Von Daten zu Lösungen

Header-Foto: Pinterest / Alexandra Koch

Im Porträt-Interview erläutert Tim Tunali, Head of AI Competence Center bei der Schmidt + Clemens Gruppe, wie er mit Fokus auf künstliche Intelligenz Prozesse optimiert, Wissen vermittelt und nachhaltige Innovationen vorantreibt und wie der Aufbau eines KI-Kompetenzzentrums zentrale Zukunftsthemen wie Digitalisierung und Ressourceneffizienz in der Edelstahlbranche stärkt.

Im Porträt: Tim Tunali, Head of AI Competence Center bei der Schmidt + Clemens Gruppe

Von Daten zu Lösungen
„Keine Daten, keine KI“ Tim Tunali. | Foto: Schmidt + Clemens GmbH + Co. KG
EA: Wie verlief Ihr Weg in die Edelstahlbranche, und wie kamen Sie zu Ihrer aktuellen Rolle?

TT: Nach meinem Bachelor in Wirtschaftsingenieurwesen begann ich ein Traineeprogramm im Vertrieb bei Schmidt + Clemens. Bereits nach einem Jahr übernahm ich die Position des Sales Development Responsible und war für Marktanalysen, Kundenakquise und klassische Vertriebstätigkeiten zuständig.

Das Kapitel Digitalisierung und Projektmanagement begann für mich mit der Entwicklung einer Landingpage und mein erstes großes Projekt als Projektleiter war gleich die CRM-Implementierung für die gesamte S+C-Gruppe. Um mich verstärkt auf Zukunftsthemen zu konzentrieren, übernahm ich 2022 die Funktion des Business Development Managers. Schon da landeten die Fragen zur KI bei mir. Unser COO Dominic Otte hat das Thema aktiv vorangetrieben und so durfte ich ab Mitte 2023 ein interdisziplinäres Team leiten, mit dem ich KI-Projekte und Workshops umgesetzt habe. 2024 haben wir dann das KI-Kompetenzzentrum aufgebaut.

Seit Neuestem studiere ich berufsbegleitend Artificial Intelligence – ein klares Zeichen der Geschäftsleitung, dass KI strategisch wichtig ist. Ich freue mich darauf, das Gelernte direkt in die Praxis umzusetzen. Außerdem möchte ich mich als Führungskraft durch Praxiserfahrung und Weiterbildung weiterentwickeln, um mein Team optimal zu unterstützen.

EA: EA: Was umfasst Ihre aktuelle Aufgabe?

TT: Als Fachbereichsleiter im KI-Kompetenzzentrum liegt mein Fokus auf der strategischen Entwicklung und Umsetzung von KI-Projekten. Vor allem möchten wir unseren Kolleginnen und Kollegen ein gutes Grundverständnis von KI zu vermitteln. Unser Ziel ist es, dass letztlich jeder weiß: „Was ist KI?“, „Wo kann sie sinnvoll eingesetzt werden?“ und „Wie beeinflusst sie meinen Arbeitsalltag?“. Wir wollen alle Fachbereiche befähigen, eigenständig Ideen zu entwickeln und dabei die Möglichkeiten und Grenzen von KI einzuschätzen.

Ein wichtiger Aspekt ist dabei ein Change Management, das Unsicherheiten abbaut und ein Bewusstsein dafür schafft, dass KI den Arbeitsalltag erleichtert und unsere Kolleginnen und Kollegen als Arbeitskräfte nicht ersetzen kann und soll. Die abstrakte Funktionsweise von KI ist oft schwer greifbar, daher ist Angst normal und war in der Geschichte technischer Innovationen schon unzählige Male zu beobachten – etwa bei der Einführung der Eisenbahn, des Computers oder des Internets in den Alltag. Die Vermittlung eines Grundwissens kann „Bekanntschaft“ zwischen dem Menschen und diesem neuen, leistungsstarken Werkzeug schaffen, wodurch die Hemmschwelle, Gewohnheiten zu ändern, um KI im Arbeitsalltag zu nutzen, leichter überwunden werden kann.

EA: Was fasziniert Sie an künstlicher Intelligenz?

TT: KI ermöglicht es, komplexe Probleme effizient zu lösen und Muster zu erkennen, die in großen Datenmengen oft verborgen bleiben. Durch die schnellere Analyse lassen sich Verbesserungen, Trends oder Fehlerquellen erkennen, die in der Produktion oder bei der Entscheidungsfindung von großem Nutzen sein können. Zudem schafft KI Freiräume für kreative oder strategische Tätigkeiten, indem sie Routineaufgaben übernimmt.

EA: Wie schätzen Sie die Rolle und das Potenzial von KI für die Edelstahlbranche und generell für die Zukunft ein? 

TT: KI bietet großes Potenzial zur Produktionskostensenkung, Ressourcen- und Energieeinsparung sowie in der Qualitätskontrolle und Wartung. Predictive Maintenance kann Materialfehler frühzeitig erkennen, Maschinenausfälle oder Unfälle verhindern und so die Arbeitssicherheit erhöhen.

Ein besonderes Beispiel ist die umweltfreundlichere Produktion: KI kann Energieverbrauchsmuster analysieren, Einsparpotenziale aufzeigen und den Einsatz von Recyclingmaterialien optimieren.

Obwohl KI ressourcenintensiv ist, gehen wir davon aus, dass sie langfristig den Breakeven-Punkt überschreiten und zu einer nachhaltigeren Zukunft beitragen wird. Allerdings kann heute wohl noch niemand das volle Potenzial von KI absehen.

EA: Wo sehen Sie die größte Herausforderung in der Branche?

TT: Analoge Prozesse müssen digitalisiert werden, um Daten in ausreichender Qualität und Quantität für die Analyse durch KI zu generieren. Echtzeitanalysen und die intelligente Produktion entwickeln sich rapide, aber die strukturierte Aufbereitung und Verwaltung dieser Daten ist entscheidend, um sie für die KI nutzbar zu machen.

Nicht zu unterschätzen sind auch die Herausforderungen der Cybersicherheit bei der Integration von KI in automatisierte Prozesse – einschließlich Datenschutz und Schutz vor unbefugtem Zugriff. Auch diese Sicherheitsaspekte werden in die Sensibilisierung der Belegschaft einfließen.

EA: Worauf sind Sie stolz und wie entspannen Sie am besten?

TT: Ich bin stolz auf meinen beruflichen Werdegang, insbesondere auf die Projekte, die wir im Team umgesetzt haben und auf die Arbeit an Zukunftsthemen im KI-Kompetenzzentrum.

Abschalten kann ich am besten in ruhigen Momenten am See oder im Park mit meiner Frau. Auch Sport wie Joggen oder Krafttraining hilft mir, den Kopf frei zu bekommen und neue Perspektiven zu gewinnen.

Sonja Wingels
Sonja ist Redakteurin bei der Edelstahl Aktuell. Nach ihrem Studium der Psychologie an der HHU in Düsseldorf und selbstständiger Arbeit als Content Creator nutzt sie nun diese Erfahrungen, um zum Erfolg der Zeitung beizutragen und ihr Fachwissen in der Edelstahlbranche zu vertiefen.

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Sonja Wingels
Sonja ist Redakteurin bei der Edelstahl Aktuell. Nach ihrem Studium der Psychologie an der HHU in Düsseldorf und selbstständiger Arbeit als Content Creator nutzt sie nun diese Erfahrungen, um zum Erfolg der Zeitung beizutragen und ihr Fachwissen in der Edelstahlbranche zu vertiefen.