Der Maschinen- und Anlagenbau rechnet damit, im laufenden Jahr den konjunkturellen Corona-Rückschlag teilweise wieder aufzuholen. Der VDMA erhöht die Wachstumsprognose für die Produktion 2021 auf real plus 7 Prozent.
Im Maschinen- und Anlagenbau mehren sich laut VDMA die Zeichen, dass der schwere Rückschlag des vergangenen Jahres im laufenden Jahr zumindest teilweise aufgeholt werden kann. Zwar laste die Corona-Pandemie mit ihren Einschränkungen im globalen Handel noch immer spürbar auf den Unternehmen und deren Investitionsplänen. „Auch andere Störfaktoren wie immer wieder auftauchende Lieferengpässe bestimmter Produkte oder der durch die Krise forcierte Strukturwandel in wichtigen Abnehmerindustrien sowie die politischen und wirtschaftlichen Spannungen zwischen den USA und China sorgen für Verunsicherung. Aber die Unternehmen im Maschinen- und Anlagenbau zeigen auch in dieser Krise eine bemerkenswerte Resilienz und nutzen ihre Marktchancen“, sagte VDMA-Präsident Karl Haeusgen in einer Online-Pressekonferenz vor der Eröffnung der Hannover Messe „Digital Edition“. „Insbesondere die Aussichten für weiteres Wachstum in China und anderen asiatischen Ländern sowie den USA sind gut. Der Auftragseingang liegt klar auf Wachstumskurs. Die Chancen, dass die Produktion ab dem zweiten Quartal im Vergleich zum Vorjahr wieder wächst, sind ebenfalls gut. Daher erhöhen wir unsere bisherige Prognose um 3 Prozentpunkte und erwarten nun für 2021 ein reales Produktionswachstum von 7 Prozent.“
Überwiegend positives Bild
Bestätigt wird dieser Optimismus durch die aktuelle 10. Corona-Blitzumfrage des VDMA, an der 726 Mitgliedsfirmen teilnahmen. Demzufolge hat jedes vierte Unternehmen (26 Prozent) keine Probleme mit Auftragseinbußen oder gar Stornierungen, weitere 40 Prozent nur geringe Schwierigkeiten. 24 Prozent aller Unternehmen erwarten weiter abnehmende Probleme auf der Nachfrageseite. Allerdings klagt etwa ein Viertel der Maschinenbaufirmen über Produktionsbehinderungen infolge von Engpässen in den Lieferketten.
Beschäftigung weiter auf hohem Niveau
Die Corona-Pandemie hat auch die Maschinen- und Anlagenbauer in den vergangenen Monaten zu Kapazitätsanpassungen gezwungen, so der Verband. Allerdings wurden viele Stellen mit Hilfe von Kurzarbeit gesichert, ein kräftigerer Beschäftigungsabbau wurde so weitestgehend vermieden. „Die Unternehmen wissen, dass sie ihre Fachkräfte im Aufschwung sowie für die Bewältigung der Zukunftsaufgaben dringend benötigen und handeln dementsprechend“, sagte Haeusgen. Aktuell findet Personalabbau noch in 15 Prozent der Betriebe statt. Die Aussichten mit Blick auf das Jahresende 2021 sind jedoch verhalten positiv. Für das laufende Jahr gaben 65 Prozent der Unternehmen an, ihren aktuellen Personalstand erhöhen zu wollen. Fast die Hälfte der befragten Unternehmen (48 Prozent) planen mit einem geringfügigen Beschäftigtenaufbau von maximal 5 Prozent. Die Zahl der Kurzarbeiter im Maschinen- und Anlagenbau sank im März auf rund 90.000 Personen. Insgesamt beschäftigten die Maschinen- und Anlagenbauer in Deutschland im Januar 1,004 Millionen Menschen in Betrieben mit mehr als 50 Beschäftigten – minus 4 Prozent zum Vorjahr. Mit insgesamt 1,4 Millionen Erwerbstätigen (Beschäftige in allen Unternehmen) bleibt der Maschinen- und Anlagenbau weiterhin der größte industrielle Arbeitgeber im Land.
Maschinen- und Anlagenbau sichert Versorgung
Bereits mit Beginn der Pandemie vor mehr als einem Jahr haben die Maschinen- und Anlagenbauer umfangreiche Hygiene- und Arbeitsplatzmaßnahmen ergriffen, um die Produktion trotz aller Widrigkeiten am Laufen zu halten und damit auch Arbeitsplätze zu sichern. „Die Schutzmaßnahmen für die Beschäftigten haben sich bewährt, und der Maschinenbau kann weiterhin einen maßgeblichen Beitrag zur Versorgungssicherheit der Menschen leisten. Die Unternehmen sind auch bereit, Corona-Tests für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu organisieren und Impfungen zu unterstützen. Viele Betriebe haben dies bereits in die Praxis umgesetzt und ihre Zahl wächst. „Die Politik sollte vorsichtig damit sein, immer mehr Belastungen auf die Unternehmen abzuwälzen“, mahnte Haeusgen.
Vielmehr werde nun die gemeinsame Aufgabe von Politik und Wirtschaft immer dringlicher, die Zeit nach der Pandemie vorzubereiten und aktiv zu gestalten. Europas Position in der Welt sowie der Kampf gegen den Klimawandel müssen dabei im Mittelpunkt der Anstrengungen stehen. „Wir müssen den wachsenden nationalen Egoismen ein Bekenntnis für Offenheit, Kooperation und Freihandel entgegensetzen. Und das Klimaschutzabkommen von Paris wird nur dann erfolgreich sein, wenn Wirtschaft und Politik ihre Mittel effizient einsetzen und wir neue Technologien in ihrer Vielfalt zur Wirkung bringen“, betonte Haeusgen.
Mittelstand braucht wieder mehr Freiheiten
Eine echte mittelstandsfreundliche Politik fordert der VDMA in seinen Kernforderungen zur Bundestagswahl von allen möglichen künftigen Regierungsparteien. Dazu gehören unter anderem Technologieoffenheit und innovationsfreundliche Rahmenbedingungen sowie ein Belastungsmoratorium und der Abbau von Bürokratie. „Bund und Länder müssen ihre öffentliche Verwaltung modernisieren und digitalisieren – das heißt Berichtspflichten reduzieren, Planungsverfahren vereinfachen und Genehmigungsverfahren beschleunigen“, forderte der VDMA-Präsident.
Als exportstarke Industrie benötigt der Maschinen- und Anlagenbau zudem auch künftig offene Grenzen, den Abschluss neuer Handelsabkommen durch die EU sowie mutige Reformen in der Exportfinanzierung. Zur Bekämpfung des Klimawandels ist ein politischer Regulierungsrahmen notwendig, der technologieoffen ist und über die Grenzen der Sektoren und Energieträger hinwegreicht. Und um die starke Position Deutschlands in der weiteren Entwicklung von Industrie 4.0 halten zu können, braucht es eine möglichst enge Zusammenarbeit Europas in der Digitalpolitik. „Wir benötigen eine innovationsfreundliche Politik, die die intelligente Produktion fördert und zum Beispiel Künstliche Intelligenz als Chance für Innovationen sieht und damit neue Geschäftsmodelle ermöglicht“, sagte Haeusgen. „Insgesamt brauchen Unternehmerinnen und Unternehmer am Standort Deutschland wieder mehr Freiraum, damit sie in Europa und weltweit ihren Beitrag zur Gestaltung einer besseren Zukunft leisten können“, resümierte er.