Der internationale Technologiekonzern ANDRITZ berichtet über drei Aufträge für die Zellstoffindustrie in Finnland, der Schweiz und in England.
Demoanlage zur Entwicklung neuer Lignin-Produkte
Die Metsä Group errichtet am Standort ihrer Bioproduktfabrik in Äänekoski, Finnland eine Demonstrationsanlage zur Lignin-Raffination. Die maschinelle Ausrüstung der Anlage wird laut Pressemeldung von ANDRITZ geliefert. Der Baubeginn sei für Sommer 2024 geplant, die neue Anlage solle Ende 2025 fertiggestellt sein. Die Tageskapazität werde zwei Tonnen Lignin-Produkt betragen.
Lignin ist ein Holzinhaltstoff, der die Holzfasern fest miteinander verbindet. Bei der Zellstoffproduktion wird das Lignin in der chemischen Aufbereitung von den Holzfasern getrennt und als Bestandteil der Schwarzlauge zur Bioenergiegewinnung genutzt. Lignin kann aber auch in chemischen und stofflichen Anwendungen eingesetzt werden.
Die Metsä Group und ANDRITZ werden nach Unternehmensangaben gemeinsam den Herstellungsprozess für das neue Lignin-Produkt entwickeln und dessen Integration in die Bioproduktfabrik sowie die erforderlichen Produkteigenschaften für verschiedene Endanwendungen realisieren. Dow, ein Materialforschungsunternehmen, werde als weiterer Projektpartner hocheffiziente Weichmacher mit biobasierten Dispergiermitteln für Beton- und Gipsanwendungen auf Basis des neuen Lignin-Produkts entwickeln.
In einem EU-Pilotprojekt, das vom finnischen VTT Technical Research Centre koordiniert wurde, konnten die Metsä Group, ANDRITZ und Dow nach Presseinformationen bereits die Eignung von modifiziertem Lignin als Ersatz für Chemikalien auf fossiler Basis in der Betonherstellung nachweisen.
Druckzerfaserungsanlage zur Herstellung nachhaltiger Dämmstoffe
ANDRITZ hat von der Lignatherm AG den Auftrag zur Lieferung einer Druckzerfaserungsanlage für eine neue Dämmplattenproduktionsanlage in Küssnacht am Rigi, Schweiz, erhalten. In dieser neuen Anlage werden ausschließlich Hackschnitzel aus lokalen Wäldern zur Herstellung umweltfreundlicher Dämmplatten verwendet, so der Technologiekonzern.
„Wir freuen uns darauf, Dämmstoffe anzubieten, die vollständig auf natürlichen Baumaterialien basieren und CO2 binden. Dadurch wird unsere Produktpalette deutlich aufgewertet“, so Tobias Osterwalder, Bereichsleiter Weiterverarbeitung, Lignatherm AG.
Die neue Linie mit einer Kapazität von 10 Tonnen pro Stunde werde aus einer Druckzerfaserungsanlage mit einem 44-1C(P)-Einscheibenrefiner und einem Druckkocher mit Gegenstrom- und Dampfregulierungssystem einschließlich eines C-Feeders bestehen. Eine 14-Zoll-Stopfschnecke sorge für die Entwässerung und damit für eine verbesserte Faserqualität bei reduziertem elektrischem und thermischem Energieverbrauch. ANDRITZ übernehme auch die Überwachung der Montage, die Kommissionierung und die Inbetriebnahme. Die neue Produktionslinie solle im dritten Quartal 2025 in Betrieb gehen.
Hochtemperatur-Yankee-Haube und Luftsystem
Northwood Tissue Ltd. hat ANDRITZ mit der schlüsselfertigen Lieferung einer neuen PrimeDry-Hochtemperaturhaube und eines Luftsystems für den Umbau einer Tissuemaschine im Werk in Chesterfield, County Derbyshire, England beauftragt. Die Inbetriebnahme ist laut Pressemitteilung für das dritte Quartal 2024 geplant.
Die neue gasbeheizte PrimeDry Hood HT (High-Temperature) von ANDRITZ werde dank einer Ausblastemperatur von bis zu 530 °C eine hohe Trocknungskapazität ermöglichen. Durch die Wärmeübertragungsrate werde sie laut Unternehmensangaben außerdem zu einer Optimierung des Energieeinsatzes pro Tonne produzierten Papiers beitragen.
Der Lieferumfang umfasse auch Montagearbeiten, die Überwachung der mechanischen Montage, Prüfung und Inbetriebnahme. „Mit diesem Umbau unterstützen wir unseren Kunden bei einer nachhaltigeren und wirtschaftlicheren Tissueproduktion. Wir freuen uns auf die neuerliche Zusammenarbeit – dies ist bereits der zweite Auftrag dieser Art, den wir von Northwood Tissue erhalten haben“, so Guido Lenzi, Area Sales Manager bei ANDRITZ Novimpianti.