Die aktuelle Geschäftslage für Maschinen- und Anlagenbauer in China lässt auf ein gutes Jahr 2021 hoffen. Dies zeigten die Ergebnisse der Frühjahrsumfrage des VDMA unter den in China ansässigen Mitgliedsunternehmen, so der Verband. Sie deuten darauf hin, dass der Maschinenbausektor in der Volksrepublik seinen breit angelegten Aufschwung fortsetzt, der in der zweiten Jahreshälfte 2020 begonnen hat. Der Umfrage zufolge bewerten 61 Prozent der befragten Unternehmen die aktuelle Geschäftslage als gut, 35 Prozent als zufriedenstellend. Lediglich 4 Prozent stufen diese als schlecht ein. In der vorangegangenen Umfrage im Herbst 2020 waren es noch 16 Prozent, die über schlechte Geschäfte klagten. Überdurchschnittlich positiv fallen nun die Einschätzungen für die Sektoren Fluidtechnik, Elektrische Automation und Textilmaschinen aus.
Kapazitätsauslastung auf Allzeithoch
Die Kapazitätsauslastung in China erreichte im Frühjahr 2021 einen neuen Höchststand. 64 Prozent der Unternehmen gaben eine über normal liegende Auslastung an, 29 Prozent ein normales Niveau und lediglich 7 Prozent waren unterausgelastet. „Firmenerweiterungen, die im vergangenen Jahr auf Eis gelegt wurden, stehen nun auf der Agenda wieder ganz oben” erläutert Claudia Barkowsky, Geschäftsführerin des VDMA in China. Viele Absatzbranchen verzeichnen derzeit eine starke Nachfrage, darunter Pharma, Automotive (inkl. E-Mobilität und Batterieproduktion) sowie Petrochemie, aber auch Windkraft, Luftfahrt und Holzbearbeitung.
Auch der Auftragseingang hat sich in China stark verbessert. 55 Prozent der befragten Unternehmen berichten, dass sich der aktuelle Auftragseingang über dem normalen Bereich befindet. Nur 8 Prozent gaben an, dass die Bestellungen unter dem normalen Wert liegen. Im Herbst 2020 waren es noch 20 Prozent.
Reiserestriktionen und fehlendes Zuliefermaterial
Es gibt auf dem chinesischen Markt aber auch Bremsfaktoren, über die 30 Prozent der befragten Firmen klagen. Ganz oben stehen nach wie vor die anhaltenden Reiserestriktionen. Dahinter hat sich das Bild allerdings deutlich gewandelt: War es innerhalb dieser Gruppe vor sieben Monaten noch die mangelnde Auftragslage (66 Prozent im Herbst 2020, 33 Prozent im Frühjahr 2021), die für eine verhaltene Stimmung sorgte, ist es aktuelle der Mangel an Rohstoffen und Materialien (44 Prozent im Frühjahr 2021, 6 Prozent im Herbst 2020). „Die Lieferketten sind zurzeit sehr angespannt, was vor allem daran liegt, dass China nicht mehr die einzige Region ist, die boomt. Die enormen Preiserhöhungen für Stahl, Blechteile, Elektronik und vielen weiteren Produkten sowie die geringe Verfügbarkeit zum Beispiel von Halbleitern bauen Druck auf. Die Lieferzeiten sind extrem lang”, sagt Barkowsky.
Weichen stehen auf Wachstum
Die Umsatzentwicklungen in China waren im vergangenen Jahr für viele Maschinen- und Anlagenbauer besser als ursprünglich erwartet. Im Herbst 2020 schätzten die Teilnehmer ihr Umsatzwachstum für 2020 auf 5 Prozent, realisiert wurden laut Umfrage im Durchschnitt 9 Prozent. Für das Gesamtjahr 2021 geben die Unternehmen im Durchschnitt eine erfreuliche Wachstumserwartung von 17 Prozent an. „Die Unternehmen erwarten, dass es nach einem stürmischen Wachstum im ersten Halbjahr in der zweiten Jahreshälfte auf niedrigerem, aber gutem Niveau weitergehen wird. Ein Abbruch ist aktuell nicht zu erkennen“, bekräftigt die VDMA-Expertin.
Bedeutung steigt
Die Bedeutung des chinesischen Marktes für die VDMA-Mitgliedsunternehmen in China hat während der Pandemie zugenommen: 76 Prozent der Unternehmen geben eine signifikante (36 Prozent) beziehungsweise leichte (40 Prozent) Steigerung an. „In der Pandemie war China ein verlässlicher Markt, der schnell wieder auf die Beine kam. Aktuell sind es die Weichenstellungen für die nächsten fünf Jahre, die für anhaltenden Optimismus sorgen”, erklärt Barkowsky.
Engpass Reiserestriktionen
Kehrseite der Medaille ist, dass jedes vierte Unternehmen (23 Prozent) aufgrund der geltenden Reisebeschränkungen nach China erhebliche wirtschaftliche Schäden verzeichnet. Der Mangel an qualifizierten Servicetechnikern vor Ort hat entweder dazu geführt, dass der Kunde immer noch auf die Erledigung des Auftrags wartet oder dass Maschinen nicht verkaufen werden konnten und der potenzielle Auftrag an einen lokalen Wettbewerber ging. Lediglich 20 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, es trotz der Reisebeschränkungen geschafft zu haben, Servicetechniker nach China zu schicken. Andere konnten den Bedarf durch Online-Trainings abfangen (44 Prozent) beziehungsweise durch Kooperationen mit externen Service- Providern oder Drittparteien (11 Prozent) decken.