Auch NRW-Ministerpräsident Armin Laschet richtete ein Grußwort an die Belegschaft: „Der Erfolg und die Geschichte eines Unternehmens sind zum Großteil die Leistung und das Werk seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Insofern haben Sie in den vergangenen 125 Jahren ein bedeutendes Kapitel der Geschichte unseres Landes mitgeschrieben. Dafür gebühren Ihnen und den vielen tausend ehemaligen Siemensianern großer Dank.“
Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen würdigte dort die Leistungen der Siemens Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, denn sie stünden für viele herausragende technische Innovationen, die sie von Essen aus im Ruhrgebiet, aber auch in Essen selbst, realisiert haben: „Angefangen von der Elektrifizierung der Region, bahnbrechenden Neuerungen schon in der Frühzeit der Kohle-, Eisen- und Stahlindustrie bis hin zur Essener Feuerwehr-Leitstelle und der energetischen Modernisierung unseres Rathauses in jüngster Zeit.“
Die Historie verbindet
Die heutige Niederlassung wurde am 15. September 1894 als „Technisches Bureau“ von Siemens & Halske in Essen an der Burgstraße 7 eröffnet. Bereits zehn Jahre zuvor erkannte Firmengründer Werner von Siemens das Potenzial des Ruhrgebiets und errichtete in Dortmund eine Agentur der „Telegraphen Bau-Anstalt Siemens & Halske“.
„Essen bildet die industrielle Mitte des Ruhrgebietes und spielt daher für Siemens nach wie vor eine bedeutende Rolle“, sagt Manfred Sieger, Sprecher der Siemens-Niederlassung Ruhr am Standort Essen. „Diese Kundennähe ist unsere Standortsicherung. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind die Stärke, welche garantiert, dass wir auch noch viele weitere Jahre erfolgreich sein können“, so Sieger stolz.
Siemens brachte die Elektrifizierung unter Tage
Ende des 19. Jahrhunderts fand die Elektrifizierung zunehmend Einzug im Ruhrgebiet. Große Sicherheitsbedenken im Bergbau verlangsamten jedoch diesen Prozess. So betrieben sie weiterhin ihre Arbeitsmaschinen mit Ein-Zylinder-Dampfmaschinen und nahmen dabei einen Energieverlust von bis zu 50 Prozent in Kauf. Aufgrund des sehr hohen Energieverbrauchs beim Anfahren der Maschinen brach regelmäßig das Stromnetz zusammen. Das änderte sich 1903 dank einer bahnbrechenden technischen Neuerung von Siemens & Halske: Die weltweit erste Fördermaschine mit einem Ilgner-Schwungrad-Umformer wurde auf der Essener Zeche Zollern II installiert. Der Umformer senkte fortan die Spannungsschwankungen und garantierte so einen effizienten Stromverbrauch.
1908 führte Siemens die erste elektrische Grubenlampe für die Bergbauarbeiter ein. Zuvor erhellten nur Kerzen, Petrol- und Öllampen die Arbeit der Kumpel unter Tage. Im gleichen Jahr installierte Siemens die erste elektrische Grubenlok auf der Zeche Rosenblumendelle in Mülheim an der Ruhr.
Siemens-Technik für die Ruhrmetropole
Mit Übernahme der Maschinenfabrik Thyssen 1927 konnte Siemens auch Dampfturbinen aus eigener Fertigung anbieten. Dadurch wurden die Aufträge des Bergbaus und der aufstrebenden Hüttenindustrie noch erfolgreicher ausgeführt. Förderanlagen, Energieerzeugungs- und -verteilanlagen wurden unter anderem an die August-Thyssen-Hütte, die Eisen- und Stahlwerke Hoesch, die RWE und die Krupp-Stahlwerke geliefert. Im Oktober 1928 installierte Siemens die erste Essener Verkehrsampel über der Kreuzung Alfred-, Bismarck- und Kahrstraße.
Im Jahr 1932 ging in Essen-Katernberg Europas größte und modernste Schachtanlage – Zeche Zollverein – in Betrieb. Herzstück der Anlage war und ist eine Hauptschachtförderanlage von Siemens. In Folge der Bergbaukrise wurde die Zeche stillgelegt und ist heute UNESCO-Weltkulturerbe. 1954 lieferte Siemens die damals weltweit größte Schachtförderungsmaschine für Schacht II der Zeche Mathias Stinnes. Heutzutage ist dieser 72 Meter hohe Eisenkonstruktionsturm ein bekanntes Essener Wahrzeichen.
Erfolgreicher Strukturwandel in Zeiten der Digitalisierung
Mitte des 20. Jahrhunderts nutzte Siemens in Essen die neuesten Erfindungen der elektronischen Datenverarbeitung. 1954 fertigte Siemens den ersten serienmäßigen Digitalrechner „Siemens 2002“, im Jahr 1958 dann den ersten, in einen Menschen implantierten, Herzschrittmacher und sieben Jahre später das weltweit erste Ultraschalldiagnostik-Realtime-Gerät.
Die Mikroelektronik von Siemens trug maßgeblich dazu bei, dass fortan nicht nur Teile des Straßenverkehrs in der Region digital gesteuert wurden, sondern auch Kraftwerke, Walzanlagen und Hüttenwerke. Ende der 1960er-Jahre nahm Siemens in Essen ein Lehrzentrum für Datentechnik in Betrieb, um dort die künftigen Computer-Spezialisten auszubilden. In den 80er-Jahren stärkten die Übernahme der Computerfirma Nixdorf und ein neues Siemens-Beratungszentrum für Telekommunikation und Datentechnik die Digitalisierung bei Siemens.
2019 – 125 Jahre Siemens in Essen
125 Jahre nach ihrer Gründung ist die Siemens Niederlassung Essen der größte Vertriebs- und Service-Standort der Operating Company Gas & Power von Siemens Deutschland. Zu den Kunden zählen die drei großen Essener Dax-Konzerne E.ON SE, Thyssenkrupp AG und RWE AG sowie zahlreiche Unternehmen aus der Industrie und dem Mittelstand. Siemens ist in der Region nicht nur wirtschaftlich, sondern auch gesellschaftspolitisch fest verankert. Seit Anfang 2019 läuft parallel zum laufenden Betrieb die Modernisierung des Standortes an der Kruppstraße in Essen. Das neue Flächenkonzept wird eine Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf mit sich bringen. Am Mitarbeiterfest konnten die Gäste ein solch modernisiertes Büro besichtigen. Ein Großteil der am Standort sitzenden Einheiten nutzen die umgebauten Arbeitsflächen bereits. Bis Ende Oktober werden auch die verbleibenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Siemens Niederlassung Essen in die modernisierte Bürolandschaft ziehen.