Die Herstellungskosten der Brennstoffzellen sollen durch eine großserientaugliche Fertigungskette der erforderlichen Komponenten deutlich gesenkt werden. Sogenannte Bipolarplatten machen einen großen Gewichtsanteil der Brennstoffzelle aus und verursachen bis zu 45 Prozent der Produktionskosten einer Zelle. In hohen Stückzahlen bieten sie ein erhebliches Einsparpotenzial.
Zur Produktion dieser dünnen Blechplatten mit einer Stärke von einem Zehntel Millimeter wird das Blech durch Umform- und Schneidprozesse bearbeitet. Anschließend werden jeweils zwei Platten zusammengeschweißt, beschichtet und mit einer Dichtung versehen. Für die Oberflächenstruktur der Bipolarplatte sind hohe Umformgrade bei Kanaltiefen von bis zu 0,8 Millimetern mit möglichst kleinen Radien erforderlich. Je nach Plattengeometrie können bei der Herstellung mit konventionellen Umformverfahren Risse im Blech auftreten.
Warmumformung von Bipolarplatten
Durch eine lokale Erwärmung wollen die Ingenieurinnen und Ingenieure am Fraunhofer IPT die Umformbarkeit des Blechmaterials Titan und Edelstahl (1.4404, 1.4301) verbessern und so die Risse und Ausdünnungen verhindern. Auch die Anzahl der benötigten Bearbeitungsschritte sollen reduziert und der Werkzeugverschleiß verringert werden. Titan beispielsweise ist ein Leichtmetall, das das Gewicht der Brennstoffzelle weiter verringern kann, allerdings ist es sprödhart und lässt sich bei Raumtemperatur nur schwer umformen. Die Warmumformung verspricht eine neue Einsatzmöglichkeit von Titan als Blechmaterial für Bipolarplatten.
Damit die dünnen Blechplatten während der Bearbeitung nicht reißen, untersuchen die Aachener Ingenieure, wie der Umformprozess und das Erwärmungssystem auszulegen ist. Erste Zwischenergebnisse zur Prozessauslegung lieferte die Simulation der untersuchten Umformverfahren Rubberforming, Stamping und Hydroforming. Das neue Konzept zur Großserienherstellung, das das Fraunhofer IPT gemeinsam mit seinen Partnern erarbeitet, umfasst die gesamte Prozesskette von der Warmumformung über das Schweißen und Beschichten bis zur Montage.
Bilder: Fraunhofer IPT
Neue Konzepte für den Serieneinsatz
Zusätzlich zur Kostensenkung von Brennstoffzellen sieht das Projekt »FlyGO« zwei weitere Entwicklungen vor: Zum einen entwickeln die Projektpartner ein Konzept zur Integration eines Wasserstoff-Range-Extenders in ein batteriebetriebenes Elektroserienfahrzeug. Als Beispiel dient ihnen dazu ein Fahrzeug des Aachener Herstellers e.GO Mobile AG, das durch die Integration des Brennstoffzellensystems eine höhere Reichweite erhält. Zum anderen arbeiten die Partner an einer gasgekühlten Wasserstoff-Brennstoffzelle in Kombination mit einem Methanol-Elektrolyseur, die gegenüber herkömmlichen Brennstoffzellensystemen mehr Leistung pro Masse aufweisen kann. Dies soll den Einsatz der Brennstoffzelle in Kurzstreckenflugzeugen und Drohnen ermöglichen.
Fraunhofer IPT stellt auf der »Blechexpo« Fertigung von Bipolarplatten vor
Wie Brennstoffzellen wirtschaftlich und in Serie gefertigt werden können, zeigt das Fraunhofer IPT vom 5. bis 8. November 2019 auf der »Blechexpo«, der internationalen Fachmesse für Blechbearbeitung in Stuttgart. In Halle 3 am Stand 3214 erhalten Besucher einen Ausblick auf die zukünftige Großserienproduktion von Bipolarplatten. Die Aachener Forscher zeigen dort neben der Systemtechnik zur Bearbeitung hochfester und spröder Werkstoffe mit Hilfe von Erwärmungstechnologien wie dem Laser, der Induktion und Konduktion auch Beispiele von Bauteilen, die durch eine solche Warmumformung gefertigt wurden.
Das Projekt »FlyGO – Brennstoffzellenunterstützte Mobilität für umweltfreundliche Fahrzeuge und Fluggeräte« wird durch Mittel des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) 2014-2020 gefördert (Förderkennzeichen: EFRE-0801224).
Quelle: Fraunhofer