Neustrukturierung von Werken

Mit Gebäuden nachhaltig in die Zukunft denken

Die Auswirkungen der Energiekrise und der fortschreitende Klimawandel stellen die Wirtschaft vor große Herausforderungen. Nie zuvor war es für Unternehmen wichtiger, kostenorientiert zu handeln und enkeltaugliche Entscheidungen zu treffen. Im Gespräch mit Edelstahl Aktuell erklärt Kambiz Hajizadeh-Zaker, Diplom-Ingenieur und Architekt bei Vollack, welche Rolle die Neustrukturierung für ein zukunftsfähiges und klimaneutrales Werk spielt.

EA: Nachhaltigkeit und Energieeffizienz rücken für Unternehmen immer mehr in den Mittelpunkt ihrer Zukunftsstrategie. Warum sollten sie dabei auch an Gebäude denken?

KHZ: In Gebäuden liegt in vielerlei Hinsicht ein großes Potenzial. Die Entscheidung für einen klimafreundlichen Neubau oder eine energetische Sanierung des Bestands kann für Unternehmen eine wichtige Stellschraube sein, um die eigene CO2-Bilanz zu verbessern und die Energie- und Betriebskosten deutlich zu senken. Nachhaltig gedachte Gebäude wirken sich darüber hinaus positiv auf die Leistungsfähigkeit eines Unternehmens aus, auf das Wohlbefinden bei der Nutzung und nicht zuletzt auf die Strahlkraft nach außen.

EA: Wie sieht das Gebäude aus, das all diese positiven Effekte miteinander vereint?

KHZ: So etwas wie ein Patentrezept für die perfekte Lösung gibt es nicht. Für uns bei Vollack bestätigt sich die Haltung, dass Gebäude in intensiver Zusammenarbeit mit dem Bauherrn konzipiert werden müssen – individuell an seiner Strategie, seinen Bedarfen und Prozessen ausgerichtet. Das Ziel ist es, eine rundum ressourcenschonende und wirtschaftliche Gebäudelösung zu entwickeln, die zur Kultur des jeweiligen Unternehmens passt und auf dessen Zukunftsvision einzahlt.

EA: Können Sie ein Beispiel nennen?

KHZ: Ein aktuelles Beispiel ist die geplante Standortentwicklung für das Schoeller Werk im nordrhein-westfälischen Hellenthal, einer der führenden Hersteller von geschweißten und gezogenen Edelstahlrohren auf dem europäischen Markt. Im Fokus des Großprojektes steht eine optimierte Werkstruktur, die Material- und Produktionsflüsse wesentlich verbessert, Durchlaufzeiten verkürzt und den Aufwand des Unternehmens für Transport und Handling spürbar reduziert. Gleichzeitig ist es für Schoeller wichtig, sich mit der Restrukturierung und Modernisierung des Standorts nachweislich nachhaltig und klimaneutral für die Zukunft aufzustellen. Hierzu trägt ein effizientes Energiekonzept bei. Es sieht unter anderem vor, dass Heizöl und Erdgas substituiert werden. Zudem wird das Wärme- und Kältemanagement optimiert durch die Wiedernutzung von Prozessabwärme, den Einsatz von Wärmepumpen und ein werksübergreifendes Netz. Das Wasserstoffmanagement wird hinsichtlich Einsparung, Recycling und Eigenherstellung verbessert. Außerdem werden PV-Anlagen grüne Energie erzeugen und der gesamte Standort soll direkt an den regionalen Windpark angeschlossen werden. Vollack hat bereits mit der unternehmenseigenen Phase NULL® bei der Erstellung des Masterplans mitgewirkt und beraten. Wir übernehmen außerdem die Generalplanung und die Steuerung des Projekts, dessen erster Meilenstein bis 2027 fertiggestellt sein soll.

EA: Rechnet sich die Investition in nachhaltige Gebäude für Unternehmen?

KHZ: In vielen Köpfen hält sich hartnäckig die Vorstellung, dass nachhaltige Gebäude im Vergleich zu konventionellen Neubauten deutlich kostspieliger seien. Klar ist: Bevor Unternehmen wie Schoeller mit ihren Gebäuden Energie- und Betriebskosten sowie CO2-Emissionen einsparen können, müssen sie erst einmal investieren. Doch durch Untersuchungen, die Vollack an umgesetzten Objekten durchgeführt hat, wird ersichtlich:

Nachhaltigkeit rechnet sich. Auch die Mehrkosten für innovative Energiekonzepte amortisieren sich im Betrieb der Gebäude schon nach wenigen Jahren.

+++ Erstveröffentlichung in Edelstahl Aktuell Ausgabe 3 – Mai 2023. Um zukünftig solche und weitere Inhalte zeitnah und regelmäßig zu lesen, abonnieren Sie Edelstahl Aktuell kostenfrei. +++

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Catrin Senger
Catrin ist Redakteurin bei Edelstahl Aktuell. Stahl zieht sich wie ein roter Faden durch ihr Berufsleben. Sie hat eine Ausbildung bei einem Großhändler für Rohr- und Rohrzubehör absolviert und in verschiedenen Funktionen bei einem Hersteller und Lieferanten von Analysegeräten für die Metallindustrie gearbeitet.