Verselbstständigung von thyssenkrupp Marine Systems zu TKMS

thyssenkrupp treibt die geplante Verselbstständigung des Segments Marine Systems (TKMS) weiter konsequent voran. Laut Presseinformationen hat der Aufsichtsrat den Plänen des Vorstands zur Abspaltung eines Minderheitsanteils am Segment Marine Systems (TKMS) in einer außerordentlichen Sitzung zugestimmt. Ziel sei die Aufstellung von TKMS als eigenständiges, börsennotiertes Unternehmen. Im Rahmen dieser geplanten Abspaltung sollten 49 Prozent der TKMS-Aktien im Verhältnis ihrer Beteiligung an die Aktionärinnen und Aktionäre der thyssenkrupp AG übertragen werden. 51 Prozent verblieben bei der thyssenkrupp AG. TKMS bleibe damit weiterhin vollkonsolidierter Bestandteil des Konzerns.

Die Aktionärinnen und Aktionäre sollten auf einer außerordentlichen Hauptversammlung am 8. August 2025 über die Abspaltung entscheiden. Der Börsengang solle noch im laufenden Kalenderjahr erfolgen. Mit dieser Maßnahme verfolge thyssenkrupp das Ziel, die Wettbewerbsfähigkeit und die Wachstumschancen des Marinegeschäfts nachhaltig zu stärken. TKMS zähle zu den führenden Systemanbietern der maritimen Verteidigungsindustrie und sei Weltmarktführer bei nicht-nuklear betriebenen U-Booten. Der Auftragsbestand belaufe sich aktuell auf rund 18 Milliarden Euro und sichere die Auslastung der Produktionskapazitäten bis weit in die 2040er-Jahre.

Im Zuge der strategischen Neuaufstellung strebe die thyssenkrupp AG eine Transformation hin zu einer Konzernführungsgesellschaft mit eigenverantwortlichen, kapitalmarktfähigen Einheiten an. Neben dem Marinegeschäft seien entsprechende Schritte auch in den Bereichen Materials Services, Automotive Technology sowie perspektivisch für das Segment Decarbon Technologies vorgesehen. Das Ziel sei die Bildung eines fokussierten, agilen und neu gegliederten Industriekonzerns mit starker Beteiligung an eigenständig operierenden Geschäftsbereichen.

Im Rahmen derselben Sitzung habe der Aufsichtsrat auch den Vertrag von Vorstandsvorsitzendem Miguel Ángel López Borrego um weitere fünf Jahre bis zum 31. Mai 2031 verlängert. López habe in den vergangenen zwei Jahren zentrale Impulse für die Neuausrichtung des Konzerns gegeben, so Aufsichtsratsvorsitzender Siegfried Russwurm. Dazu zählten insbesondere der Einstieg von EPG bei thyssenkrupp Steel Europe, die Gründung des Bereichs Decarbon Technologies und die fortgeschrittene Verselbstständigung von Marine Systems.

Parallel zur strategischen Neupositionierung habe thyssenkrupp Marine Systems mit einer großen Veranstaltung in Kiel seinen neuen Markenauftritt präsentiert. Künftig firmiere das Unternehmen unter dem Namen TKMS und trete mit dem neuen Claim „Your Maritime Powerhouse“ auf. Die bislang genutzte Abkürzung TKMS werde damit zur eigenständigen Marke, die Tradition, Gegenwart und Zukunft des Unternehmens vereinen solle. Die neue Markenidentität basiere auf einem überarbeiteten Farbspektrum, das sich an U-Booten, Überwasserschiffen, Marineuniformen und Stahlproduktion orientiere und sich bewusst vom bisherigen Blau der Branche abhebe. Der Markenlaunch in Kiel sei mit einer Licht-, Laser- und Drohnenshow begleitet worden; die Umstellung an den Standorten erfolge schrittweise.

Die neue Markenidentität unterstütze die Wahrnehmung als eigenständiges Unternehmen im Einklang mit dem geplanten Börsengang, habe Oliver Burkhard, CEO von TKMS, erklärt. Die neue Architektur stelle zudem sicher, dass alle operativen Einheiten – von Überwasserschiffen und U-Booten über ATLAS ELEKTRONIK bis zum zivilen Bereich NXTGEN – unter der Dachmarke TKMS integriert aufträten.

Großauftrag über 800 Millionen Euro für TKMS: Umfassende Modernisierung von sechs U-Booten des Typs 212A für die Deutsche Marine

TKMS verfolge den Weg zur Eigenständigkeit mit einem gut gefüllten Auftragsbuch. Einen wichtigen Beitrag dazu leistt laut Pressemitteilung ein aktueller Großauftrag. Mit dem Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) ist einer der größten Serviceverträge in der Unternehmensgeschichte abgeschlossen worden – mit einem Volumen von über 800 Millionen Euro. Im Rahmen dieses zehnjährigen Auftrags werde TKMS als Generalunternehmer die umfassende Modernisierung und Betreuung der sechs deutschen U-Boote des Typs 212A übernehmen. Im Fokus der technischen Erneuerung stünden insbesondere die Navigationssysteme sowie die Führungs- und Waffeneinsatzsysteme der vier älteren Boote der ersten Baureihe. Ziel sei es, die technologische Überlegenheit der deutschen U-Bootflotte langfristig zu sichern und künftigen Anforderungen in der nationalen wie auch der Bündnisverteidigung gerecht zu werden. Man wolle das vollständige Leistungsspektrum von TKMS einbringen und mit langjähriger Expertise zur hohen Einsatzbereitschaft und Leistungsfähigkeit der Flotte beitragen.

TKMS versteht sich nach Unternehmensangaben als verlässlicher industrieller Partner der Deutschen Marine. Im Bereich der logistischen Unterstützung biete das Unternehmen ein umfassendes Serviceangebot von Wartung und Instandsetzung über Modernisierung bis hin zur produktspezifischen Materiallogistik. Als Generalunternehmer im U-Bootbau bündele TKMS zudem die Innovationskraft zahlreicher kleiner und mittlerer Unternehmen und leiste so auch einen wichtigen Beitrag zur industriellen Wertschöpfung in Deutschland.

thyssenkrupp Marine Systems und KONGSBERG schließen Kooperationsvertrag

Bereits im Vorfeld der Umfirmierung habe TKMS eine weitere strategische Kooperation geschlossen. Gemeinsam mit dem norwegischen Rüstungskonzern Kongsberg Defence & Aerospace sei eine Vereinbarung zur Vertiefung der industriellen Zusammenarbeit unterzeichnet worden. Ziel sei es, die technologische Partnerschaft weiter auszubauen und die Verteidigungsbedarfe Norwegens, Deutschlands und verbündeter Staaten künftig noch gezielter zu unterstützen. Im Jahr 2024 habe das norwegische Verteidigungsministerium Deutschland als eines von vier Ländern ausgewählt, mit denen über eine mögliche strategische Partnerschaft bei der Beschaffung neuer Fregatten verhandelt werden solle. Die neue Vereinbarung sehe unter anderem die Zusammenarbeit in bestehenden und künftigen Programmen über alle militärischen Domänen hinweg vor – darunter das Vanguard-Plattformsystem, lebenszyklusübergreifende Unterstützung für neue Fregatten, Lenkwaffen, maritime Aufklärung und Zielerfassung sowie die Lieferung von Schiffssystemen für deutsche und norwegische Marineeinheiten.

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Sonja Wingels
Sonja ist Redakteurin bei der Edelstahl Aktuell. Nach ihrem Studium der Psychologie an der HHU in Düsseldorf und selbstständiger Arbeit als Content Creator nutzt sie nun diese Erfahrungen, um zum Erfolg der Zeitung beizutragen und ihr Fachwissen in der Edelstahlbranche zu vertiefen.