Schoeller Werk GmbH & Co. KG hat eine Roadmap zum Erreichen der Klimaneutralität verabschiedet. In einer aktuellen Pressemeldung informierte der Hersteller für geschweißte und gezogene Premium-Edelstahlrohre bis spätestens 2030 seinen CO2-Ausstoß um 40 Prozent reduzieren zu wollen und bis 2035 vollständig klimaneutral zu produzieren.
Dazu haben Eigentümer und Geschäftsführung laut Presseinformation umfangreiche Investitionen zur Reduktion des Energieverbrauchs, der Energierückgewinnung und dem Einstieg in die Eigenerzeugung beschlossen. NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur würdigte bei einem Besuch des Werks in Hellenthal den Vorbildcharakter des Transformationskonzeptes mit einer Mischung aus dezentraler Nutzung lokaler Energieinfrastruktur und dem Einstieg in die Eigenerzeugung von Strom und grünem Wasserstoff.
Die Unternehmen der stahl- und metallverarbeitenden Industrie sehen sich aktuell mit diversen Herausforderungen konfrontiert, sei es steigende Energie- und Vormaterialpreise, strukturelle Veränderungen bei Automobil- und Maschinenbau, Fachkräftemangel und den Erwartungen zum Aufbau einer klimaneutralen Produktion. Ungeachtet dieser schwierigen Rahmenbedingungen habe sich Schoeller gegen den Trend für den Standort Deutschland und die Weiterentwicklung des Produktionsstandortes Hellenthal in NRW entschieden.
Transformationskonzept
Für ein langfristig nachhaltiges Wachstum und um international wettbewerbsfähig zu bleiben, habe Schoeller bereits vor Monaten mit einem umfangreichen Investitionsprogramm auf den anhaltenden Strukturwandel und die veränderten Rahmenbedingungen reagiert. Zwingende Voraussetzung für die Standortentwicklung sei die weitere Optimierung der Arbeits- und Produktionsprozesse durch höhere Standardisierung und Automatisierung, sowie die Konzentration auf ertragsstarke Marktsegmente. „Nur mit einer höheren Produktivität und Ertragskraft sind wir in der Lage unsere Wettbewerbsfähigkeit und damit die rund 800 Arbeitsplätze in der Eifel am Standort Hellenthal zu sichern. Die Zukunftsfähigkeit erfordert dabei zwingend auch eine nachhaltige Produktion und damit Investitionen in die Klimaneutralität unseres Unternehmens,“ beschreibt Frank Poschen, CEO von Schoeller, die Ausgangssituation.
Das von Schoeller beschlossene Transformationskonzept sehe Investitionen in Höhe eines hohen zweistelligen Millionenbetrages zur Reduktion des Energieverbrauchs, der Energierückgewinnung und dem Einstieg in die Eigenerzeugung von Strom und grünem Wasserstoff vor. Eigentümer und Management von Schoeller hatten es laut Pressemitteilung zur Bedingung gemacht, die CO2 Reduktionen über konkrete Maßnahmen in den Bereichen Effizienz, Substitution und Erzeugen bzw. Beziehen von Energie zu erreichen und nicht über Zertifikate.
Maßnahmen
Zu dem umfangreichen Maßnahmenpool zählten u.a.:
- Installation von PV-Anlagen auf den tragfähigen Hallendächern für die Eigenstromversorgung
- Optimierung des bestehenden Wärme- und Kältemanagements, insbesondere der Wärmerückgewinnung
- Infrastruktur zum Auffangen und Rückführen des überschüssigen Wasserstoffs und Wiedernutzung mit einer Rückgewinnungsquote von 70 Prozent
- Eigenerzeugung von grünem Wasserstoff aus PV- und Windstrom und angestrebter Anschluss an lokalen Windpark
- Speicherung des Wasserstoffes zum Lastmanagement
- Ergänzende Stromerzeugung mittels BHKW durch Verbrennung von Wasserstoffüberschüssen
Schoeller sei zuversichtlich, ausgehend von den CO2-Emissionen des Jahres 2021 in Höhe von 12.489 t CO2, das angestrebte Reduktionsziel von – 40 Prozent mit den jetzt verabschiedeten Maßnahmen bereits bis zum Jahr 2030 zu erreichen. Eine vollständige CO2-Neutralität nach Scope 1 und 2 sei bis spätestens 2035 erreichbar und damit 10 Jahre vor dem von der Bundesregierung gesetzten Ziel von 2045.
Vorreiterrolle
Mona Neubaur, Ministerin für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie und stellvertretende Ministerpräsidentin des Landes Nordrhein-Westfalen, traf sich in Hellenthal zu Gesprächen mit Unternehmensvertretern und Mitarbeitern von Schoeller. Sie begrüßte die Bereitschaft von Schoeller, erhebliche Mittel in die Transformation, Digitalisierung und Klimaneutralität und damit in die Modernisierung der Produktion zu investieren.
„Die Industrie in NRW sichert die Wettbewerbsfähigkeit und den Wohlstand unseres Landes. Wir wollen Europas erster klimaneutraler Industriestandort werden. Das ist ein ambitioniertes Ziel, das wir nur zusammen mit der heimischen Wirtschaft erreichen können. Daher begrüße ich den Standortentwicklungsplan vom Schoeller Werk für den Standort Hellenthal, der unter anderem den Einstieg in die Eigenerzeugung von Strom und grünem Wasserstoff vorsieht. Die Energiewende ist eine kollektive Aufgabe, und an dieser Stelle nimmt das Schoeller Werk eine Vorreiterrolle ein und geht als leuchtendes Beispiel voran,“ so Mona Neubaur.
„Mit unserem Transformationsprogramm wollen wir auch als Teil der Wertschöpfungskette unserer Kunden einen aktiven Beitrag leisten, mit geringstmöglichen CO2-Emissionen deren CO2-Bilanz durch verminderte Emissionen aus der vorgelagerten Stufe zu verbessern und dazu beizutragen, die Produkte unserer Kunden nachhaltiger zu machen“, so Poschen. Nachhaltigkeit sei daher für Schoeller kein reiner Selbstzweck. Weitere Gründe für das umfangreiche Investment in die Nachhaltigkeit sind eine weitgehend autarke Energieversorgung des Werkes, eine höhere Produktions- und Liefersicherheit, die positive Außenwirkung als klimaneutrales Unternehmen bei Kunden und Mitarbeitern, sowie ein starkes Zeichen der Verbundenheit mit der Region und dem Nationalpark Eifel.