Ob Online oder Offline – Mit Passion und Herzblut dabei
Er ist seinem Ausbildungsbetrieb seit mittlerweile 28 Jahren treu, heute Einkaufsleiter und nebenher Unternehmenssprachrohr in den Sozialen Medien: Claudio Mastio vom Apparate- und Rohrleitungsbauer Heinz Gothe in Mönchengladbach unterhielt sich mit Edelstahl Aktuell über fließende Grenzen bei Jobprofilen, die Faszination Edelstahl und die Motivation, die aus dem Herzen kommt.
EA: Wie sind Sie in die Edelstahlbranche gelangt?
CM: Ganz klassisch durch die Ausbildung, die ich nach meinem Fachabitur vor 28 Jahren bei Heinz Gothe begonnen habe. Ich habe von der „Pike auf“ gelernt, bin jede Abteilung des Unternehmens durchlaufen. Diese Erfahrung kommt mir heute sehr zugute, denn als Einkäufer ist es wichtig, auch Verkäufer zu verstehen. Da wir neben unserer Fertigung auch einen Handel mit Edelstahlerzeugnissen betreiben, fließen die Tätigkeiten schon mal zusammen.
EA: Was macht für Sie die Faszination von Edelstahl aus?
CM: Edelstahl nennt seinen Anspruch schon im Namen. Die Vielfältigkeit ist nahezu grenzenlos. Unser Ausgangsmaterial sind in erster Linie Bleche. Hieraus fertigen wir Rohre, Formstücke und Behälter. Wir haben Kunden in der chemischen-, umwelttechnischen- und in der Papierindustrie. Hier sind die Anforderungen an das Material sehr hoch. Unsere Produkte sind alle „tailor made“, wir haben schon U-Boot-Abgasanlagen, Tunneldächer und sogar öffentliche Schwimmbecken aus Edelstahl gebaut.
EA: Was ist heute Ihre Aufgabe?
CM: Ich bin verantwortlich für den gesamten Materialeinkauf für die beiden Fertigungsstandorte in Mönchengladbach. Zusätzlich koordiniere ich den Materialnachschub für unsere weltweiten Baustellenprojekte. Zurzeit verrohren wir eine neue Anlage in Nordschweden: Unser Kunde baut die modernste Papiermaschine für die Herstellung von Kraftliner weltweit. Wir verarbeiten dort knapp 1.000 Tonnen Material.
EA: Wo sehen Sie die größte Herausforderung in Ihrem Bereich?
CM: Der Einkäufer von heute hat mit dem von vor zwanzig Jahren praktisch nichts mehr zu tun. Ich sehe mich als Informationsbeschaffer und Wissensmanager, der strategische Aufgaben wahrnimmt und so dem Unternehmen hilft, die gesamte Wertschöpfungskette zu optimieren. Schauen Sie sich nur den Edelstahlmarkt an: Er ist ständig in Bewegung. Aufgrund der fast täglich steigenden Materialpreise befristen unsere Lieferanten ihre Angebote. Zudem sind die Lieferketten unterbrochen und selbst Standardkomponenten lassen sich mittlerweile schwer beschaffen. Ein Ende dieses Trends lässt sich leider noch nicht erkennen.
EA: Wo sehen Sie die größten Veränderungen der Branche in den vergangenen Jahren und zukünftig?
CM: Die Digitalisierung hat in vielen Bereichen Einzug gehalten und auch wir arbeiten heute weitestgehend digital. Analoges und manuelles Arbeiten kostet Zeit und Geld. Wir leben in einer immer smarter werdenden Welt. Die größte Herausforderung liegt darin, die bereits bestehenden Maschinen so einzubinden, dass sie smart werden. Viele unserer Lieferanten gehen dazu über, ihre Produkte online zu vertreiben, das erleichtert den Einkaufsprozess.
EA: Worauf sind Sie stolz?
CM: Die Firma Gothe blickt mittlerweile auf eine 100-jährige erfolgreiche Unternehmensgeschichte zurück. Ich hoffe, dass ich meinen Beitrag dazu leisten konnte (lacht). Im Moment baue ich die Social-Media-Kanäle weiter auf und freue mich über den Zuspruch und die steigende Zahl unserer Follower. Aber ganz besonders stolz bin ich darauf, dass wir in den letzten Jahren ein stetiges Wachstum verzeichnen konnten.
EA: Wofür „brennen“ Sie?
CM: Für unsere Borussia aus Mönchengladbach. Ich besuche so oft es möglich ist die Heimspiele. Es ist bemerkenswert, welche Infrastruktur rund um den Borussiapark entstanden ist. Viele Unternehmen haben hier ihre Niederlassungen und damit viele neue Arbeitsplätze geschaffen. Davon profitiert unsere ganze Region. Auch wir haben dort Partner, mit denen wir zusammenarbeiten.
EA: Wobei können Sie am besten abschalten und entspannen?
CM: Wir verbringen viel Zeit in der Natur mit unseren Kindern und fahren gerne zu unserer Familie nach Italien. Zudem engagiere ich mich seit 3 Jahren ehrenamtlich als Betreuer im örtlichen Fußballverein in der E-Jugend. Nach der Arbeit wirkt das heimische Sofa natürlich deutlich attraktiver als eine sportliche Betätigung. Seit ich Betreuer bin, hat sich diese Einstellung deutlich gewandelt. Zweimal in der Woche Training, am Wochenende häufig Spiele oder Turniere und auch neben dem Platz gibt es einiges vorzubereiten. Aber es macht unheimlich Spaß.