Bilder: Value Maritime
Bisher ist die CO2-Abscheidung und -Speicherung (CCS oder CO2-Sequestrierung) ein Verfahren zur technischen Abspaltung und dauerhaften Einlagerung in unterirdische Lagerstätten. Value Maritime macht das Verfahren nun für die maritime Industrie zugänglich: Das Unternehmen hat eine Lösung für die CCS an Bord von Schiffen entwickelt.

Die Lösung liest sich einfach: Ein sogenanntes Capture-Modul fängt CO2 aus den Schiffsabgasen auf und nutzt das CO2 zum Aufladen einer CO2-Batterie. Eine CO2-Batterie ist eine CO2-Speichereinrichtung, in der CO2 geladen und entladen werden kann. Laut Angaben von Value Maritime kann das integrierte CO2-Modul 100 Prozent des CO2 im Abgas des Schiffes auffangen. Die CO2-Speicherkapazität könne durch das Hinzufügen oder Entfernen von CO2-Batterien auf dem Schiff vergrößert oder verkleinert werden. Die aufgeladene CO2-Batterie könne in Häfen entladen und zu CO2-Kunden, zum Beispiel in der Landwirtschaft, transportiert werden. Nach der CO2-Entladung kehrt die CO2-Batterie wieder auf das Schiff zurück, um mit CO2 aufgeladen zu werden. Eine CO2-Batterie könne unbegrenzt geladen und entladen werden und bietet damit nach Ansicht von Value Maritime eine hundertprozentige Kreislauflösung.
Filtree System
Das Capture-Modul für CO2 wird in das Filtree System integriert. Das Filtree System wurde für kleine und mittelgroße Schiffe auf Grundlage einer neuen Technologie entwickelt, die neben Schwefel auch ultrafeinen Feinstaub aus der Luft filtert. Das Filtree System besteht aus zwei Elementen: Zum einen aus einem kleinen, vorgefertigten „Plug-and-Play“-Gasreinigungssystem, das den Schwefel und 99 Prozent der Feinstaubpartikel aus den Schiffsabgasen filtere. Zum anderen ist das Filtree System mit einem Filter ausgestattet, der das Waschwasser reinige. Ölrückstände und Rußpartikel werden aus dem Waschwasser entfernt und im Schlammtank an Bord gelagert. An Land sollen sie auf möglichst umweltfreundliche Weise verarbeitet werden. Das Filtree System benötigt laut Value Maritime keinen Filteraustausch, da sich das System automatisch reinige. Motoren von 2,0 bis 15,0 seien für den Einsatz des Filtree Systems geeignet.

Das Herausfiltern von Schwefel ist auch das Ziel der Scrubber, die zum Beispiel auf Kreuzfahrtschiffen zum Einsatz kommen. Der Scrubber ist ein Abgaswäscher, der es Schiffen erlaubt, Schwefelgrenzwerte einzuhalten. Unterschieden wird zwischen sogenannten Flüssig- und Trockenscrubbern. Bei den Flüssigscrubbern kann weiter differenziert werden zwischen Closed-Loop-Scrubber-Systemen und Open-Loop-Scrubber-Systemen. Das geschlossene System reichert Schadstoffe im Wasser an und reduziert dadurch die Abwassermenge. Hierfür müssen Chemikalien eingesetzt werden. Offene Systeme belasten das Abwasser mit Schadstoffen, denn statt in die Luft werden der Schwefel und andere Schadstoffe in das Meerwasser geleitet.
Auf einer völlig anderen Technologie basiert das Filtree System: Im Unterschied zu Scrubbern verwendet das Filtree System von Value Maritime keine Chemikalien, um Metallrückstände im Abgasstrom aufzulösen. Waschwasserverunreinigungen können hierdurch vermieden werden. Darüber hinaus fängt das Filtree System laut Unternehmensaussage ultrafeine Partikel auf (99 Prozent Reduktion) und der Wasserfilter filtert das verwendete Seewasser von Rußpartikeln und Ölrückständen.
Einsatz des CCS
Bereits seit einigen Jahren ist das Filtree System auf Küstenmotorschiffen und Feederschiffen im Einsatz. Nach eigenen Aussagen hat Value Maritime bisher 12 Schiffe mit einer Filtree Einheit ausgestattet. Fünf weitere Einheiten seien bestellt worden. Das erste CO₂-Abscheidemodul und die erste CO₂-Batterie von Value Maritime werden laut Unternehmensangaben im Oktober dieses Jahres auf dem Schiff Nordica von Visser Shipping installiert. Damit sei die Nordica das erste Schiff, das CO₂ während des Betriebs an Bord abscheidet und speichert. Betrieben werde das Schiff von X-Press Feeders.
In einer Pressemeldung informierte Value Maritime, dass Class Bureau Vertitas an der entsprechenden Genehmigung des Systems beteiligt ist. Value Maritime wird mit dem Be- und Entladen der CO₂-Batterien am Rotterdamer Kurzstreckenterminal beginnen, um die Batterien in Gewächshäusern im Raum Rotterdam zu entladen. Diese verwenden das CO2 für den Anbau ihrer Pflanzen. Value Maritime rechnet damit, in Kürze auf weitere Standorte zu expandieren, unter anderem nach Bremerhaven und Hamburg.
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