Fotos: Berschneider + Berschneider GmbH
Abwechslungsreiches Farbenspiel durch grün anodisierte Edelstahloberfläche
Das Verwaltungsgebäude der FIT AG in Lupburg, Oberpfalz, setzt weithin farbige Akzente. Der markante siebengeschossige Büroturm ist eingehüllt in eine Fassade aus Edelstahlblechen.
Mit der Planung beauftragt wurden die Architekten Berschneider + Berschneider. Aufgabe war es, die Innovationskraft und Branche des auf additive Fertigung spezialisierten Unternehmens zu spiegeln und nach außen zu repräsentieren. Dieser Anspruch wurde durch eine 3D-Struktur der Fassadenelemente umgesetzt. Auch wenn die FIT AG selbst Spezialist für die Additive Fertigung ist, die Elemente für diese außergewöhnliche Fassade wurden mittels herkömmlicher Verfahren gefertigt. Die Struktur entstand durch eine Collage übereinandergelegter Stabgitterbleche.
Spezialentwicklung
Die Elemente der Gebäudehülle sind speziell für dieses Bauvorhaben entwickelt worden. Um ein gleichmäßiges Fassadenraster zu umgehen, wurden drei unterschiedliche, übereinander liegende Streckmetallgitter fotografiert und digitalisiert und aus den daraus gewonnenen Daten ein Bild für die Stanzmaschine erstellt. Nach dem Stanzen wurde das Blech mit einer Prägemaschine weiter verformt. Dies erzeugte den späteren Effekt von Reflexion und Farbenspiel. Trapezförmiges Kanten gab den Fassadenelementen die erforderliche Stabilität. Letzter Arbeitsschritt war das Anodisieren der 0,5 mm dicken, geschliffenen Bleche (Werkstoffnr. 1.4301).
Farbeffekte
Je nach Tages- und Sonnenlicht sowie bei Temperaturunterschieden wechseln die Farben der anodisierten Metalloberfläche zwischen Grün, Gold und anderen Farbtönen.
Für die Fassadenelemente wurde Edelstahl Rostfrei ausgewählt. Durch die chemische Reaktion des im Stahl enthaltenen Chroms mit Sauerstoff aus der Atmosphäre bildet sich eine Passivschicht. Diese Passivschicht kann durch ein elektrochemisches Verfahren gezielt aufgebaut werden. Die Chromoxidschicht selbst ist vollständig farblos; die Farbeffekte entstehen, abhängig von der Schichtdicke, durch Wechselwirkung des Lichtes. So kann eine Skala von Bronze über Gold, Rot, Purpur, Blau bis hin zu Grün erzielt werden.
Geschlossene Fassade
Die Fassade wirkt von außen betrachtet relativ geschlossen, ist jedoch multifunktional durchdacht. So sind die teiloffenen Edelstahl-Elemente an einer Distanzunterkonstruktion montiert und erstrecken sich geschosshoch und ohne vertikale Fugen über die vollflächig gedämmte Außenwand aus Beton. Im Bereich der Fenster erhöht sich der ausgestanzte Lochanteil auf etwa 40 Prozent. Damit dient die metallene Gebäudehülle neben ihrem Zweck als repräsentativer Firmenauftritt auch als Sonnenschutz, ermöglicht blendfreies Licht an den Arbeitsplätzen und erlaubt den freien Blick nach außen.
Unterbrochen wird diese scheinbar geschlossen wirkende Fassade von zwei goldfarben gefassten Einschnitten im sechsten Obergeschoss.
Hierfür, sowie für das Erdgeschoss, wurden 1 mm starke Edelstahlbleche verwendet, die gold gefärbt wurden. Erzielt wurden so harmonische Akzente in Verbindung mit dem Farbenspiel der Gebäudehülle.
Goldenes Treppenhaus
Doch es glänzt nicht nur außen. Die Nutzung der für die Gebäudehülle entwickelten Edelstahlpaneele wird im Inneren fortgesetzt. Denn auch für die Gestaltung des Treppenauges wurde mit den gestanzten Edelstahlblechen gearbeitet. Einziger Unterschied: Anders als außen wurde die Oberfläche für das Treppenhaus goldfarbig ausgeführt. Zudem werden die Paneele von innen beleuchtet, was zu einem spannenden Kontrast zu den grauen Betonoberflächen führt.
Nachhaltigkeit
Das Architekturbüro Berschneider + Berschneider GmbH setzte auf ein nachhaltiges Baustoffkonzept. Zur Reparatur oder langfristig zum Recyceln lassen sich die Elemente der metallenen Hülle einzeln demontieren.
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Alle Bilder wurden vor der COVID-19-Pandemie bzw. unter Einhaltung der Abstandsregeln aufgenommen.