Im Porträt: Udo Brünjes,Geschäftsführer von thermowave Gesellschaft für Wärmetechnik mbH

„Fachkräftemangel und steigende Energiekosten gefährden den Produktionsstandort Deutschland“

Technologieführerschaft, die Sorge um die Umwelt und seine Mitarbeiter bewegen ihn: Udo Brünjes, Geschäftsführer von thermowave im Gespräch mit Edelstahl Aktuell über die aktuellen Herausforderungen in der Beschaffung, in der Ausbildung junger Menschen und den Reiz das Unmögliche möglich zu machen.

EA: Wie sind Sie in die Edelstahlbranche gelangt?

UB: Aus der Elektrobranche kommend, arbeite ich seit 30 Jahren in der Kältetechnik. Für die Güntner Gruppe – zu der thermowave gehört – bin ich seit 13 Jahren in verschiedenen Positionen tätig. Über meine Vertriebs- und Produktionsverantwortlichkeit in unserem Unternehmen, in dem wir sehr viel Edelstahl in unterschiedlichen Materialstärken und Formen verarbeiten, kam die Faszination für den Werkstoff.

EA: Und was genau macht für Sie die Faszination von Edelstahl aus?

UB: Edelstahl hat eine gute normal korrosive Resistenz und Festigkeit, so dass wir Edelstahl für unsere moderne Plattenwärmetauscher-Technologie in unterschiedlichen Drucklagen und Temperaturen für den Industriestandart einsetzen können. Ebenso für Wärmetauscher-Gestellplatten in der Lebensmittelbranche, wo diese nach hygienischen Anforderungen in Edelstahl ausgeführt werden.

EA: Was ist heute Ihre Aufgabe?

UB: Seit fünf Jahren bin ich angestellter Geschäftsführer der thermowave. Zuerst war ich für den weltweiten Vertrieb und den marketingtechnischen Ausbau verantwortlich und übernahm dann auch die Verantwortung für die Standortleitung unseres deutschen Produktionsstandortes. Das Interessante und Spannende an dieser Doppelverantwortung liegt für mich darin, den internationalen Vertriebsgeist und die Produktionsherausforderungen sowie die Nachfrage am Markt mit der Verfügbarkeit der Rohstoffe und Materialen in Einklang zu bringen.

EA: Wo sehen Sie die größte Herausforderung in Ihrem Bereich?

UB: Fachkräftemangel und steigende Energiekosten gefährden den Produktionsstandort Deutschland. Wir sind Ausbildungsbetrieb, aber es ist schwer, junge Leute zu motivieren. Die Crux ist die Ausbildungsmöglichkeit junger Leute an den Berufsschulen: Durch immer weniger Bewerber sinkt die Anzahl der Berufsschulmöglichkeiten und der Lehrer. In vielen Regionen müssen die Auszubildenen daher sehr weite Fahrwege zu den Berufsschulen auf sich nehmen. Wie sollen Jugendliche unter 18 Jahren, ohne Führerschein, in einer Region mit fehlendem öffentlichem Nahverkehr das schaffen?

EA: Wo sehen Sie die größten Veränderungen der Branche in den vergangenen Jahren und zukünftig?

UB: Ganz klar beim Einkauf von Rohstoffen und Materialien in Bezug auf Verfügbarkeit und Preisgestaltung. Die Corona-Pandemie und die Russland-Ukraine-Krise haben uns gelehrt, dass unsere bis dahin sehr komfortable und gewohnte „Normalität“ doch zeitlich begrenzt ist. Es wird und muss wieder mehr regional – und damit meine ich EU-weit – hergestellt und bezogen werden als global. Ich habe aber die Befürchtung, dass wir Menschen leider sehr schnell wieder in den alten Trott verfallen und die globalen Vorzüge mehr nutzen werden als für uns gut ist … bis zur nächsten Ernüchterung.

EA: Welche Ziele wollen Sie beruflich noch erreichen?

UB: Drei unterschiedliche Bereiche treiben mich an: Es ist mir ein Anliegen sicherzustellen, dass unsere Mitarbeiter einen zukunftssicheren Arbeitsplatz haben. Schaue ich auf unsere Produkte, so möchte ich mit thermowave Vorreiter im technologischen Bereich sein.

Mein Hauptfokus sind die, durch unsere unternehmerischen Tätigkeiten bedingten, Auswirkungen auf die Umwelt. Ich möchte Sorge dafür tragen, dass unsere Aktivitäten zu möglichst geringen Umweltbelastungen und Energieverbräuchen führen. Das können wir direkt beeinflussen. Als Beispiel: Nutzen wir Energie aus Kohlkraftwerken oder aus Sonnen- und Windenergie? Hier sind weitreichende Entscheidungen zu treffen, die auch hoher Investitionen bedürfen, aber wir sind bereit dazu.

EA: Worauf sind Sie stolz?

UB: Auf meine berufliche Entwicklung, die mir die Möglichkeit gibt, Teams zu formen, in denen Mitarbeiter zum Erfolg der Firma beitragen und darauf stolz sind.

EA: Wofür „brennen“ Sie?

UB: Ich nehme gerne Herausforderungen an, die schwierigen Aufgaben und wage den Sprung ins kalte Wasser. Meine Maxime ist: Einfach kann jeder! Ich versuche das Unmögliche zum Möglichen zu machen.

EA: Wobei können Sie am besten abschalten und entspannen?

UB: Mit meiner Familie, zu der auch ein Hund gehört, der gerne spazieren geht. Entspannung finde ich auch bei der Gartenarbeit. Zusätzlich gehe ich gerne Joggen. Mein Ziel ist es, einen Marathon zu laufen, meinen ersten Halbmarathon konnte ich erfolgreich im Jahr 2021 bestreiten. Wenn alles gut läuft, könnte es im Oktober 2023 mit meinem ersten Marathonlauf klappen.

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Catrin Senger
Catrin ist Redakteurin bei Edelstahl Aktuell. Stahl zieht sich wie ein roter Faden durch ihr Berufsleben. Sie hat eine Ausbildung bei einem Großhändler für Rohr- und Rohrzubehör absolviert und in verschiedenen Funktionen bei einem Hersteller und Lieferanten von Analysegeräten für die Metallindustrie gearbeitet.