Der Triebwerkshersteller MTU Aero Engines und das Luft- und Raumfahrtunternehmen MT Aerospace entwickeln gemeinsam ein komplettes Flüssigwasserstoff-Treibstoffsystem für die zivile Luftfahrt. Das haben die Partner auf der Paris Air Show in Le Bourget bekannt gegeben. Erste Anwendung soll die fliegende Brennstoffzelle der MTU sein.
„Uns verbindet nicht nur seit vielen Jahren eine erfolgreiche Partnerschaft, sondern auch die gemeinsame Vision des emissionsfreien Fliegens“, erklärt Barnaby Law, Chief-Engineer Flying Fuel Cell™ für die MTU. Vor etwa drei Jahren wurde die gemeinsame Entwicklungsarbeit an dem LH2-Treibstoffsystem für zivile Luftfahrtanwendungen gestartet. Das System besteht aus Tanks, Sensoren, Wärmetauschern, Ventilen, Sicherheitssystemen und Regelung. Die Arbeit laufe hervorragend, so Law: Noch in diesem Jahr soll das erste System bei MT Aerospace in Augsburg getestet werden.
„Wir von MT Aerospace bringen unsere jahrzehntelange Expertise im Bereich Wasserstoff aus der Raumfahrt ein und wollen sie jetzt erstmals auch für die zivile Luftfahrt nutzbar machen“, sagt Markus Staudt, Vice President and Head of Business Development Export, Defence & Hydrogen. Die Expert:innen des Luft- und Raumfahrtunternehmens sind verantwortlich für das kryogene Wasserstoff-Speicher- und -Versorgungssystem, additiv gefertigte Wärmetauscher sowie Sensoren und die Systemintegration. „Diese Expertise resultiert sowohl aus nachhaltigen Technologieinnovationen als auch einer Vielzahl produktnaher kryogener Systemtests“, erklärt Dr. Günther Schullerer, Director Engineering bei MT Aerospace.
Das Sicherheitssystem, die Regelung und die Ventiltechnik fallen in das Arbeitspaket der MTU, die auch die Systemführerschaft inne hat. Alle Arbeiten erfolgen in enger Abstimmung mit der Europäischen Agentur für Flugsicherheit (EASA), um die zulassungs- und sicherheitsrelevanten Anforderungen zu erfüllen. Zum Einsatz kommen soll die MTU-Brennstoffzelle ab 2035 zunächst auf kürzeren Strecken im Zubringer- und Regionalflugzeugbereich. Mit verbesserter Effizienz soll sie später dann auch auf der Kurz- und Mittelstrecke fliegen und die Klimawirkung des zivilen Luftverkehrs weiter verringern. „Das LH2-Treibstoffsystem, das jetzt für die FFC entwickelt wird, könnte von der Systemtechnik her mit leichten Änderungen auch für die Wasserstoff-Direktverbrennung in Fluggasturbinen verwendet werden“, so Law.