Nachhaltiger Stahl: Cogne setzt auf Wasserstofftechnologie

Cogne Acciai Speciali plant am Stammsitz im norditalienischen Aosta eine Wasserstoff-Pilotanlage in Betrieb zu nehmen, um fossiles Erdgas in der Stahlproduktion durch grünen Wasserstoff zu ersetzen und damit einen wichtigen Schritt in Richtung klimafreundlicher Industrieprozesse zu gehen.

Was haben Wasser, Sonne und Stahl gemeinsam? In Aosta formen sie laut Pressemiteilung die Zukunft der Industrie. Die Stahlproduktion gehört zu den emissionsintensivsten Branchen weltweit – allein in Europa verursacht sie rund 7 Prozent der gesamten CO₂-Emissionen. Der große Hoffnungsträger zur Reduzierung dieses Fußabdrucks sei grüner Wasserstoff. Darauf setze auch Cogne Acciai Speciali. Mit der kommenden Inbetriebnahme einer Wasserstoff-Pilotanlage zeige das Unternehmen, wie sich erneuerbare Energien und Wasserstofftechnologie wirkungsvoll in die industrielle Praxis integrieren ließen.

Am Stammsitz im norditalienischen Aosta werde jetzt eine Versuchsanlage des Projekts „Green Hydrogen in COGNE“ geplant. Erstmals solle dort grüner Wasserstoff fossiles Erdgas in einem industriellen Wärmebehandlungsprozess ersetzen.

Grüner Wasserstoff gelte als Schlüsseltechnologie für die klimafreundliche Transformation der Stahlindustrie. Statt Kohlendioxid entstehe bei seiner Nutzung lediglich Wasser. Das Einsparpotenzial sei entsprechend enorm: Durch den Einsatz von grünem Wasserstoff, der mittels Elektrolyse aus erneuerbaren Energien erzeugt werde, könnten pro Tonne eingesetzten Wasserstoffs bis zu 26 Tonnen CO₂-Emissionen vermieden werden. Vor allem in der industriellen Wärmebehandlung biete die Technologie eine echte Alternative zu fossilen Brennstoffen wie Erdgas. Zahlreiche Studien und Pilotprojekte bestätigten das Potenzial – Cogne gehe nun in die Anwendung über.

Kraft aus der Region

Bei der Energieversorgung des Elektrolyseurs, der den Wasserstoff erzeuge, wolle der Hersteller von Edelstahl- und Nickelbasiswerkstoffen langfristig auf erneuerbare Quellen setzen. Ein neues Wasserkraftwerk am Fluss Dora Baltea liefere mit drei StreamDiver-Turbinen von Voith Hydro im Durchschnitt 315 Kilowatt Nennleistung. Zusätzlich versorge eine Photovoltaikanlage auf den Dächern des Werks das System mit Strom. Das Projekt „Green Hydrogen in COGNE“ sei Teil des italienischen Wiederaufbauplans PNRR (Piano Nazionale di Ripresa e Resilienza (Teil des EU Programms NextGenerationEU), deutsch: Nationaler Plan für Erholung und Widerstandsfähigkeit) und werde mit Unterstützung öffentlicher Mittel realisiert. Das Gesamtvolumen der Investition betrage rund 8 Millionen Euro.

„Grüner Wasserstoff ist ein zentraler Baustein unserer Dekarbonisierungsstrategie“, so Bernd Grotenburg, Geschäftsführer der Cogne Edelstahl GmbH. „Mit dem Bau der Anlage und der Integration erneuerbarer Energien bringen wir unsere Vision einer nachhaltigen Stahlproduktion einen entscheidenden Schritt voran.“ Zusätzlich zu der Wasserstofftransformation nutze Cogne Acciai Speciali am Standort der Stahlproduktion weitere nachhaltige Strategien zur Strombeschaffung. Bereits seit 2024 stammten 100 Prozent des Energieverbrauchs aus Ökostrom, der durch Herkunftsnachweise zertifiziert sei.

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Sonja Wingels
Sonja ist Redakteurin bei der Edelstahl Aktuell. Nach ihrem Studium der Psychologie an der HHU in Düsseldorf und selbstständiger Arbeit als Content Creator nutzt sie nun diese Erfahrungen, um zum Erfolg der Zeitung beizutragen und ihr Fachwissen in der Edelstahlbranche zu vertiefen.