Jiangsu Garden Expo: Gärten aus rostfreiem Edelstahl

Fotos: Fabio Ries

Ein Beitrag von Fabio Ries, IMOA

Die Jiangsu Garden Expo, außerhalb der chinesischen Stadt Nanjing gelegen, bildet berühmte klassische Gärten aus der gesamten Provinz Jiangsu nach. Der 3,5 km lange Park ist ein beeindruckendes Beispiel für die Umwandlung einer zerstörten Umwelt in ein lebendiges Museum mit Hotels, Restaurants und Unterhaltungsangeboten. Auf der Expo spielt Edelstahl rostfrei eine große Rolle.

Jiangsu Garden Expo: Gärten aus rostfreiem Edelstahl
Gabionen aus rostfreiem Stahl ermöglichen eine einzigartige Steinfassade, die im Kontrast zu den wasserähnlich geformten Metalldeckenpaneelen darüber steht.

Ein hügeliges Gebiet im Osten Nanjings: Ort für eine Ansammlung von verlassenen Stein- und Sandbrüchen sowie Zementfabriken. Einst lieferten sie Baumaterialien für eine boomende lokale Bauindustrie, die mittlerweile verschwunden ist. Von den Aktivitäten der Minen, Anlagen und der industriellen Infrastruktur zeugen schwere Umweltschäden: kilometerlange vernarbte Berghänge, Schutthügel, verschmutztes Wasser und eine fast ausgestorbene Pflanzen- und Tierwelt. Ein Team aus prominenten Persönlichkeiten aus den Bereichen Stadtplanung, Landschaftsgestaltung und nachhaltiger Infrastruktur unter der Leitung des chinesischen Stararchitekten Cui Kai, hat das verwüstete Gelände zu einem touristischen Ziel entwickelt, das die reiche Geschichte der Gartenkunst in der Region feiert. Kontraste und Wiedergeburt sind die zentralen Themen des Projekts. Es gibt Nachbildungen von 13 bestehenden klassischen Gärten aus der gesamten Provinz Jiangsu, darunter mehrere UNESCO-Welterbestätten, die eine über 1.200 Jahre alte Geschichte umspannen.

Überall im Park werden industrielle Überreste als riesige Pflanzgefäße für Bäume, lebende Dächer und andere innovative Grünflächen umfunktioniert. Die zeitlosen alten Gärten kontrastieren mit stillgelegten Fabrikanlagen, die von der Vegetation zurückerobert wurden. Diese und andere Installationen spiegeln die Intention des Designteams wider:

Einen Raum zu schaffen, der eine harmonische Koexistenz zwischen Menschen und dem Planeten Erde ermöglicht; ansprechende Schönheit gepaart mit effizientem Pragmatismus, und all dies auf lange Sicht nachhaltig zu gestalten. Oder, um es mit den Worten von Cui Kai zu sagen: „Die Gartenausstellung respektiert die Umwelt, schützt das industrielle Erbe und erschließt das Potenzial des Raums. Sie stellt Altes und Neues, Schweres und Leichtes einander gegenüber und schafft mit neuartigen Bautechniken, Materialien und Technologien einen neuen Raum, eine neue Landschaft, eine neue Erfahrung“. Nichtrostender Stahl spielt bei der Verwirklichung dieser Vision eine wichtige Rolle. Mit unterschiedlichen Oberflächenausführungen trägt er dazu bei, sowohl den Kontrast als auch die Verbindung zwischen Mensch und Natur visuell zum Ausdruck zu bringen. Dank seines Molybdängehalts von 2 Prozent weist Edelstahl 316 eine verbesserte Korrosionsbeständigkeit auf und trägt so zu Nachhaltigkeit und Langlebigkeit bei. Im Folgenden werden einige Beispiele für nichtrostenden Stahl auf der Expo vorgestellt.

Der Garten der Zukunft

Die hohe Luftfeuchtigkeit in Nanjing, der ganzjährig reichliche Niederschlag und die enormen jahreszeitlichen Temperaturschwankungen stellten die Designer vor die Herausforderung, eine Alternative zum traditionellen Gewächshaus zu finden; etwas, das sowohl den Pflanzen als auch den Besuchern Schutz bietet und gleichzeitig die natürliche Luftzirkulation aufrechterhält. Das Ergebnis ist ein Wald aus riesigen „Schirmbäumen”, die nach allen Seiten offen sind und für gute Belüftung, Schatten und Schutz sorgen. Der Zukunftsgarten erstreckt sich über 16.000 m² und umfasst fast 1.000 Pflanzenarten. Für die Dachkonstruktion wurden über 1.000 Tonnen Rohre aus Edelstahl 316L mit spiegelpolierter Oberfläche verbaut, da dieses Material korrosionsbeständig ist und sich leicht warten und reinigen lässt.

42 Baumstützen aus rostfreiem Stahl bilden das Tragwerk der Installation. Jede von ihnen ist von einer 12-eckigen, transparenten Acrylplatte mit einem Durchmesser von 21 m bedeckt, die ähnlich einem Regenschirm, kontinuierlich von einer dünnen Schicht sanft fließenden Wassers umspült wird. Dadurch entstehen Wellen, Spiegelungen und alle möglichen visuellen Effekte, die von oben und unten beobachtet werden können. Ein Grund, warum dieser Bereich auch „Botanischer Unterwassergarten” genannt wird. Eine spezielle Verbindung ermöglicht trotz des unterschiedlichen Wärmeausdehnungskoeffizienten von Acryl und Edelstahl sowohl eine Drehung als auch eine Verschiebung der vertikalen Edelstahlrohre, die die Äste mit der Acrylplatte verbinden.

Gewerbekomplex

Auf der Nordseite grenzt der Future Garden an den Hauptgeschäftskomplex der Expo. Dieser zeichnet sich durch seine ziehharmonikaartige Fassade aus perforierten und polierten Edelstahlpaneelen aus. Die Paneele erzeugen einen spektakulären Zerrspiegeleffekt, der die Farben und das Licht des Gartens, der Wasserteiche, der Felsen und des Sonnenlichts reflektiert. Der Bedarf an einer leicht zu installierenden Lösung mit langer Lebensdauer, guter Ästhetik und minimalem Wartungsaufwand machte Edelstahl 316L zur idealen Wahl für die Paneele. Dank der reflektierenden Paneelfassade fügt sich der Geschäftskomplex nahtlos in die Umgebung ein und verschmilzt mit dem Future Garden zu einem einzigen, offenen und lichtdurchfluteten Raum.

Wolkenteich

Jiangsu Garden Expo: Gärten aus rostfreiem Edelstahl
Perforationen und wechselnde Winkel in der Fassade des Geschäftskomplexes spiegeln eine aquarellartige Version der Bäume des Future Garden wider.

Am östlichen Ende des Future Garden liegt der Wolkenteich, ein „schwebendes“ Wasserbecken, das an einen gefluteten, stillgelegten Steinbruch erinnert. Der Wolkenteich wird an seiner Südseite von einer Klippe flankiert, deren riesige Felsfläche als Hintergrund und Projektionsfläche für Lichtshows oder andere Aufführungen dient, die mit der Wasseroberfläche des Teichs interagieren. Die Zuschauer können die Show von einer Tribüne auf der Nordseite des Teichs aus beobachten, wo der Hang in Form von Plattformen und Stufen angelegt ist. Edelstahl wird an diesem Ort für verschiedene Anwendungen eingesetzt, besonders sind jedoch die komplex geformten Gabionen, die zum Schutz der Böschung und zur Gestaltung der Wandflächen dienen, sowie gewellte, an eine Wasseroberfläche erinnernde Deckenpaneele.

Gabionen werden aufgrund ihres guten Preis-Leistungs-Verhältnisses und der natürlichen Anmutung, die sie dank der Befüllung mit grobem Gestein ausstrahlen, häufig im Landschaftsbau eingesetzt. Die Designer der Jiangsu Garden Expo haben diese beliebte Bautechnik an vielen Orten angewandt, allerdings mit einer Besonderheit: Für die Gitterkonstruktion, die die Steine hält, wurde rostfreier Stahl 316L gewählt, um eine maximale Lebensdauer und Ästhetik zu erreichen.

Die gewellten Edelstahlpaneele sind an allen Decken und Überhängen des Cloud Pond Stage Areals zu finden. Die Paneele aus Edelstahl 316L sind in verschiedenen Winkeln angebracht und erzeugen atemberaubende, verschwommene Licht- und Farbreflexe der Umgebung: von dem Naturstein der Wände, den Felsen der Steinbruchklippen, dem Wasser des Teichs und allen anderen Elementen. Der Effekt wird durch die nächtliche Licht- und Klangshow noch verstärkt.

Jiangsu Garden Expo: Gärten aus rostfreiem Edelstahl
Die Mirror Plaza Hall nutzt eine Kombination aus perforierten und hochglanzpolierten Oberflächen, um eine wunderbare natürliche Lichtshow zu erzeugen.

Mirror Plaza

Der letzte große Bereich, an dem eine große Menge an Edelstahl 316L verwendet wird, ist die Mirror Plaza, die als Zugang zur Hauptausstellungshalle dient. Es handelt sich um eine überdachte Struktur, die Schutz vor Hitze und Regen bietet und deren Untersicht aus hochglanzpolierten Edelstahlpaneelen besteht. Einige der Paneele sind mit Lochmustern versehen, die auch bei schlechtem Wetter ein kontinuierliches Lichtspiel darunter ermöglichen. Die Paneele sind in verschiedenen Neigungswinkeln angebracht und reflektieren sich gegenseitig sowie die Umgebung in einem verblüffenden Zerrspiegeleffekt.

Edelstahl 316L

Das Designteam bevorzugte natürliche Materialien aus der Region, die sich gut in die Umgebung einfügen. Alternativ dazu schaffen „unnatürliche” Materialien, nämlich Edelstähle, eine Interaktion mit der Natur, indem sie die Farben, Lichter und Schattierungen der Landschaft reflektieren und neu wiedergeben. Gleichzeitig mussten die Materialien für die Expo leicht verfügbar, einfach zu handhaben und zu installieren sein sowie eine lange Lebensdauer mit minimalem Reinigungs- und Wartungsaufwand aufweisen. Diese Kombination von Anforderungen machte den korrosionsbeständigeren, molybdänhaltigen Edelstahl 316L zu einer naheliegenden Wahl, die den Innovationsgeist der Designer widerspiegelt.

Über IMOA

Nachdruck mit freundlicher Genehmigung der International Molybdenum Association (IMOA). IMOA ist ein gemeinnütziger Handelsverband, der den Großteil der Molybdänindustrie weltweit vertritt. Für Informationen besuchen Sie www.imoa.info

Catrin Senger
Catrin ist Redakteurin bei Edelstahl Aktuell. Stahl zieht sich wie ein roter Faden durch ihr Berufsleben. Sie hat eine Ausbildung bei einem Großhändler für Rohr- und Rohrzubehör absolviert und in verschiedenen Funktionen bei einem Hersteller und Lieferanten von Analysegeräten für die Metallindustrie gearbeitet.

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Sonja Wingels
Sonja ist Redakteurin bei der Edelstahl Aktuell. Nach ihrem Studium der Psychologie an der HHU in Düsseldorf und selbstständiger Arbeit als Content Creator nutzt sie nun diese Erfahrungen, um zum Erfolg der Zeitung beizutragen und ihr Fachwissen in der Edelstahlbranche zu vertiefen.