Foto: Alleima
Carl von Schantz ist noch nicht lange Teil der Edelstahlwelt – aber er ist angekommen. Seit Oktober 2023 leitet er die Tube Division bei Alleima und bringt frischen Wind in die Branche. Der gebürtige Schwede kommt ursprünglich aus der Aluminiumindustrie und war zuvor in leitenden Positionen bei globalen Industriekonzernen tätig. Technische Herausforderungen kennt er also, doch was ihn wirklich antreibt, ist die Zusammenarbeit mit Menschen. Die Edelstahl Aktuell-Redaktion hat mit ihm über seine berufliche Motivation und persönlichen Werte gesprochen. Wie tickt der Branchen-Newcomer an der Spitze von Alleimas internationalem Rohrgeschäft?
Im Porträt: Carl von Schantz, Präsident der Tube Division bei Alleima

EA: Wie sind Sie in die Edelstahlbranche gelangt?
CvS: Ich bin seit Oktober 2023 in meiner jetzigen Rolle, davor war ich rund 20 Jahre in verschiedenen multinationalen Unternehmen in Schweden tätig. Meine Erfahrungen in der Metallindustrie habe ich vor allem im Aluminiumsektor gesammelt. Darüber hinaus war ich in der Energie- und Agrarbranche tätig und habe bei Atlas Copco die General Industry Division geleitet. Edelstahl war zwar neu für mich, aber vieles war mir vertraut: Es geht um technische Exzellenz, um anspruchsvolle Kundenlösungen und um den Umgang mit einem Grundmaterial, das im Zentrum vieler wichtigen und wachsenden Industrien steht.
EA: Was fasziniert Sie an Edelstahlrohren?
CvS: Mich beeindruckt die Bedeutung, die diese Produkte für so
viele Schlüsselbranchen haben. Ob Luft- und Raumfahrt, Chemie oder Energie: Edelstahlrohre sind oft essenziell und müssen in extremen Umgebungen absolut zuverlässig funktionieren. Aber es geht nicht nur ums Material. Mich begeistert vor allem die Vielfalt der Herausforderungen, mit denen unsere Kunden konfrontiert sind und die sich mit Edelstahl lösen lassen. Es ist ein bisschen wie ein Rätsel oder Puzzle, das technisch, wirtschaftlich und manchmal auch kreativ gelöst werden will. Diese Mischung aus Hightech-Innovationen, Teamarbeit und Problemlösung finde ich unglaublich spannend.
EA: Was sind Ihre Aufgaben bei Alleima?
CvS: Ich leite die globale Tube Division mit rund 4.700 Mitarbeitenden, verteilt auf Produktionsstandorte und Vertriebsbüros weltweit. Mein Verantwortungsbereich umfasst die strategische Ausrichtung, operative Führung und das profitable Wachstum der Sparte. Das reicht von Vorstandsterminen über Werksbesuche bis hin zu Kundengesprächen in verschiedenen Märkten. Ich bin also viel unterwegs (lacht).
EA: Wo sehen Sie die größten Veränderungen in der Branche – heute und in Zukunft?
CvS: Eine wichtige Veränderung, die wir in letzter Zeit beobachten konnten, ist der zunehmende Stellenwert der Nachhaltigkeit. Viele unserer Kunden arbeiten daran ihre CO₂-Emissionen zu reduzieren und orientieren sich an Rahmenwerken wie der Science Based Targets Initiative. Unsere Produkte haben bereits einen geringen CO₂-Fußabdruck. Gleichzeitig investieren wir gezielt und arbeiten laufend daran, sie noch grüner zu machen.
Eine weitere spürbare Veränderung ist die wachsende Vorliebe für hochwertige Produkte von lokalen Anbietern. Kunden wünschen sich engere Partnerschaften, kürzere Vorlaufzeiten und eine bessere Ausfallsicherheit der Lieferkette.
Meiner Meinung nach wird auch künstliche Intelligenz eine transformative Rolle spielen. Bislang sind ihre Auswirkungen noch begrenzt, aber ich erwarte, dass KI in den nächsten fünf Jahren sowohl die Produktion als auch den Handel grundlegend verändern wird.
EA: Was wollen Sie beruflich noch erreichen?
CvS: Nun, ich bin erst seit etwas mehr als eineinhalb Jahren bei Alleima, und in vielerlei Hinsicht habe ich das Gefühl, dass der Großteil meiner beruflichen Reise hier noch vor mir liegt. Mein Hauptziel ist es, den Geschäftsbereich Rohre auf profitable und nachhaltige Weise weiterzuentwickeln und auszubauen.
EA: Was macht Sie stolz und wie schaffen Sie es, bei all den beruflichen Anforderungen abzuschalten?
CvS: In beruflicher Hinsicht bin ich stolz darauf, wie ich in diese Rolle hineingewachsen bin, obwohl ich nicht aus der Edelstahlbranche komme. Die Tube Division ist voll von erfahrenen, hochqualifizierten Personen, und ich denke, ich habe zum Team beigetragen, indem ich neue Perspektiven eingebracht und geholfen habe, eine bereits starke, gut strukturierte Organisation weiterzuentwickeln.
Ich bin auch stolz auf die Balance, die ich in meinem Leben gefunden habe. Ich genieße meine Arbeit, aber ebenso die Zeit mit meiner Familie und meinen Freunden. Die Menschen in meinem Leben sind mir sehr wichtig. Natürlich ist es nicht immer einfach, dieses Gleichgewicht zu halten, eine neue Rolle zu übernehmen und eine neue Branche kennenzulernen, verlangt immer viel Zeit und Arbeit, aber ich bin sehr dankbar für die Erfahrung.
Um wirklich abzuschalten, gehe ich am liebsten joggen oder mache Skilanglauf. Diese Ausdauersportarten helfen mir zwar nicht dabei, mich körperlich zu entspannen, aber sie sind ideal, um den Kopf frei zu bekommen und mental zur Ruhe zu kommen. Beim Tennis, das ich auch leidenschaftlich gerne spiele, kann es schon mal etwas wettkampforientierter zugehen (lacht). Beim Laufen hingegen geht es nur ums Draußensein und ums In-Bewegung-Sein. Das ist meine Art, neue Energie zu tanken.
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