Fotos: Carl Stahl Architektur
Am Rande der Dolomiten liegt der Kronplatz. Er ist im Winter ein beliebter Skiberg, der in der Vergangenheit auch schon Austragungsort des Ski Alpin Weltcups war. Im Sommer ist der Kronplatz ein populäres Ausflugsziel, das nicht nur Wanderer, sondern auch Drachenflieger und Kunstinteressierte anzieht. An seinem Gipfel in Höhe von 2.275m Meereshöhe befinden sich das Messner Montain Museum Corones, in dem von der Entwicklung des modernen Bergsteigens erzählt wird sowie das LUMEN Museum, dass die Geschichte der Bergfotografie von ihren Anfängen bis zur Gegenwart wiedergibt. Die Aussicht zählt zu den schönsten der Alpen.
Für den Aufstieg dient unter anderem die Einseilumflaufbahn Olang I+II, die im Winter 2020/21 erstmals in Betrieb gegangen ist. Sie ersetzt den alten Sessellift. Mit einer Geschwindigkeit von 6,5m/s und einer Förderleistung von 3.900 Personen pro Stunde ist sie die Bahn mit der höchsten Beförderungskapazität am touristisch gut erschlossenen Kronplatz. Mit rund 11 Minuten Fahrt ist die Kabinenbahn nicht nur die schnellste Aufstiegsanlage auf den Kronplatz, sie besticht zudem durch ihre Architektur.
Schwünge am Berg
Das Architekturbüro studio schlotthauer matthiessen gewann im Jahr 2018 den Einladungswettbewerb. Gemäß seinem Entwurf wurden die die Tal-, Mittel- und Bergstation dank ihrer leichten und transparenten Struktur harmonisch in die Südtiroler Berge eingebettet und bilden dort eine eigene Sehenswürdigkeit. In der Projektbeschreibung schreibt das Studio: „Der dynamische Bewegungsfluss der Seilbahn, die Kraft des sich Bewegens und Rotierens, der Schwung des Skifahrens drückt sich in der Formensprache der Überdachung aus.
Flexibel auf alle Liftstationen anpassbar, nimmt die fließende Bewegung der Dachhaut das abwechselnd geformte ‚Auf und Ab‘ der umliegenden Berge auf. Durch die Auflösung starrer Wandelemente wird eine Verzahnung mit der Landschaft erreicht.“
Gläserne Seilbahntechnik
Um diesen Effekt zu erreichen, wurden die Stationsgebäude mit einem großen, schützenden, lichtdurchlässigen Dach ausgestattet. Clou: Die Dächer, die von der Firma Temme // Obermeier mit einlagiger ETFE – Folienhaut überzogen wurden, wurden auf selbstragende Stahlbetonstützen aufgesetzt, ohne die technischen Anlagen der Seilbahn zu berühren. Ziel der Architekten war, die Seilbahntechnik bewusst wahrnehmbar zu halten.
Die Dachkonstruktion besteht aus einem räumlichen Stahlrohrfachwerk, dass mit einlagiger ETFE – Folienhaut überzogen wurde. Zusätzliche Steifigkeit erhält die Struktur von außenliegenden Lamellenrohren.
Da die Dachkonstruktionen baulich unabhängig von den eigentlichen Seilbahngebäuden entstanden sind, können die Gebäude laut Temme // Obermeier zudem frei mit den natur- und technikbedingten Erschütterungen mitschwingen.
Edelstahlseile aus Süßen
Eine besondere Herausforderung war, im Winter die Schneemassen auf dem Dach zu stützen. Hier kam die Carl Stahl Architektur aus Süßen ins Spiel: 3.000 I-SYS Edelstahlseile aus dem Werkstoff 1.4401 mit einem Durchmesser von acht Millimetern geben dem Dach den nötigen Halt, ohne die Sicht zu versperren.
Nach sechs Monate Bauzeit wurden die Arbeiten an den drei Gondelstationen der Tal-, Mittel- und Bergstation im November 2020 abgeschlossen.
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