Hexagon Purus Millioneninvestition: Neue Produktionsstätte

Hexagon Purus, Anbieter von Lösungen für emissionsfreie Mobilität und Wasserstoffinfrastruktur, hat seine für 12,5 Millionen Euro erweiterte Produktionsstätte in Weeze eingeweiht. Der Standort steigert damit die Fertigungskapazität, um der wachsenden Nachfrage nach Wasserstoff-Infrastrukturlösungen gerecht zu werden „Wir beschäftigen mittlerweile 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und planen auch in Zukunft viele neue und zukunftssichere Arbeitsplätze zu schaffen“, so Matthias Kötter, Geschäftsführer von Hexagon Purus in Weeze.

Zwischen dem ersten Spatenstich und der Inbetriebnahme der neuen Fertigungshalle, mit 14 Toren, einem Montagebereich und Büroarbeitsplätzen im oberen Bereich der Halle, seien nur 10 Monate vergangen.

Edelstahl mit hohem Stellenwert bei Hexagon Purus

In den Wasserstoffspeicheranlagen und Containern würden einige Edelstahlrohre verwendet. Deshalb führe das Unternehmen in den Arbeitsräumen in Weeze spezielle Workshops zum Umgang mit diesen Edelstahlrohren durch. „Wir brauchen eine Legierung, die verhindert, dass sich Wasserstoff und Stahl gegenseitig beeinflussen, und die auch dem immens hohen Druck standhält, dem unsere Hochdruckrohrleitungen ausgesetzt sind“, so Kötter.

„Wir verwenden in fast allen unseren Hochdruck-Gasspeichersystemen Edelstähle in verschiedenen Qualitäten. Bei Bauteilen, die wir im Haus fertigen, wird Edelstahl am häufigsten im Rohrleitungsbau und den Fittings eingesetzt. Auch unsere Lieferanten z.B. von Ventilen und sonstigen Armaturen setzen in Abhängigkeit von der Art des gespeicherten Gases in vielen Fällen Edelstähle ein“, so Jule Hinckers, Marketing-Spezialistin bei Hexagon Purus auf Nachfrage der Edelstahl Aktuell Redaktion. „Wir verwenden Edelstahl grundsätzlich wegen seiner Medienbeständigkeit sowie seiner hervorragenden Verarbeitungseigenschaften bei der Umformung und thermischen Fügeverfahren im Bereich des Rohrleitungsbaus. Für den Transportbereich hat Edelstahl darüber hinaus die in den internationalen Standards geforderte hohe Bruchdehnung und damit ein sehr hohes Sicherheitspotential. Im Zusammenhang mit Speicherung und Transport von Wasserstoff im speziellen kommt den verwendeten Edelstahl-Legierungen die sehr hohe Beständigkeit gegen die sogenannte Wasserstoffversprödung zugute. In unserem Neubau wurde Edelstahl vor allem für die 500 bar Hochdruck Verrohrung der Stickstoffversorgung verwendet. Wir verwenden den Stickstoff unter anderem für die Druckprüfung unserer Produkte. In den Versorgungsleitungen sind entsprechend auch Druckregler und Ventile aus Edelstählen verbaut.“

„Wir verwenden für die Verrohrungen unserer Industriegase 1.4310. Für Wasserstoff kommt in den allermeisten Fällen 1.4571 sowie 1.4404 zum Einsatz. Bauteile unserer Lieferanten werden darüber hinaus auch aus anderen Legierungen gefertigt, zum Beispiel aus Schmiede- oder Gusslegierungen“, so Jule Hinckers auf die Frage nach den verwendeten Edelstahlgüten.

Emissionsfreie Mobilität

Der Standort Weeze ist laut Pressemitteilung ein wichtiger Produktionsstandort in Deutschland für die Entwicklung und Herstellung von Wasserstoffinfrastrukturprodukten, einschließlich Systemen für die Verteilung, Betankung und Bodenspeicherung. Dazu zählen mobile Wasserstoff-Tankstellen, Wasserstoffantriebe für Schienenfahrzeuge und mobile Wasserstoffspeicher.

„Wasserstoffspeicherung und -verteilung sind ein wesentlicher Bestandteil des Wasserstoff-Ökosystems und ein wichtiger Wachstumsmotor für Hexagon Purus. Dank der wettbewerbsfähigen Gesamtbetriebskosten unserer Typ-4-Transport- und -Speicherlösungen gewinnen wir im Vergleich zu etablierten Lösungen weiterhin Marktanteile bei der Speicherung und dem Transport aller Arten von Wasserstoff. Wir gehen davon aus, dass sich dieser Trend fortsetzen wird, da grüner Wasserstoff nach und nach den grauen Wasserstoff ersetzen wird und wir mit einer höheren Kapazität besser auf die steigende Nachfrage reagieren können“, so Michael Kleschinski, EVP Mobility & Infrastructure.

Ausbau der Kapazitäten

Das bestehende Werk in Weeze mit einer Fläche von 11.000 m² sei auf 16.000 m² erweitert worden. Durch den Ausbau werde die jährliche Produktionskapazität von Hexagon Purus für Hochdruck-Wasserstoffinfrastrukturlösungen des Typs 4 in etwa verdoppelt.

Das vom Architekturbüro Hanßen aus Geldern entworfene Gebäude sei auf Nachhaltigkeit angelegt. So enthält es eine Photovoltaikanlage zur Versorgung einer Luftwärmepumpe und Klimageräten für den Bürotrakt sowie die Gemeinschaftsräume. Während der Produktion sollen die Betondecken und -wände als Energiespeicher mit Betonkernaktivierung genutzt werden. Als weitere Maßnahme zur Energieeinsparung wird Wärmerückgewinnung aus der Heizungsinfrastruktur genutzt.

Über den Markt

Der Industrie- und der Mobilitätssektor seien weltweit für fast 50 % der jährlichen Kohlendioxidemissionen verantwortlich. Wasserstoff spiele eine wichtige Rolle bei der Verringerung dieser Emissionen, insbesondere in den „schwer zu reduzierenden“ Sektoren. Die Bereitstellung von grünem Wasserstoff für den Einsatz in industriellen Prozessen und in der Mobilität sei von entscheidender Bedeutung für die Reduzierung der Kohlenstoffemissionen.

Es gäbe eine große Nachfrage nach den Hexagon Purus Produkten in Deutschland, denn bei Minusgraden würden Elektro-LKWs häufig Schwierigkeiten erfahren, Wasserstoff bleibe von Kälte unbeeindruckt. Ebenfalls sei es einfacher mit einer mobilen Tankstelle, beispielsweise ein Busdepot in weniger Zeit zu betanken, ohne dass Netzbetreiber überlastet würden, wenn ein ganzer Fuhrpark auf Elektromobilität umgestellt würde.

Im Zuge der weltweiten Entwicklung von Wasserstoff zu einem Schlüsselfaktor der Energiewende haben über 30 Länder Wasserstoff-Roadmaps veröffentlicht. Laut Hydrogen Council ist die Zahl der angekündigten Wasserstoffprojekte 2023 um rund 35% auf über 1.400 gestiegen, was einem Investitionsvolumen von 570 Milliarden US-Dollar entspricht. Im Jahr 2050 soll grüner Wasserstoff bis zu 25 % des weltweiten Energiebedarfs decken.

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Sonja Wingels
Sonja ist Redakteurin bei der Edelstahl Aktuell. Nach ihrem Studium der Psychologie an der HHU in Düsseldorf und selbstständiger Arbeit als Content Creator nutzt sie nun diese Erfahrungen, um zum Erfolg der Zeitung beizutragen und ihr Fachwissen in der Edelstahlbranche zu vertiefen.