More than meets the Eye

Fotos: Salmon Eye

Norwegen ist der weltweit führende Produzent von Zuchtlachs. Das Salmon Eye, ein schwimmendes Veranstaltungszentrum, ist der nachhaltigen Entwicklung dieser Industrie gewidmet. 6 Prozent Molybdän-Edelstahl ist das Geheimnis hinter der makellosen Metalloberfläche des Bauwerks.

Ein Gastbeitrag von Martina Helzel, IMOA.

More than meets the Eye
Aus der Vogelperspektive erkennt man, wie das Salmon Eye einem echten Lachsauge nachempfunden wurde. Foto: Håkon Settemsdal

Vor der zerklüfteten, gebirgigen Küste im norwegischen Hardangerfjord treibend, sieht des Salmon Eye aus, als wäre es aus einer anderen Dimension herbeigebeamt worden. Silberfarben, ellipsenförmig und 26 Meter im Durchmesser wird es als „UFO-ähnlich“ beschrieben. Von oben betrachtet ist die Struktur ein anatomisch genaues Modell des Auges eines Lachses. Das dänische Unternehmen Kvorning Design hat „die fliegende Untertasse, die im Fjord wohnt, zum Leben erweckt“.

Nur per Boot von der nahe gelegenen Stadt Rosendal aus erreichbar, ist das Salmon Eye mit drei langen Seilen am Meeresboden verankert. Der Hardangerfjord ist eine Bucht, die von Gletschern geformt wurde und mit dem offenen Meer verbunden ist. Ihr Salzgehalt variiert je nach Jahreszeit: Er ist niedrig, wenn Schnee und Eis schmelzen, aber während mehrerer Monate im Jahr mit dem von Meerwasser vergleichbar. Molybdän ist unentbehrlich, um das ikonische Aussehen dieser Installation im großen Rostmacher Meer zu erhalten.

Nachhaltige Aquakultur

Die weltweiten Bestände an Wildfischen stehen unter extremem Druck. Der Anteil der überfischten Fischpopulationen hat sich seit den 1980er Jahren mehr als verdoppelt. Nahezu 90 Prozent der weltweiten Fischbestände werden an oder über ihre Grenzen hinaus befischt. Fischfarmen, auch Aquakulturen genannt, sind eine wachsende Alternative. Vor 50 Jahren waren sie noch selten, doch inzwischen stammt über die Hälfte aller konsumierten Fische aus Zuchtbetrieben.

Dabei sind Lachsfarmen nicht von Natur aus nachhaltig:

More than meets the Eye
Im Inneren des Salmon Eye erleben die Besucher eine Installation, die die Auswirkungen der Aquakultur und ihrer Produktionstechniken mit einer immersiven audiovisuellen Darstellung auf vier Ebenen erklärt. Nachts verwandelt sich das Auge in ein Restaurant mit Zutaten, die bei Tauchgängen nur wenige Meter entfernt von Hand gefangen wurden. Foto: Salmon Eye / John Asle E. Hansen

In offenen Gewässern gezüchtete Fische verursachen oft erhebliche Verschmutzungen, verbreiten Krankheiten und sind auf Wildfischfang als Futtermittel angewiesen. Mit der spektakulären Besucherattraktion und Kunstinstallation möchte das lokale Aquakulturunternehmen Eide Fjordbruk die Aufmerksamkeit auf alle Aspekte der Aquakultur lenken und darauf, wie diese verbessert werden kann, um mehr Menschen mit weniger Auswirkungen auf die Umwelt zu ernähren.

Rostfreie Lachsschuppen

More than meets the eye
Zwei elektrische Shuttle-Fähren sind der Schlüssel zu einer nachhaltigen Expedition für alle Besucher. Foto: Salmon Eye / Tobias Lamberg Torjusen

Um das Aussehen von Fischschuppen zu imitieren, ist die ellipsenförmige Struktur mit 9.250 sich überlappenden Schindeln aus 6 Prozent Molybdän-Edelstahl (UNS S31254) verkleidet. Der hohe Molybdänanteil macht diesen Edelstahl zu einem der korrosionsbeständigsten Stähle auf dem Markt, der auch dem Eintauchen in Meerwasser standhält. Die Sorte wird häufig für extreme Anwendungen wie Entsalzung und chemische Verarbeitung

verwendet. Neben der hervorragenden Beständigkeit gegen Lochfraß und Spaltkorrosion bietet der 6-prozentige Molybdän-Edelstahl eine mindestens 50 Prozent höhere Festigkeit als austenitische Standardsorten. Trotz des ständigen Kontaktes mit salzhaltigem Wasser erfordern diese „Schuppen“ nur minimale Wartung und werden sich im Laufe der Zeit nicht lockern, verziehen oder rosten. Die Wahl der Werkstoffe für das Salmon Eye spiegelt auch die ökologischen Absichten des Projekts wider. Der hochlegierte rostfreie Stahl gibt keine schädlichen Stoffe an das Wasser ab und wird in der Meeresumgebung viele Jahrzehnte überdauern. Am Ende seiner langen Lebensdauer ist rostfreier Stahl zudem vollständig recycelbar. Das Salmon Eye, das für immer in den Himmel starrt, und seine Schuppen aus rostfreiem Stahl fordern dazu auf, einen Blick in die Zukunft unter der Wasseroberfläche zu wagen.

More than meets the Eye
Überlappende Schindeln, die der elliptischen Form des Salmon Eye folgen, trotzen der rauen Umgebung mit minimalem Pflegeaufwand. Foto: Salmon Eye / Rasmus Jurkatam
More than meets the Eye
Wissensaustausch bezüglich Aquakulturen. Foto: Salmon Eye / Tobias Lamberg Torjusen
Sonja Wingels
Sonja ist Redakteurin bei der Edelstahl Aktuell. Nach ihrem Studium der Psychologie an der HHU in Düsseldorf und selbstständiger Arbeit als Content Creator nutzt sie nun diese Erfahrungen, um zum Erfolg der Zeitung beizutragen und ihr Fachwissen in der Edelstahlbranche zu vertiefen.

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Sonja ist Redakteurin bei der Edelstahl Aktuell. Nach ihrem Studium der Psychologie an der HHU in Düsseldorf und selbstständiger Arbeit als Content Creator nutzt sie nun diese Erfahrungen, um zum Erfolg der Zeitung beizutragen und ihr Fachwissen in der Edelstahlbranche zu vertiefen.