Ibero Stahl: Umfangreiche Lagerhaltung „Made in Europe“

Fotos: Ibero Stahl GmbH

Ibero Stahl verfolgt eine klare Strategie: gesundes, kontinuierliches Wachstum ohne Serviceeinschränkungen oder ruinöse Preiskämpfe. Das Unternehmen investiert gezielt in Logistik, Produktvielfalt, Kundenservice und Technologien. Im Spotlight-Interview gaben Geschäftsführer Roland Giesen, Matthias Rohn, Leiter IT und kaufmännische Prozesse, sowie Marcel Amft, Vertrieb und Umweltmanagement, spannende Einblicke in die Entwicklungen des Unternehmens – wie die Übernahme von Edelstahl-Langprodukten von Rodacciai und einem neuen Lagerstandort.

Ibero Stahl: Umfangreiche Lagerhaltung „Made in Europe“
Roland Giesen.

Als Rolf Birkmann 1974 in Mülheim an der Ruhr Ibero Stahl gründete, erkannte er früh die Chancen eines spezialisierten Marktes. Er entschied sich gezielt für rostfreien Edelstahl und stellte damit die Weichen für eine zukunftsfähige Unternehmensentwicklung.

Das Jahr 1996 markierte einen entscheidenden Wendepunkt: Ibero Stahl wurde eine hundertprozentige Tochter der spanischen Olarra S.A. mit eigenen Produktionsstätten in Bilbao. Ab diesem Zeitpunkt lag der Fokus vollständig auf Langprodukten aus Edelstahl (Rund-, Vierkant- und Sechskantstäbe). Die Handelstätigkeiten mit Blechen und Rohren hingegen wurden eingestellt. Da nun fast ausschließlich Produkte der spanischen Muttergesellschaft Olarra vertrieben wurden, war die Fokussierung auf europäische Edelstahlprodukte eine natürliche Entwicklung, die sehr schnell zu einer klaren Entscheidung wurde. Seitdem stammen nicht nur die weiterverarbeiteten Produkte, sondern auch alle Vormaterialien ausnahmslos aus europäischen Produktionsstätten.

Auch anderweitig entwickelte sich das Unternehmen weiter. 2007/2008 zog Ibero Stahl innerhalb Mülheims um, um Platz für ein größeres Lager und ein neues Verwaltungsgebäude zu schaffen. Die folgenden Jahre waren von weiteren Expansionen geprägt: Die Niederlassungen Frankfurt und Vaihingen wurden 2020 nach Neu-Isenburg und Korb verlegt, 2021 kam ein weiteres Lager in Rudersberg bei Stuttgart hinzu. 2022 eröffnete das Unternehmen schließlich einen vierten Standort in Hamburg Winsen und seit Anfang diesen Jahres ist in Oelsnitz bei Chemnitz ein weiteres Lager

in Betrieb – strategisch günstig für die Belieferung von Kunden in den neuen Bundesländern beziehungsweise Osteuropa. Denn auch international ist das Mülheimer Unternehmen erfolgreich. „Der Exportanteil liegt aktuell bei 15 Prozent, mit steigender Tendenz. Vor allem in den Benelux-Ländern, Skandinavien, Österreich, der Schweiz und Osteuropa bauen wir unsere Marktpräsenz aus“, berichtet Geschäftsführer Roland Giesen.

„Stainless Steel – Made in Europe“ als Leitprinzip

Ibero Stahl setzt konsequent auf Edelstahlprodukte „Made in Europe“. „Unsere Kunden müssen gar nicht erst fragen, woher das Produkt kommt – sie wissen, dass sie bei uns ausschließlich europäische Ware erhalten“, bekräftigt Roland Giesen. „So können sich unsere Kunden darauf verlassen, dass die Ware immer eine gleichbleibende Qualität hat und sie ihre Maschinen darauf einstellen können.“

Während viele internationale Lieferketten in den Jahren 2020 bis 2022 durch globale Ereignisse ins Stocken gerieten, konnte Ibero Stahl durch strategische Lagerhaltung und europäische Bezugsquellen lieferfähig bleiben. Roland Giesen betont: „Genau solche Zeiten zeigen, wie wichtig es ist, dass Schlüsselindustrien in Europa erhalten bleiben. Deshalb setzen wir bewusst auf Qualität aus europäischen Werken.“

Die enge Verbindung zur spanischen Muttergesellschaft Olarra S.A. ist dabei zentral. Roland Giesen: „Wir haben einen eigenen Schmelzofen und stellen viele Produkte selbst her. Bei Produkten, die wir zukaufen, achten wir konsequent darauf, dass das Vormaterial in Europa erschmolzen wird. In dem umfangreichen Lieferprogramm beträgt der Anteil an Stäben, die aus eigener Fertigung kommen, etwa 96 Prozent. Dazu gehören auch die Mengen, die bei Rodacciai in Italien produziert werden.“

Ibero Stahl: Umfangreiche Lagerhaltung „Made in Europe“
Der Hauptsitz in Mülheim. | Foto: Tom Thöne / Ibero Stahl GmbH

Umstrukturierung in der Roda Steel Gruppe

Der Verkauf von Stabstahl und Walzdraht erfolgt künftig über Aceros Inoxidables Olarra bzw. deren Tochtergesellschaften, darunter Ibero Stahl. Hintergrund ist eine strategische Neuausrichtung innerhalb der Roda Steel Gruppe, die eine klare Trennung der Produktbereiche vorsieht. Während Rodacciai mit Sitz in Bosisio, Italien weiterhin aktiv im Geschäft mit Automatenstählen, legierten Stählen, C-Güten, Kaltstauchdrähten und Edelstahl-Ringen bleibt, werden rostfreie Stäbe künftig ausschließlich über die Olarra-Gruppe vertrieben.

Allein in Deutschland übernahm Ibero Stahl rund 1.000 Tonnen Material aus den Beständen von Rodacciai. Gleichzeitig wurden langfristige Lieferverträge fortgeführt, um eine reibungslose Versorgung zu gewährleisten. „Wir sehen, dass viele Kunden von unserer umfangreichen Lagerhaltung profitieren“, kommentiert Roland Giesen. „In den kommenden Monaten werden weitere Gespräche und Besuche stattfinden, um die neuen Kundenbeziehungen zu festigen und den Übergang vollständig abzuschließen.“

Breites Produktsortiment mit maßgeschneiderten Lösungen

Ibero Stahl: Umfangreiche Lagerhaltung „Made in Europe“
Alle Produkte, die Ibero Stahl anbietet, sowie deren Vormaterialien kommen ausschließlich aus Europa.

Das Portfolio konzentriert sich auf rost- und säurebeständige Blankstähle und bietet ein breites Sortiment an Rund-, Vier- und Sechskantstählen in verschiedenen Längen, Oberflächenqualitäten und Toleranzen. Roland Giesen hebt besonders die Verfügbarkeit von Nischenprodukten hervor: „Wir haben Zwischenabmessungen in verschiedenen Toleranzen auf Lager, die man normalerweise extra anfertigen lassen muss. Aber wir kennen die Bedürfnisse unserer Kunden, so dass wir auch Nischenprodukte innerhalb von 1-2 Tagen liefern können. Kunden können beispielsweise einen Rundstab mit einem Durchmesser von 11,5 Millimetern bei uns kaufen, anstatt zur Standardgröße 12 Millimeter greifen zu müssen. Sie sparen so Zeit, Arbeit und Abfall bei der Zerspanung.“

Ein weiteres Beispiel ist der Bereich Sechskantstähle: Neben Standardmaßen wie 14, 17 oder 19 Millimeter sind auch seltene Abmessungen wie 20 oder 21 Millimeter direkt im Lager vorrätig. Im Bereich der Präzisionstoleranzen reicht das Angebot von groben

Walztoleranzen über Kolbenstangen in f7/f8 bis hin zu hochpräzise geschliffenen Toleranzen wie h6. Dabei lagert Ibero Stahl empfindliche Materialien mit Abstandshaltern oder in Kisten, um Transportschäden zu vermeiden.

Für die zerspanende Industrie bietet das Unternehmen die speziell entwickelte Mecamax-Qualität an. Diese Werkstoffvariante ermöglicht höhere Bearbeitungsgeschwindigkeiten und längere Standzeiten der Drehwerkzeuge. Die Hauptqualität ist 1.4305, aber Mecamax ist auch in anderen Werkstoffen wie 1.4404 oder 1.4571 erhältlich.

Herausforderungen und Chancen einer umfangreichen Lagerhaltung

Die hohe Materialverfügbarkeit ist ein wesentlicher Bestandteil der Unternehmensstrategie. Geschäftsführer Roland Giesen betont: „Wenn ein Kunde 10 Tonnen 20 Millimeter Rundstäbe in 1.4305 benötigt, kann er sie bei uns sofort aus dem Lager bekommen, anstatt sechs Wochen oder sogar drei Monate darauf zu warten.“

Ob Standardabmessung oder Nischenprodukt – die Tiefe des Sortiments ist beachtlich. So wird auch der Werkstoff 1.4301 in Längen von 3 und 6 Metern bevorratet – jeweils in unterschiedlichen Oberflächenausführungen und Toleranzen. Diese breite Auswahl ermöglicht es Kunden, genau die Spezifikationen zu erhalten, die sie für ihre Anwendungen brauchen.

Ibero Stahl: Umfangreiche Lagerhaltung „Made in Europe“
Dank großer Lagerbestände bietet Ibero Stahl ein vielseitiges Sortiment für kurzfristige Lieferungen.

Aber eine solch umfangreiche Bevorratung bringt nicht nur Vorteile, sondern auch wirtschaftliche Herausforderungen mit sich. Edelstahl enthält preislich hochvolatile Legierungselemente wie Nickel und Molybdän, deren Preise starken Schwankungen unterliegen. Trotz dieses Risikos setzt das Unternehmen bewusst auf hohe Lagerbestände, um die Lieferfähigkeit zu sichern und wird dafür auch in wirtschaftlich unsicheren Zeiten mit hoher Kundentreue belohnt.

Die enge Zusammenarbeit mit dem Mutterkonzern ermöglicht es auch, flexibel auf Nachfrageschwankungen zu reagieren. „Wenn sich die Produktion eines Werkstoffs verzögert, liefern wir aus unserem Bestand, so dass der Kunde seine Ware trotzdem pünktlich erhält“, erklärt Matthias Rohn, Leiter IT und kaufmännische Prozesse. Bei den terminkritischen Projekten vieler Endanwender ist das ein entscheidender Wettbewerbsvorteil.

Effizienz in der Logistik

„Eigene LKW sind in der Branche schon ein Luxus, weil die Rückfahrten zum Neubeladen in der Regel Leerfahrten sind. Aber für uns überwiegen die Vorteile: Planungssicherheit, kurzfristige Verfügbarkeit und direkte Kommunikation mit den Kunden“, zählt Marcel Amft, Vertrieb- und Umweltmanagement, auf. Die Fahrzeuge sind nach einem festen Fahrplan unterwegs – von Montag bis Freitag steuern sie gezielt verschiedene Regionen an. „Wir können garantieren, dass wir zum vereinbarten Zeitpunkt vor Ort sind. Unsere Kunden richten ihre Prozesse danach aus, und wir sorgen dafür, dass sie nicht warten müssen“, fügt Roland Giesen hinzu. Die Lieferung durch firmeneigene Fahrer hat sich durch ihre Verlässlichkeit über Jahre bewährt.

Umfangreiche Lagerhaltung „Made in Europe“
Die eigene LKW-Flotte ist ein Luxus, der große Vorteile für die Ibero Stahl GmbH und ihre Kunden bietet.

Viele Fahrer beliefern regelmäßig dieselben Unternehmen, so dass eine persönliche Beziehung entsteht. „Es kommt durchaus vor, dass unsere Fahrer bei den Kunden zum Frühstück eingeladen werden oder wir besorgte Anrufe bekommen, wenn ein Stammfahrer im Urlaub oder krank ist“, lacht Roland Giesen.

Der eigene Fuhrpark mit zehn LKW und die dezentrale Lagerhaltung von 6.000 Tonnen ständig bevorratetem Material an mehreren Standorten ermöglichen es Ibero Stahl, Kunden im Kerngebiet oft schon am nächsten Tag zu beliefern. Im Bergischen Land profitieren Abnehmer teilweise sogar von Lieferungen am selben Tag. Weitere Vorteile dieser Logistikstruktur und der Spezialisierung auf europäische Produkte sind kürzere und einfachere Lieferwege, die nicht nur der Effizienz des Unternehmens, sondern auch der Umwelt zugutekommen.

Umfangreiche Lagerhaltung „Made in Europe“
Die Photovoltaikanlage auf den Hallendächern in Mülheim. | Foto: Tom Thöne / Ibero Stahl GmbH

Ein konsequenter Weg zu mehr Umweltfreundlichkeit

„Wenn wir Material aus Europa beziehen, sind die Transportwege deutlich kürzer als bei Importen aus anderen Kontinenten. Edelstahl aus Indien beispielsweise müsste erstmal mit dem Schiff, Zug und LKW zu uns nach Europa kommen, dabei würde es einen enormen CO2-Ausstoß geben“, erklärt der Umweltbeauftragte Marcel Amft. Auch bei der Produktion gibt es deutliche Unterschiede. Während in vielen außereuropäischen Ländern noch mit Kohle geschmolzen wird, setzen europäische Hersteller auf Elektrolichtbogenöfen. „Das ist zwar energieintensiv, aber wir verbrennen keine Schwarzkohle“, so Marcel Amft. Zudem steigt der Anteil erneuerbarer Energien in der Stahlproduktion. Besonders hoch ist in Europa auch die Recyclingquote. „Von den 90.000 Tonnen Edelstahl, die wir jährlich produzieren, stammen etwa 75.000 Tonnen aus recyceltem Schrott“, fügt Marcel Amft hinzu.

Auch am eigenen Standort setzt Ibero Stahl auf nachhaltige Lösungen. Bereits beim Bau der Betriebsstätte im Jahr 2006 wurden sechs Tiefenbohrungen von jeweils 90 Metern vorgenommen, um Erdwärme zu nutzen. 2011 folgte die Installation einer großflächigen Photovoltaikanlage auf den Hallendächern, die auf 2.000 Quadratmetern bis zu 300 Kilowatt Spitzenleistung erzeugt. „Damit können wir in der Regel unseren Eigenbedarf decken“, bestätigt Marcel Amft.

Ressourcenschonung wird auch bei der Nutzung von Regenwasser bedacht. Das Niederschlagswasser, das auf den Hallendächern

gesammelt wird, speist drei große Tanks. Es wird nicht nur zur Bewässerung der Grünanlagen genutzt, sondern auch zum Waschen der LKW. Auch der Fuhrpark wird schrittweise umweltfreundlicher: Zwei Ladestationen für Elektrofahrzeuge stehen auf dem Firmengelände bereits zur Verfügung, vier weitere sind in Planung. „Diese sind nicht nur für Firmenfahrzeuge, sondern auch Mitarbeiter und Kunden, die ihre E-Autos bei uns laden können“, ergänzt Marcel Amft.

Die Zertifizierungen nach ISO 9001 und ISO 14001 belegen die Einhaltung hoher Qualitäts- und Umweltstandards. „Wir investieren regelmäßig in modernste Technik, Schulungen und Prozesse, um langfristig wettbewerbsfähig und nachhaltig zu bleiben“, betont Giesen.

Mitarbeiter als Schlüssel zum Erfolg

Mit knapp 60 Mitarbeitern an vier Standorten setzt Ibero Stahl auf eine enge Bindung innerhalb des Teams. Die Fluktuation ist gering und 20- oder 30-jährige Firmenjubiläen sind keine Seltenheit. Erst im letzten Jahr wurden zwei 35-jährige Jubiläen gefeiert. „Unsere Mitarbeiter sind für uns essenziell“, betont Geschäftsführer Roland Giesen. „Es kommt vor, dass ein Kunde morgens anruft, zusätzliche Ware bestellt und eine Stunde später ist sie verladebereit. Das funktioniert nur mit einem engagierten Team.“

Neben der fachlichen Expertise ist auch die interne Kommunikation entscheidend. Marcel Amft erklärt: „Wir werden alle für die hohen Qualitätsstandards unseres Unternehmens sensibilisiert. Aber diese Werte wie Zuverlässigkeit und Qualität werden nicht nur durch Schulungen vermittelt, sondern vor allem dadurch, wie jeder diese Werte lebt und sie selbstverständlich in seine Arbeitsweise integriert.“

Dass Ibero Stahl seine Belegschaft wertschätzt, zeigte sich auch beim 50-jährigen Firmenjubiläum im Jahr 2024: Statt eines großen Kundenevents entschied sich das Unternehmen für eine zweitägige Reise mit den Mitarbeitern nach Ostfriesland – als Dank für ihren Einsatz.

Der Weg zum Partner der Industrie

„Wir beliefern heute verarbeitende Betriebe, etwa aus der Automobilzulieferung, der Chemie- und Hydraulikindustrie und außerdem den Maschinenbau, Zerspanungsunternehmen und den Stahlhandel“, erklärt Roland Giesen. „Wir setzen auf langfristige Partnerschaften. Viele unserer Kunden beziehen seit Jahrzehnten ihr Material bei uns.“

Neben der kurzfristigen Verfügbarkeit bietet Ibero Stahl seinen Stammkunden auch die Möglichkeit, Material für drei bis sechs Monate im Voraus einzulagern. Dadurch können regelmäßige Abnehmer flexibel auf ihren Bedarf zugreifen und sich eigene Lagerhaltungskosten sparen. Solche und andere langfristigen Verträge konnten für 2025 verlängert werden – teils sogar um mehrere Jahre.

Präzision, Service und Digitalisierung

Über den reinen Handel hinaus bietet Ibero Stahl verschiedene Bearbeitungsservices an, um den Kunden bereits im Vorfeld Arbeit

Umfangreiche Lagerhaltung „Made in Europe“
Umfangreiche Lagerhaltung „Made in Europe“
Ibero Stahl verfügt über drei Lagerstandorte. Allein 5.000 Tonnen Material werden im Hauptlager in Mülheim an der Ruhr bevorratet. ständig. Es werden nicht nur die bekannten Standardabmessungen und Toleranzen eingelagert, sondern auch Zwischenabmessungen, Sonderlängen und spezielle Toleranzen. Zudem unterhält Ibero Stahl in Oelsnitz nahe Chemnitz und in Rudersberg weitere Lager.

abzunehmen. „In der Regel ist das Material, das wir hier einlagern, beidseitig angefast“, erklärt Matthias Rohn. „Das sorgt dafür, dass die Stangenenden angespitzt sind und sich leichter in die Automaten einführen lassen.“ Je nach Kundenwunsch kann der Anfaswinkel bei 30 oder 45 Grad liegen. Auch Zentrierbohrungen oder das Andrehen von Stangen sind möglich.

Das firmeneigene Laborspektrometer SpectroMaxX ermöglicht es, die exakte Zusammensetzung von Werkstoffen zu bestimmen – ein Verfahren, das insbesondere bei hochlegierten und zerspanbaren Stählen wie 1.4305 von Bedeutung ist. „Die Messung des Schwefelgehalts ist anspruchsvoll, aber entscheidend, da dieser die Zerspanbarkeit beeinflusst“, erklärt Matthias Rohn. „Da Schwefel kein Metall ist, kann es nicht mit herkömmlichen Methoden und günstigen Analysegeräten nachgewiesen werden. Im Grunde werden Funken erzeugt und optisch ausgelesen. Die Bestandteile, die einfacher nachzuweisen sind, werden analysiert und abgezogen, bis nur Schwefel und Kohlenstoff übrig sind, deren Anteil man durch das Fehlen oder die Anwesenheit von Licht bei der optischen Auswertung errechnen kann“, erläutert Rohn. Die Investition in das Spektrometer – rund 50.000 Euro – ermöglicht nicht nur die Überprüfung eigener Lieferungen, sondern hilft auch Kunden, die Qualität ihrer Materialien auf Anfrage sicherzustellen.

Neben der chemischen Analyse setzt das Unternehmen seit 2018 auf ein elektronisches Dokumentenmanagementsystem. Die Rückverfolgbarkeit bis zur Charge war bei Ibero Stahl schon immer möglich. Das elektronische Dokumentenmanagement bietet aber vor allem Vorteile beim Zugriff auf alle Dokumente, die zu Bestellungen und Kundenaufträgen gehören. „Unsere Reklamationsquote liegt bei nur 0,3 Prozent“, betont Matthias Rohn. „Das ist nennenswert gering, da nicht nur Materialmängel, sondern auch logistische Fehler wie Fehlverladungen oder Buchungsfehler beinhaltet sind.“

Digitalisierung im Vertrieb: Der Ibero-Webshop

Seit Ende 2022 ergänzt ein Webshop die bestehenden Vertriebswege und bietet Kunden einen direkten Zugriff auf Lagerbestände, Angebote und Bestellungen. Der Online-Shop wird gut angenommen, doch der persönliche Kontakt bleibt ein zentraler Bestandteil der Unternehmensstrategie. „Wir legen nach wie vor großen Wert darauf, unsere Kunden vor Ort zu betreuen und ihre Bedürfnisse direkt zu besprechen. Unser Sales-Team arbeitet sowohl im Vertriebsinnendienst als auch Außendienst, um die Kundenbeziehungen zu stärken“, stellt Roland Giesen klar. So ist und bleibt Ibero Stahl gewappnet für die Zukunft und zuversichtlich, dass die Absatzzahlen von 20.000 Tonnen jährlich gehalten und weiter ausgebaut werden können.

Daten und Fakten

Unternehmen: Ibero Stahl GmbH
Gründung: 1974
Geschäftsführung: Roland Giesen
Standorte: Mülheim an der Ruhr, Stuttgart/Korb, Frankfurt, Hamburg/Winsen
Produkte: Edelstahl Rund-, Vier- und Sechskantlangprodukte
Mitarbeiter: 60
Absatzmenge: 20.000 Tonnen pro Jahr
Lagerhaltung: 6.000 Tonnen Material ständig bevorratet
Umsatz: ca. 90 Millionen Euro
Fuhrpark: 10 LKW
Exportanteil: 15 Prozent

Sonja Wingels
Sonja ist Redakteurin bei der Edelstahl Aktuell. Nach ihrem Studium der Psychologie an der HHU in Düsseldorf und selbstständiger Arbeit als Content Creator nutzt sie nun diese Erfahrungen, um zum Erfolg der Zeitung beizutragen und ihr Fachwissen in der Edelstahlbranche zu vertiefen.

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Sonja Wingels
Sonja ist Redakteurin bei der Edelstahl Aktuell. Nach ihrem Studium der Psychologie an der HHU in Düsseldorf und selbstständiger Arbeit als Content Creator nutzt sie nun diese Erfahrungen, um zum Erfolg der Zeitung beizutragen und ihr Fachwissen in der Edelstahlbranche zu vertiefen.