnen Flachstahl zu den modernsten Veredelungsstandorten Nordamerikas. Seit der ursprünglichen Übernahme durch ArcelorMittal und Nippon Steel im Jahr 2014 seien dort mehr als zwei Milliarden US-Dollar investiert worden. Die jüngsten Erweiterungen umfassten eine neue Stahlherstellungseinheit mit einer Kapazität von 1,5 Millionen Tonnen CO₂-reduziertem Stahl pro Jahr sowie ein Logistikzentrum. Darüber hinaus sei mit Nippon Steel eine siebenjährige Liefervereinbarung über jährlich 750.000 Tonnen Brammen unterzeichnet worden.

Am Standort Calvert entstehe derzeit zudem eine Produktionsanlage für nicht-kornorientierten Elektrobandstahl (NOES) mit einer geplanten Jahreskapazität von 150.000 Tonnen. Diese solle ab 2027 vor allem den Bedarf der Automobil-, Energie- und Industriesektoren in den USA bedienen. Die Bauarbeiten verliefen planmäßig; Genehmigungen seien erteilt worden und die Fertigung wichtiger Anlagenteile habe begonnen.

Trennung von Standorten in Bosnien und Herzegowina

Parallel zur Expansion in Nordamerika gibt ArcelorMittal bekannt, seine Aktivitäten in Bosnien und Herzegowina zu veräußern. Im Rahmen einer Vereinbarung mit der Pavgord Group würden sowohl das integrierte Stahlwerk ArcelorMittal Zenica als auch das zugehörige Erzbergwerk ArcelorMittal Prijedor verkauft. Alle Beschäftigten gingen mit dem Eigentümerwechsel in das neue Unternehmen über. Der Abschluss der Transaktion werde im dritten Quartal 2025 erwartet, vorbehaltlich regulatorischer Genehmigungen. Der Verkauf führe zu einem bilanziellen Verlust von rund 200 Millionen US-Dollar.

ArcelorMittal begründe die Entscheidung mit einer strategischen Neuausrichtung. Nach zwei Jahrzehnten der Präsenz in Bosnien und Herzegowina bedanke sich das Unternehmen bei den Beschäftigten sowie den staatlichen Institutionen für die Zusammenarbeit.

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Sonja Wingels
Sonja ist Redakteurin bei der Edelstahl Aktuell. Nach ihrem Studium der Psychologie an der HHU in Düsseldorf und selbstständiger Arbeit als Content Creator nutzt sie nun diese Erfahrungen, um zum Erfolg der Zeitung beizutragen und ihr Fachwissen in der Edelstahlbranche zu vertiefen.