Rolls-Royce und der Yacht- und Schiffbauer Lürssen machen sich stark für Methanol als umwelt- und klimafreundlichen Treibstoff für Yachten. In der gemeinsamen Entwicklung sind bereits konkrete Projekte bis hin zum Antrieb einer Lürssen-Yacht mit mtu-Methanolmotoren von Rolls-Royce. Das gaben beide Unternehmen im Rahmen der Monaco Yacht Show bekannt, der weltgrößten Messe für Yachten der oberen Größenklasse.
Yachten mit einer Länge ab ca. 75 Metern, auf die sich das gemeinsame Vorhaben bezieht, böten großes Potenzial für den Antrieb mit Methanol – im Idealfall mit „grünem“ Methanol. Dieser synthetische Treibstoff wird unter Einsatz von elektrischer Energie aus erneuerbaren Quellen wie Solar- oder Windparks hergestellt. Zur Herstellung des synthetischen Methanols wird der Atmosphäre (klimaschädliches) Kohlendioxid entnommen (und umgewandelt). Dies entspreche der Menge, die beim Betrieb der Motoren mit dem „grünem“ Methanol entsteht – die Klimabilanz sei damit ausgeglichen. Des Weiteren emittiere ein Methanolmotor deutlich weniger Partikel als ein vergleichbarer Dieselmotor und er komme ohne SCR-Abgasnachbehandlung aus.
Chancen und Herausforderungen
Daniel Chatterjee, Direktor für Nachhaltigkeit, Technologiemanagement und Regulatory Affairs beim Rolls-Royce-Geschäftsbereich Power Systems, und Peter Lürßen, Gesellschafter und CEO von Lürssen, diskutierten während der Monaco Yacht Show die Chancen und Herausforderungen dieses Vorhabens. „Methanol hat in der Diskussion um Alternativen zum fossilen Diesel derzeit die Nase vorn“, so Chatterjee, der sich in zahlreichen Gremien mit der Frage des Treibstoffs der Zukunft intensiv beschäftige. „Herausforderungen bei Lagerung und Verwendung sind zwar vorhanden, weil Methanol leicht entzündlich ist. Aber der Treibstoff ist bei normalen Umgebungstemperaturen flüssig und so sind diese Herausforderungen ähnlich zu anderen Kraftstoffen sicher beherrschbar“, so Chatterjee weiter.
Wesentlicher Unterschied und damit eine Herausforderung für die Schiffsarchitekten Schiffbauingenieure ist, dass Methanol bei gleichem Brennwert wie Diesel etwa 2,4-mal mehr Volumen aufweist, die Tanks also entsprechend größer sein müssen. „Unsere Kunden möchten möglichst wenig Raum in ihrem Schiffsrumpf für Antrieb und Treibstofflagerung verwenden. Methanol hat hier zwar Nachteile gegenüber Diesel, aber deutliche Vorteile gegenüber anderen Alternativen zu fossilen Brennstoffen. Wir sehen mittlerweile, dass sich die heutigen Interessenten für künftige Yachten verstärkt Gedanken machen, wie sie den Betrieb ihres Schiffs möglichst klima- und umweltfreundlich gestalten können“, stellt Peter Lürßen fest. „Wir registrieren deshalb die wachsende Bereitschaft bei künftigen Kunden, sowohl in neue Technik zum Klimaschutz zu investieren als auch Platz dafür im Schiff zur Verfügung zu stellen.“
Derzeit entwickele Rolls-Royce einen Methanolmotor auf Basis der mtu-Erfolgsbaureihe 4000. Im Gegensatz zum Dieselmotor, dessen Treibstoff sich unter hohem Druck selbst entzündet, wird Methanol mit seinem niedrigeren Flammpunkt durch eine Zündkerze fremdgezündet, ähnlich wie bei einem Otto-Benzinmotor.
Weil der Bau von großen Yachten, wie sie aus den Lürssen-Werften kommen, vergleichsweise langen zeitlichen Vorlauf erfordert, will Lürssen-Geschäftsführer Dr. Justus Reinke die Kunden quasi an Land überzeugen, noch bevor die erste Methanol-Yacht schwimmt. „Wir wollen mit Rolls-Royce zusammenarbeiten, um ein stationäres methanolbetriebenes Blockheizkraftwerk in einer unserer Werften als Demonstrator für unsere Kunden zu betreiben“, so Dr. Reinke. Gleichzeitig wolle das Unternehmen das Methanol-Blockheizkraftwerk als Energiequelle in einer eigenen Werft einsetzen, um den Betrieb so nachhaltiger zu gestalten. Die mechanische Energie wird für elektrischen Strom genutzt, die Wärme des Motors geht ins Wärmenetz der Werft.