Deutsche Bahn und Siemens Mobility präsentieren neuen Wasserstoffzug und -speicher

Die Deutsche Bahn (DB) und Siemens Mobility treiben die klimafreundliche Verkehrswende auf der Schiene weiter voran. Erstmalig präsentierten beide Partner am Siemens-Fertigungsstandort in Krefeld Elemente des Wasserstoff-Gesamtsystems: den neu entwickelten Mireo Plus H, die neueste Generation eines Wasserstoffzugs, und einen neu konzipierten, mobilen Wasserstoff-Speichertrailer. Das Fahrzeug und die passende Infrastruktur sollen Dieseltriebzüge im Regionalverkehr ersetzen und die CO₂-Emissionen auf der Schiene auf null reduzieren.

Mireo Plus H

„Der Mireo Plus H ermöglicht einen klimafreundlichen und emissionsfreien Personenverkehr“, so Michael Peter, CEO von Siemens Mobility. Mit dem Mireo Plus H hätten die Projektpartner die nächste Generation von Wasserstoffzügen entwickelt, die eine besonders hohe Reichweite und höhere Beschleunigung biete. Jeder ausgelieferte Zug könne über die Lebensdauer von 30 Jahren bis zu 45.000 Tonnen CO₂ gegenüber entsprechenden Autofahrten einsparen.

Für den einjährigen Probebetrieb entwickelt Siemens laut Presseinformation einen zweiteiligen Regionalzug mit einem Wasserstoffantriebssystem der neuesten Generation.  Es bestehe aus einer Brennstoffzelle und einer Lithium-Ionen-Batterie. Der Mireo Plus H werde so leistungsfähig sein wie elektrische Triebzüge und eine Reichweite von bis zu 800 Kilometern haben – abhängig von den betrieblichen Einsatzbedingungen wie der Jahreszeit oder der Strecke. Eine dreiteilige Variante habe eine Reichweite von 1000 Kilometern.

Neben einer hohen Antriebsleistung von 1,7 MW für bis zu 1,1 m/s² Beschleunigung und eine Höchstgeschwindigkeit von bis zu 160 km/h, zeichne sich das Fahrzeug auch durch niedrige Lebenszykluskosten durch geringen Aufwand für Wartung und Instandhaltung aus. Die Werkstatt von DB Regio in Ulm werde für die Instandhaltung von Wasserstofftriebzügen umgerüstet.

Schnellbetankung

Die DB habe ein neuartiges Verfahren entwickelt, mit dem die Betankung eines Wasserstoffzuges erstmalig genauso schnell verläuft, wie die Betankung eines Dieseltriebzugs. Dies sei ein wichtiger Aspekt angesichts der eng getakteten Zugfolgen im Regionalverkehr der DB. Der Wasserstoff werde in Tübingen von DB Energie mit Ökostrom produziert, der direkt aus der Oberleitung kommt. In einem Kompressor verdichtet, werde der Wasserstoff in einem mobilen Speicher gelagert. Vor dem Tankvorgang werde der grüne Treibstoff aufbereitet und gekühlt. Der mobile Aufbau ermögliche weitere Erprobungsprojekte an bislang nicht erschlossenen Strecken. Um den Zug warten zu können, werde das DB-Werk in Ulm entsprechend ausgerüstet.

Passagierbetrieb

Geplant sei, dass der Mireo Plus H 2023 Testfahrten in Baden-Württemberg aufnimmt. Ab 2024 sei er für das Projekt H2goesRail im regulären Fahrgasteinsatz zwischen Tübingen, Horb und Pforzheim unterwegs und ersetze einen dort fahrenden Dieseltriebwagen.

Am Beispiel des H2goesRail-Projekts ergeben sich auf der Strecke zwischen Tübingen und Pforzheim durch den Abschied vom Diesel CO₂-Einsparungen von ca. 330 Tonnen pro Jahr. Generell kann der Mireo Plus H, abhängig vom Streckenprofil, 520 Tonnen pro Jahr einsparen (gerechnet auf 200.000 km Laufleistung).

H2goesRail

Das Projekt H2goesRail wird im Rahmen des Nationalen Innovationsprogramms Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie mit insgesamt 13,74 Mio. Euro durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) gefördert. Die Förderrichtlinie wird von der NOW GmbH koordiniert und durch den Projektträger Jülich umgesetzt.

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Catrin Senger
Catrin ist Redakteurin bei Edelstahl Aktuell. Stahl zieht sich wie ein roter Faden durch ihr Berufsleben. Sie hat eine Ausbildung bei einem Großhändler für Rohr- und Rohrzubehör absolviert und in verschiedenen Funktionen bei einem Hersteller und Lieferanten von Analysegeräten für die Metallindustrie gearbeitet.