EnBW investiert in drei neue wasserstofffähige Gaskraftwerke

Es war der Startschuss für Investitionen in Höhe von insgesamt rund 1,6 Milliarden Euro in Baden-Württemberg: In Stuttgart-Münster wurde am 31. März 2023 der traditionelle Spatenstich für das erste von drei neuen Gaskraftwerken der EnBW vollzogen. Das Unternehmen will damit laut Pressemitteilung bis 2026 die Stromerzeugung aus Kohle im mittleren Neckarraum vollständig beenden und die CO2-Emissionen deutlich senken. Wie an allen „Fuel Switch“-Standorten soll auch die neue Anlage in Stuttgart spätestens 2035 mit grünem Wasserstoff betrieben werden.

Auf dem Weg zu einer klimafreundlichen Energieerzeugung

Die beiden neuen Turbinen am Standort Stuttgart-Münster ersetzen laut EnBW drei kohlebefeuerte Kessel aus den 1980er und 90er Jahren sowie drei heizölbetriebene Turbinen. Die Anlagen würden von Anfang an so gebaut, dass das Erdgas möglichst rasch und vollständig durch Wasserstoff ersetzt werden kann, wenn dieser voraussichtlich in 10 bis 12 Jahren in ausreichender Menge zur Verfügung steht. Herzstück seien zwei hochmoderne Gasturbinen vom Typ SGT-800 von Siemens Energy. Sie verfügen insgesamt über eine elektrische Leistung von rund 124 MW. Vertraglich geregelt sei, dass die neuen Turbinen bereits ab ihrer Auslieferung im Jahr 2024 bis zu 75 Prozent Wasserstoff-Beimischung verarbeiten können. Auch das Upgrade der Gesamtanlage für 100 Prozent Wasserstoff sei bereits heute vorgesehen.

Die Fertigstellung des neuen Gasheizkraftwerks ist laut EnBW für 2025 geplant. Damit nehme das Projekt in der Landeshauptstadt von Baden-Württemberg eine bundesweite Vorreiterrolle ein. Voraussichtlich noch im vierten Quartal 2023 werde die neuartige, vom BMWK geförderte Großwärmepumpe in Betrieb gehen und bis zu 24 MW Fernwärme erzeugen. Diese nutze die Abwärme aus dem Kühlwasser und werde mit Grünstrom aus dem biogenen Anteil der Abfallverbrennung angetrieben. Rund 15.000 Tonnen CO2 könnten so bereits pro Jahr vermieden werden.

Wichtigster Energieträger in Stuttgart-Münster ist und bleibt laut Unternehmensaussage Restmüll – rund 450.000 Tonnen werden hier jährlich verwertet und in nutzbringende Energie umgewandelt. Damit bilde der Standort zusammen mit den Kraftwerken in Stuttgart-Gaisburg (bereits 2018 auf Gas umgestellt) und Altbach/Deizisau das Rückgrat der Strom- und Fernwärmeversorgung im Mittleren Neckarraum.

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Catrin Senger
Catrin ist Redakteurin bei Edelstahl Aktuell. Stahl zieht sich wie ein roter Faden durch ihr Berufsleben. Sie hat eine Ausbildung bei einem Großhändler für Rohr- und Rohrzubehör absolviert und in verschiedenen Funktionen bei einem Hersteller und Lieferanten von Analysegeräten für die Metallindustrie gearbeitet.