Märkte, Trends und Perspektiven im 3D-Druck

Laut Global Market Insights wächst der Markt für additive Fertigungsanlagen rasant – von 17,1 Milliarden US-Dollar im Jahr 2024 auf über 125 Milliarden US-Dollar bis 2034. Metall-3D-Druck, neue Materialien und eine steigende Nachfrage in Schlüsselbranchen treiben diese Entwicklung voran.

Ein Beitrag von Anett Leonhard, Edelstahl Aktuell

Märkte, Trends und Perspektiven im 3D-Druck
Foto: Pixabay

Die additive Fertigung hat sich vom reinen Prototypenwerkzeug zu einem relevanten Investitionsthema entwickelt. Global Market Insights (GMI) beziffert den weltweiten Markt für AM-Anlagen im Jahr 2024 auf 17,1 Mrd. US-Dollar. Bis 2034 wird ein Anstieg auf 125,4 Mrd. US-Dollar erwartet, was einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 24,7 Prozent entspricht. Über Branchen hinweg bleibt der Treiber die Entwicklungsgeschwindigkeit: Prototypen entstehen ohne Formen und Werkzeuge, Feedback fließt schneller ein und die Fehlerquote sinkt. Dadurch können die Automobilindustrie, die Luft- und Raumfahrt, die Konsumgüterbranche sowie die Medizintechnik früher in den Markt eintreten.

In den USA verzeichnete der AM-Markt 2023 laut dem Handelsministerium ein Wachstum von 21 Prozent, angetrieben durch die Nachfrage nach schnellen und kosteneffizienten Prototyping-Lösungen.

Markttrends

Im Fokus steht der Metall-3D-Druck. Verfahren wie das Direct Metal Laser Sintern (DMLS), das Electron Beam Melting (EBM) und das Binder Jetting liefern komplexe Geometrien mit hohen mechanischen Eigenschaften. Damit werden die Anforderungen der Branchen Luft- und Raumfahrt, Automotive, Healthcare und Verteidigung bedient. Für den gesamten 3D-Druckmarkt, einschließlich des Metall-3D-Drucks, prognostiziert das US-Handelsministerium bis 2030 eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate (CAGR) von 23,5 Prozent. Parallel dazu steigt der Einsatz fortschrittlicher Materialien: Composites, Hochleistungspolymere und biokompatible Werkstoffe rücken nach vorn. Das National Institute of Standards and Technology (NIST) hebt ihre Rolle für Innovation und die Erfüllung regulatorischer Vorgaben hervor.

Technologien im Wandel

Global Market Insights unterscheidet Verfahren wie Fused Deposition Modeling (FDM), Selektives Lasersintern (SLS), Stereolithographie (SLA), Direct Metal Laser Sintering (DMLS), Electron Beam Melting (EBM), Laminated Object Manufacturing (LOM) und Binder Jetting. Das Segment „Sonstige“ erreichte 2024 einen Umsatz von 7,5 Milliarden US-Dollar und soll bis 2034 mit rund 25,4 Prozent pro Jahr wachsen. Zu den neuen bzw. weiterentwickelten Verfahren zählen Multi Jet Fusion (MJF), Digital Light Processing (DLP), Selective Laser Melting (SLM) und Continuous Liquid Interface Production (CLIP). Sie versprechen höhere Produktionsgeschwindigkeiten, eine bessere Auflösung und verbesserte Materialeigenschaften. Binder Jetting wird zudem als schneller und kostengünstiger als einige Metallverfahren beschrieben, was Unternehmen zusätzliche Effizienzgewinne ermöglicht.

Endmärkte

Der Automotive-Bereich hält 2024 einen Anteil von über 20,4 Prozent und soll bis 2034 mit einer jährlichen Wachstumsrate von 25,7 Prozent wachsen. In Nordamerika entfallen seit 2022 rund 28 Prozent der industriellen AM-Anwendungen auf die Automobilindustrie. Hersteller sparen Kosten durch den geringeren Einsatz von Werkzeugen und Material, realisieren leichtere Bauteile für eine bessere Effizienz und fertigen kundenspezifische Komponenten. Das US Bureau of Labor Statistics meldet eine Reduzierung der Produktionskosten um 17 Prozent im Jahr 2022 bei Einsatz additiver Fertigungsanwendungen. Laut der SAE (Society of Automotive Engineers) lassen sich Ersatzteile für ältere Modelle um bis zu 40 Prozent günstiger herstellen. Die US-Umweltschutzagentur spricht von 35 Prozent weniger Abfallstoffen im Vergleich zu konventionellen Verfahren.

Weitere Anwenderbranchen sind die Luft- und Raumfahrt, der Gesundheits- und Medizinsektor, die Konsumgüterindustrie, die Elektronikindustrie, der Bausektor sowie Bildung und Forschung.

Vertrieb und Regionen

Im Direktvertrieb liegt der Marktanteil 2024 bei über 57,5 Prozent. Direktbeziehungen ermöglichen passgenaue Lösungen, technischen Support über den gesamten Lebenszyklus, schnellere Entscheidungen und mehr Kontrolle über Preise und Margen.

Der US-Markt hält regional 2024 einen Umsatzanteil von rund 26,6 Prozent, was ca. 3,7 Milliarden US-Dollar entspricht. Die Region profitiert von intensiver Forschung und Entwicklung, von Programmen wie „America Makes” und von der Präsenz großer Anbieter. Europa zeichnet sich durch eine breite industrielle Basis und Förderlandschaft aus. Unternehmen wie EOS und Materialise stehen für Anwendungstiefe, während EU-Programme Forschung und Entwicklung flankieren. Nachhaltigkeitsziele unterstützen das Additive Manufacturing, da Materialabfall und Energieeinsatz sinken können. In der Region Asien-Pazifik treiben Industrialisierung und Kostenvorteile die Einführung im Automotive-, Elektronik- und Konsumgüterbereich voran. China investiert strategisch in Kapazitäten und Materialentwicklungen.

Handelspolitische Effekte

In den USA haben Zölle auf 3D-Drucker und deren Komponenten in letzter Zeit zu spürbaren Kostensteigerungen geführt. Für Importe aus China werden zehn Prozent Zoll erhoben, für Kanada und Mexiko sogar 25 Prozent. Laut GMI stiegen dadurch die Produktionskosten mancher Hersteller um 20 bis 30 Prozent. Die Maßnahmen legten zugleich Abhängigkeiten in den Lieferketten offen und führten dazu, dass Unternehmen ihre Materialquellen und Fertigungsstandorte stärker überdenken.

Märkte, Trends und Perspektiven im 3D-Druck
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Höhere Importkosten könnten ein Anreiz sein, Teile künftig vermehrt in den USA zu produzieren.

Anbieter und Entwicklungen

Zu den führenden Anbietern zählen 3D Systems, Stratasys, GE Additive, EOS und HP. Zusammen erreichen die Top-Player einen Marktanteil von 5 bis 10 Prozent. Mit Neuheiten wie dem großformatigen EP-M4750 von Eplus3D oder dem Dual-Laser-System RenAM 500D von Renishaw zeigt sich, dass der Markt technisch weiter an Fahrt gewinnt.

Materialien und Anwendungen (Auszug aus der Segmentierung)

Auf Materialseite listet GMI Kunststoffe/Polymere wie ABS, Nylon, Polycarbonat und TPU sowie Metalle wie Edelstahl, Titan, Zirkonium und Inconel, außerdem Keramiken und Composites. Die Anwendungsfelder reichen von Prototypen über Werkzeuge und Produktionsteile bis hin zur Supply-Chain-Optimierung.

3D als Teilchenbeschleuniger

Die additive Fertigung bleibt somit ein dynamisches Feld, das sich von der reinen Prototypenherstellung immer weiter in Richtung industrieller Serienproduktion entwickelt. Neue Materialien, schnellere Verfahren und wachsende Anwendungen in Schlüsselbranchen verleihen dem Markt zusätzlichen Schwung. Die kommenden Jahre werden zeigen, wie stark sich AM in die etablierten Produktionsketten integriert – die Prognosen deuten jedenfalls klar nach oben.

Bedeutung für die Edelstahlbranche

Die Additive Fertigung eröffnet Herstellern und Verarbeitern von Edelstahl zusätzliche Perspektiven. Edelstahl zählt bereits heute zu den wichtigsten Materialien im 3D-Druck und wird sowohl für Prototypen als auch für funktionsfähige Endprodukte verwendet. Mit dem erwarteten Marktwachstum dürfte die Nachfrage nach hochwertigen Pulvern und maßgeschneiderten Werkstoffen weiter steigen. Unternehmen, die frühzeitig in Know-how und Kooperationen investieren, können sich in diesem Umfeld Wettbewerbsvorteile sichern.

Weitere Infos

Die Daten stammen aus Analysen von Global Market Insights (GMI). Über den QR-Code gelangen Sie zum vollständigen Bericht mit Details zu Marktsegmenten und Anbietern.

Sonja Wingels
Sonja ist Redakteurin bei der Edelstahl Aktuell. Nach ihrem Studium der Psychologie an der HHU in Düsseldorf und selbstständiger Arbeit als Content Creator nutzt sie nun diese Erfahrungen, um zum Erfolg der Zeitung beizutragen und ihr Fachwissen in der Edelstahlbranche zu vertiefen.

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Sonja Wingels
Sonja ist Redakteurin bei der Edelstahl Aktuell. Nach ihrem Studium der Psychologie an der HHU in Düsseldorf und selbstständiger Arbeit als Content Creator nutzt sie nun diese Erfahrungen, um zum Erfolg der Zeitung beizutragen und ihr Fachwissen in der Edelstahlbranche zu vertiefen.