Uniper und thyssenkrupp Uhde kooperieren für Wasserstoffwirtschaft

thyssenkrupp Uhde und Uniper gehen eine strategische Partnerschaft ein, um eine zentrale Technologie für den globalen Wasserstoffhandel zur industriellen Reife zu bringen: den großtechnischen Ammoniak-Cracker. In einem Ammoniak-Cracker wird Ammoniak bei hoher Temperatur katalytisch in seine Bestandteile Wasserstoff und Stickstoff zerlegt und anschließend in einer Aufreinigung reiner Wasserstoff erzeugt. Laut einer aktuellen Pressemitteilung von thyssenkrupp Uhde wird hierfür gemeinsam im ersten Schritt eine Demonstrationsanlage mit einer Kapazität von 28 Tonnen Ammoniak pro Tag am Uniper-Standort Gelsenkirchen-Scholven errichtet. Die Anlage werde eine der ersten ihrer Art weltweit sein und solle u. a. als Grundlage für das geplante Wasserstoff-Importterminal in Wilhelmshaven dienen, wo die Technologie großindustriell in einem zweiten Schritt zur Anwendung kommen solle.

Ziel der Zusammenarbeit sei es, importierten Ammoniak im industriellen Maßstab in Wasserstoff umzuwandeln und für verschiedenste Branchen wie Energie, Stahl oder Chemie verfügbar zu machen. Die Kooperation markiere einen Schritt zur Stärkung der Energiesicherheit und zur Transformation energieintensiver Industrien. Die Nutzung von Ammoniak als Transport- und Speichermedium ermögliche es, grünen oder kohlenstoffarmen Wasserstoff aus weltweiten Produktionsstandorten in großen Mengen bereitzustellen – eine Voraussetzung für den Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft.

Das Projekt werde durch Fördermittel des Landes Nordrhein-Westfalen unterstützt, um Komponenten der Demonstrationsanlage am Standort Scholven zu realisieren. Die Anlage diene dazu, Erkenntnisse für den späteren Bau einer Großanlage zu gewinnen. Beide Unternehmen brächten darüber hinaus signifikante Eigenmittel ein.

Mona Neubaur, Ministerin für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen: „Wasserstoff gehört zu den Schlüsseltechnologien für die Zukunftsfähigkeit unserer Industrie in Nordrhein-Westfalen. Wie kein anderes Bundesland benötigen wir Energie und Rohstoffe für Wirtschaft und Wohlstand. Mithilfe der Ammoniak-Cracking-Technologie erschließen wir uns die Möglichkeit, grüne Energie aus zahlreichen Regionen dieser Welt zu beziehen. Damit stärken wir die Resilienz unseres Wirtschaftsstandortes und zeigen wie Nachhaltigkeit und Versorgungssicherheit zusammen funktionieren können.“

Die Technologie des Ammoniak-Crackings gilt nach Unternehmensangaben als fehlendes Element für eine globale Wasserstoffinfrastruktur. Da Ammoniak eine höhere volumenbezogene Energiedichte besitze und einfacher zu transportieren sei als reiner Wasserstoff, eigne er sich als Trägermedium. Als Grundstoff für Düngemittel werde Ammoniak bereits seit Jahrzehnten weltweit in großen Mengen gehandelt und per Schiff transportiert. Wenn kohlenstoffarmer Wasserstoff am Produktionsort direkt in Ammoniak umgewandelt werde, könne diese Infrastruktur genutzt werden. Durch das Cracking könne der Wasserstoff am Zielort wieder rückgewandelt und genutzt werden.

Nach Entwicklung und Tests im Labormaßstab seien nun der Bau und der Betrieb des „Demo-Crackers“ Schritte zur großtechnischen Realisierung. Durch den Betrieb würden Daten gewonnen, die für die Optimierung der Technologie genauso benötigt würden wie für die Skalierung auf den Industriemaßstab, um eine erste kommerzielle Anlage zu bauen.

Der Cracker werde auf Unipers Kraftwerksgelände in Gelsenkirchen-Scholven errichtet, wo neue Projekte entstehen sollten. Alle zum Bau und Betrieb des Demo-Crackers erforderlichen behördlichen Genehmigungen lägen vor. Der Baubeginn sei erfolgt und die Inbetriebnahme sei für Ende 2026 geplant.

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Sonja Wingels
Sonja ist Redakteurin bei der Edelstahl Aktuell. Nach ihrem Studium der Psychologie an der HHU in Düsseldorf und selbstständiger Arbeit als Content Creator nutzt sie nun diese Erfahrungen, um zum Erfolg der Zeitung beizutragen und ihr Fachwissen in der Edelstahlbranche zu vertiefen.