Vom Lehramt geträumt, bei Edelstahl XXL gelandet
Er fühlt sich pudelwohl im Ruhrgebiet und bewegt sich nicht unbedingt in bekannten Mustern: Edelstahl Aktuell im Gespräch mit Klaus Bökels, Geschäftsführer von BIBUS METALS GmbH, über Berufswünsche in jungen Jahren, die Attraktivität als Arbeitgeber für junge Menschen und die Betrachtung von Herausforderungen aus unterschiedlichen Blickwinkeln, um so neue Ideen und Lösungen zu finden.
EA: Wie sind Sie in die Edelstahlbranche gelangt?
KB: Nach dem Abitur wollte ich Lehramt studieren. In den 80ern gab es allerdings – heute kaum vorstellbar – eine Lehrerschwemme. Studium in die Arbeitslosigkeit quasi vorprogrammiert. Also habe ich meinen Eltern zuliebe eine Ausbildung zum Industriekaufmann bei der Thyssen Edelstahlwerke AG in Krefeld absolviert. Was als „mach‘ mal erst was Handfestes, dann kannst Du immer noch studieren“ geplant war, bereitete mir wider eigener Erwartung sehr viel Freude. Welch glückliche Fügung und ja, die Eltern haben meistens Recht…
EA: Was macht für Sie die Faszination von Edelstahl aus?
KB: Edelstahl wurde schon recycelt, als wir das Wort noch nicht einmal kannten (lacht). Faszinierend ist für mich die Transformation von einer energiegeladenen, flüssigen und heißen Schmelze zu einer Vielzahl von festen Werkstoffen mit den unterschiedlichsten Eigenschaften. Mich begeistern immer noch unzählbare Einsatzzwecke, die die unterschiedlichsten Legierungen verlangen.
EA: Was ist heute Ihre Aufgabe?
KB: Seit 2019 bin ich Geschäftsführer der BIBUS METALS GmbH, einem lagerhaltenden Händler von Hochleistungswerkstoffen aus Nickel und Nickelbasislegierungen mit einem interessanten Portfolio an Blechen, Stäben und Rohren. Edelstahl XXL sozusagen.
EA: Wo sehen Sie die größte Herausforderung in Ihrem Bereich?
KB: Die Arbeitswelt ändert sich, Arbeit verliert ihren Stellenwert im Leben der Menschen. Wir brauchen moderne Arbeitsmodelle. Ein wachsender Arbeitskräftemangel ist absehbar. Können Unternehmen unserer traditionellen Branche die junge Generation „abholen“ und als Arbeitgeber attraktiv bleiben? Das ist in meinen Augen eine der größten Herausforderungen. Daran arbeite ich fortlaufend.
EA: Wo sehen Sie die größten Veränderungen der Branche in den vergangenen Jahren und zukünftig?
KB: Die zunehmende Globalisierung hat die Branche seit meinem Einstieg Mitte der 80er Jahre stark geprägt. Das ist die eine Entwicklung. Die größte Veränderung sehe ich allerdings in der Digitalisierung. Aber auch die größten Chancen, wenn das Mindset, also die Denkweise, darauf abgestimmt ist.
EA: Welche Ziele wollen Sie beruflich noch erreichen?
KB: Ich hatte nie einen festen Karriereplan, sondern war und bin immer von der Freude an meiner jeweiligen Tätigkeit getrieben. Das hat mich dahin geführt, wo ich jetzt stehe. Ich glaube, das klassische Ziel ist erreicht (lacht). Also konzentriere ich mich darauf, andere Menschen in ihrer Entwicklung zu unterstützen. Im heutigen Nachwuchs liegt der morgige Erfolg der BIBUS METALS GmbH. Ich möchte eines Tages ein weiterhin gesundes und zukunftsfähiges Unternehmen übergeben.
EA: Worauf sind Sie stolz?
KB: Ich finde, Stolz ist für das, was ich beruflich mache, ein zu großes Wort. Ich bin eher glücklich und zufrieden. Und dankbar: allen Mentoren und Wegbegleitern, die mich unterstützt, gefordert und gefördert haben.
EA: Wofür „brennen“ Sie?
KB: Neues entdecken, alte Pfade verlassen, Ideen entwickeln und umzusetzen. Ich denke meist zukunfts- und lösungsorientiert. Thinking out of the box ist mein Ding. Macht mir Spaß, ist allerdings oftmals herausfordernd, andere mitzunehmen.
Da kommt mir zugute, dass ich dafür brenne, Menschen zu begeistern, auf ihrem Weg zu unterstützen, zu fördern, zu motivieren, ihre Stärken zu entwickeln. Da blitzt anscheinend das Lehramt nochmal durch (lacht).
EA: Wobei können Sie am besten abschalten und entspannen?
KB: Ich bin gerne in der Natur. So oft es mir möglich ist, fahre ich mit dem E-Bike zur Arbeit. Trotz Ruhrgebiet meist abseits der Straßen über Feldwege und ein großes Stück an der Ruhr entlang. Dafür nehme ich gerne einen Umweg in Kauf. Der Hinweg macht mich wach und den Kopf frei, auf dem Rückweg kann ich abschalten und den beruflichen Stress mit jedem Kilometer weiter hinter mir lassen.