Die Auftragseingänge im Maschinenbau erreichten in den ersten zehn Monaten des laufenden Jahres ein Plus von 7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Zugleich erhöhte sich die Zahl der Beschäftigten (in Betrieben mit mehr als 50 Mitarbeitern) im Inland bis September um 34.000 auf 1,067 Millionen – ein Zuwachs von 3,4 Prozent. „Das zeigt, dass die Maschinenbauer keine Angst vor der Zukunft haben und weiter investieren wollen“, erläuterte Welcker. Die Zahl der Erwerbstätigen im Maschinenbau liegt bei mehr als 1,3 Millionen Menschen, damit ist die Branche weiterhin größter industrieller Arbeitgeber im Land.
Sorgen bereiten den Unternehmen allerdings Engpässe sowohl in den Lieferketten, als auch bei Fachkräften. Laut aktuellen Umfragen leiden 27 Prozent der Maschinenbauer in Deutschland unter einem Mangel an Arbeitskräften, in 28 Prozent der Unternehmen wird die Produktion aufgrund von Materialknappheit behindert. „Diese Engpässe könnten das Wachstum auch in diesem Jahr noch begrenzen“, sagte Welcker.

Weniger Schwung

Für das kommende Jahr rechnen die VDMA-Volkswirte nur noch mit einem Produktionswachstum von real 2 Prozent im Maschinenbau. Erwartet wird, dass sich das Tempo der Weltwirtschaft verlangsamen wird. Dies wird auch im Maschinenbau, der eine Exportquote von beinahe 80 Prozent aufweist, zu spüren sein. Positiv ist, dass die Aufträge in den Büchern derzeit im Durchschnitt noch eine Reichweite von 8,6 Monaten haben. Aber der anhaltende Handelsdisput der USA mit China, in den auch die EU noch stärker hineingezogen werden könnte, die Gefahr eines harten Brexits, die Sanktionen gegen Russland sowie die Verschuldungskrise Italiens sind nur die offensichtlichsten Hürden für das weitere Wachstum.
„Wir müssen damit rechnen, dass all diese Einschränkungen des freien Handels sich auch im Maschinenbau stärker bemerkbar machen“, sagte Welcker. Vom Inlandsmarkt erhofft sich die mittelständisch geprägte Industrie dagegen einen weiter anhaltenden Schwung: Die Investitionen haben hierzulande zwar bereits angezogen, sind aber immer noch unterdurchschnittlich. „Zudem werden Automatisierungslösungen, die der Maschinenbau anbietet, gerade in Zeiten knapper Fachkräfte für viele Unternehmen unverzichtbar“, sagte der VDMA-Präsident.

Rostfrei, Welcker,VDMA

China und USA

Die Exporte der Maschinenbauer aus Deutschland legten in den ersten neun Monaten 2018 um nominal 5,2 Prozent auf 131,9 Milliarden Euro zu. China (plus 11,4 Prozent auf 14,23 Milliarden Euro) und USA (plus 6,9 Prozent auf 14,16 Milliarden Euro) lieferten sich dabei ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den Spitzenplatz in der Exportrangliste, mit knappem Vorsprung für die Volksrepublik. Das Exportplus nach China in diesem Zeitraum wird allerdings getrübt von den Aussichten einer sich abschwächenden chinesischen Binnenkonjunktur, die auch unter den Strafzöllen der amerikanischen Regierung leidet. Zugleich steigen Arbeits- und Produktionskosten in China weiter an.
Die Konjunktur in den Vereinigten Staaten profitiert derzeit noch von abgesenkten Unternehmenssteuern, allerdings werden auch hier die Inlandsinvestitionen schon wieder schwächer. „Wir erwarten deshalb von der EU, dass sie die Verhandlungen sowohl über ein schlankes Freihandelsabkommen mit den USA als auch über ein Investitionsabkommen mit China energisch vorantreibt“, forderte Welcker.
Zudem sei die Europäische Union in der eigenen Region gefordert, gerade im Jahr der Europawahl für einen größeren Zusammenhalt der Mitgliedsländer zu sorgen. Um die Wirtschaft innerhalb der EU zu stärken, sei auch ein Abbau überbordender Bürokratie notwendig, die insbesondere im Mittelstand enorme Zusatzkosten verursache, betonte Welcker und nannte als Beispiel die nationale Umsetzung der Entsenderichtlinie. Monteure oder Servicefachkräfte müssen häufig sehr kurzfristig zu Kunden innerhalb Europas reisen – dies wird durch die Regularien im Prinzip aber unmöglich gemacht.

Brexit

Als nach wie vor schwer abschätzbare Belastung der Geschäfte erweist sich der Brexit. Zwar haben sich die Exporte der Maschinenbauer aus Deutschland nach Großbritannien in den ersten neun Monaten 2019 um 4,5 Prozent erhöht – hier dürften ein kräftiger Lageraufbau sowie vorgezogene Investitionen eine wichtige Rolle gespielt haben. Doch die Gefahr eines harten Brexits mit all seinen schwer abschätzbaren Folgen bleibt bis zur Annahme des Austrittsabkommens durch das britische Parlament bestehen. „Unsere Unternehmen müssen sich angesichts der unklaren Situation mit Hochdruck auf einen harten Brexit vorbereiten. Die Chancen, dieses Szenario noch zu vermeiden, werden jeden Tag kleiner“, warnte Welcker.

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Catrin Senger
Catrin ist Redakteurin bei Edelstahl Aktuell. Stahl zieht sich wie ein roter Faden durch ihr Berufsleben. Sie hat eine Ausbildung bei einem Großhändler für Rohr- und Rohrzubehör absolviert und in verschiedenen Funktionen bei einem Hersteller und Lieferanten von Analysegeräten für die Metallindustrie gearbeitet.