Shell setzt die Anlage zur Förderung, Verflüssigung, Lagerung und für den Umschlag von Erdgas ein (FLNG). Technisch ist die Anlage vergleichbar mit einer Floating Production Storage and Offloading Unit (FPSO) in der Erdölförderung. Das Projekt wurde zunächst ausschließlich von Shell begonnen. Inzwischen wurde daraus ein Konsortium, bestehend aus Shell (67,5%), INPEX (17,5%), der Korea Gas Corporation (10%) und der CPC Corporation (5%). Das über 12 Milliarden US-Dollar teure Projekt wurde im Juli 2009 bei einem Baukonsortium, bestehend aus Samsung Heavy Industries und dem französischen Anlagenbau-Unternehmen Technip, in Auftrag gegeben. Der Bau begann am 18. Oktober 2012.
Die Anlage transformiert den Rohstoff Erdgas an Bord in Flüssiggas (LNG). Während dieses Prozesses werden 12 Prozent der geförderten Energie verbraucht. Das verflüssigte Gas nimmt nach der Umwandlung nur noch 1/600 seines ursprünglichen Volumens ein. Insgesamt sollen pro Jahr 5,3 Millionen Tonnen flüssige Kohlenwasserstoffe produziert werden – 3,6 Millionen Tonnen LNG, 1,3 Millionen Tonnen Kondensat und 400.000 Tonnen LPG sind veranschlagt. Die LNG-Speichertanks haben eine Kapazität von rund 440.000 m³, was in etwa dem Inhalt von 175 olympischen Schwimmbädern entspricht. Bei voll genutzter Lagerkapazität mit verflüssigtem Erdgas (LNG) wird die Anlage rund 600.000 Tonnen verdrängen – das sechsfache Gewicht des größten Flugzeugträgers der Welt. Pro Stunde wird die Anlage etwa 50 Millionen Liter Wasser beim Kühl- bzw. Verflüssigungsprozess des Erdgases auf −162 °C (−260 °F) benötigen.
Keine Pipelines mehr
Bisher wurde weltweit das auf See geförderte Gas über Leitungen an Land gebracht. Erst dort wurde es in einer LNG-Anlage verflüssigt und anschließend weiter transportiert.
Das Flüssiggas kann nun nach der Umwandlung in der Anlage direkt von speziellen LNG-Tankern abgeholt werden kann. Durch diese Methode wird eine Pipeline-Verbindung überflüssig. Mit dieser Art Mehrzweckanlagen sollen künftig auch größere Gasfelder entwickelt werden können, deren bisherige Erschließung vom Festland aus nicht möglich war. Mit der Inbetriebnahme dieser ersten FLNG-Anlage würden die Karten in der Öl- und Gasindustrie neu gemischt, heißt es in Fachkreisen. Wenn sich damit Gasfelder wirtschaftlich ausbeuten lassen, die bisher viel zu weit vor den Küsten liegen, könnte das die bisherigen Regeln am Markt ändern, so ein Sprecher von Shell.
Nur der Anfang
Obwohl die Ausmaße der „Prelude“-Anlage enorm erscheinen, ist sie dennoch vergleichsweise kompakt. Denn sie beansprucht nur ein Viertel der Fläche einer vergleichbaren LNG-Anlage auf dem Festland.
Während die größte schwimmende Anlage der Welt gerade erst den Betrieb aufgenommen hat, gehen die Ingenieure von Shell schon das nächste Projekt an. Sie planen eine Anlage, die noch deutlich größer und robuster ist als die „Prelude”. Sie soll 25 Jahre lang im Indischen Ozean vertäut sein, in einer besonders häufig von Wirbelstürmen heimgesuchten Region, was eine neue technische Herausforderung für die Ingenieure bedeutet.