Der Mitte März unterzeichnete Koalitionsvertrag lässt leider offen, wie der weiter steigende CO2-Ausstoß im Verkehrssektor konkret abgesenkt werden soll. Die Regierungskoalition bekennt sich jedoch dazu, die Mobilitäts- und Kraftstoffstrategie technologieoffen weiterzuentwickeln und alternative Antriebe zu nutzen. Zudem sollen Markteintrittshürden für grüne Gase und synthetische Kraftstoffe beseitigt und der Ausbau von LNG-Infrastrukturen in Deutschland gefördert werden. Das sind positive Signale für innovative Gastechnologien in der Mobilität. Wir werden die Koalition beim Wort nehmen: Wer es ernst meint mit dem Klima- und Gesundheitsschutz, setzt auf Gas als Kraftstoff.
Dies sagte der DVGW-Vorstandsvorsitzende Prof. Dr. Gerald Linke auf dem gemeinsam mit der Brancheninitiative Zukunft ERDGAS ausgerichteten Symposium Zukunft Gas-Mobilität 2018 in Berlin. Das teilte der DVGW mit. Zuletzt hatten Umweltbundesamt und Bundesumweltministerium erste Prognosen zur Entwicklung der CO2-Emissionen für 2017 veröffentlicht. Danach stiegen die Emissionen im Verkehrssektor um 3,8 Millionen Tonnen auf 170,6 Millionen Tonnen. Der Verkehrssektor verursachte damit etwa ein Viertel der gesamten CO2-Emissionen in Deutschland. Der größte Zuwachs ist im Schwerlastverkehr zu verzeichnen. Hier stiegen die Emissionen im letzten Jahr um 4,1 Prozent.
Diese Zahlen zeigen eindrucksvoll, dass die Energiewende ohne Verkehrswende zum Scheitern verurteilt ist. Über 2,7 Millionen Diesel-Lkw fahren auf deutschen Straßen, das sind über 95 Prozent aller schweren Nutzfahrzeuge. Wenn wir diese Dieselantriebe durch Gasantriebe ersetzen, können wir schnell und kosteneffizient zum Klimaschutz beitragen. Gas-Lkw emittieren bis zu 25 Prozent weniger Stickoxide als Diesel, 25 Prozent weniger CO2 und so gut wie keinen Feinstaub, so Linke weiter.
Zudem fahren Gas-Lkw deutlich leiser als vergleichbare Diesel-Modelle. Die Lärmbelastung sinkt um die Hälfte. Daher können auch nachts Güter und Waren geräuscharm in städtische Zentren geliefert werden”, betonte Dr. Timm Kehler, Vorstand von Zukunft ERDGAS. Mit LNG seien Reichweiten von über 1.500 Kilometer pro Tankfüllung zu erzielen. Durch die Nutzung von Biomethan und synthetischen Gasen könnten Gas-Lkw mittelfristig sogar weitgehend emissionsfrei angetrieben werden. Zudem sei die Gas-Technologie im Gegensatz zur Elektromobilität keine Zukunftsmusik, sondern technisch voll ausgereift und sofort verfügbar.
Erdgas und grünes Gas bringen erhebliche Umweltvorteile mit sich. Diese müssen endlich auch von der europäischen Politik anerkannt und entsprechend berücksichtigt werden. Der im vergangenen November vorgelegte Vorschlag der EU-Kommission für CO2-Grenzwerte im Verkehr nach 2021 sieht für die CNG-Technologie derzeit keine Regelung vor. Das muss sich ändern: Wir fordern einen Technologiebonus für CNG-Fahrzeuge bei der Regelung für den CO2-Flottendurchschnitt der Fahrzeughersteller, sagte Kehler weiter.
Auch der öffentliche Nahverkehr würde von einer Umstellung auf Erdgas profitieren. Wie die kürzlich veröffentlichte Vergleichsstudie von Zukunft ERDGAS zu Antrieben für den ÖPNV zeigt, bilden Gas-Busse die günstigste Lösung unter den alternativen Antriebstechniken. Ob öffentlicher Auftraggeber oder Privatperson: Bei der Entscheidung für ein Kraftfahrzeug sollte kosteneffizienter Klimaschutz statt Symbolik im Vordergrund stehen. Wer sich an diesen Grundsatz hält, entscheidet sich für Erdgas, so Kehler abschließend.
Bild: Prof. Dr. Gerald Linke, Vorstandsvorsitzender des DVGW. Foto: Tatiana Back Kurda / DVGW