Siemens Energy: Blaupause für kommerzielle e-Fuels-Produktion

Im Nordosten Schwedens baut das Energieunternehmen Ørsted Europas größte kommerzielle Produktionsanlage für CO2-neutrale Schiffskraftstoffe. Edelstahl Aktuell berichtete. Das Herzstück der Anlage FlagshipONE bildet ein Technologiepaket von Siemens Energy. Wie das Unternehmen aktuell bekanntgab, umfasst das Paket neben vier PEM-Elektrolyseuren (PEM: Protonen-Austausch-Membran) mit einer Kapazität von insgesamt 70 Megawatt auch die gesamte Elektrifizierung und Automatisierung der Anlage, Digitalisierungslösungen wie die Nutzung Digitaler Zwillinge sowie die Energieverteilung und die notwendigen Kompressoren.

In der Anlage, die im schwedischen Küstenort Örnsköldsvik errichtet wird, sollen ab 2025 jährlich 50.000 Tonnen e-Methanol auf Basis von erneuerbaren Energien und CO2 aus biogenen Quellen hergestellt werden. Als Ersatz für fossile Kraftstoffe könnten in der Schifffahrt damit 100.000 Tonnen CO2-Emissionen pro Jahr vermieden werden.

Einzigartiger Ansatz

Ørsteds Anlage markiere den Beginn der kommerziellen Produktion von CO2-neutralem e-Methanol in Europa, und das, laut Siemens Energy, mit einem bislang einzigartigen Ansatz: Anstatt an jedem Standort maßgeschneiderte Anlagen zu bauen, diene FlagshipONE als Blaupause – ein “Copy-and-Paste”-Modell –, das skaliert und an anderen Standorten in Schweden und anderswo repliziert werden könne. Der Standardisierungsansatz wurde vom schwedischen Unternehmen Liquid Wind AB entwickelt, dem ursprünglichen Entwickler von FlagshipONE. Liquid Wind entwickelt replizierbare Anlagen zur Herstellung von e-Fuels und plane, bis 2030 mindestens zehn Anlagen in Skandinavien zu errichten. Siemens Energy sei als Partner von Liquid Wind maßgeblich an der Entwicklung und Fortschreibung dieses wegweisenden Konzeptes beteiligt und liefere nun mit seinem Technologiepaket auch die Grundlage für die Realisierung der Flagship-Anlagen.

FlagshipONE nutze nachhaltigen Strom, um mit Hilfe der Elektrolyseure von Siemens Energy grünen Wasserstoff herzustellen. In einem weiteren Syntheseschritt werde Kohlendioxid aus einem nahegelegenen Biomasse-Heizkraftwerk zugeführt. Das so gewonnene e-Methanol sei ein CO2-neutraler Kraftstoff, der einfach zu speichern und zu transportieren ist und in modernen sogenannten „DualFuel“-Schiffsantrieben ausschließlich oder als Beimischung zu konventionellem Kraftstoff eingesetzt werden soll. E-Methanol leiste so einen essenziellen Beitrag zur Dekarbonisierung der internationalen Schifffahrt, die für drei Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich ist.

Nachhaltige Kraftstoffe dieser Art sind nicht in ausreichenden Mengen verfügbar und die Kosten liegen deutlich über denen fossiler Kraftstoffe. Hier setze FlagshipONE an: Diese Anlage biete die Blaupause für e-Methanol-Anlagen im Baukastensystem, die für ein flexibles, marktorientiertes Hochfahren der Industrie sorgen und es ermöglichen, sehr schnell Erfahrungen zu gewinnen. Diese könnten über das Digital-Twin-Konzept in die stetige Verbesserung bestehender und neuer Anlagen einfließen. Die nächste Anlage FlagshipTWO werde bereits von Liquid Wind entwickelt und wird mit einer Elektrolysekapazität von 140 Megawatt dann entsprechend 100.000 Tonnen e-Methanol pro Jahr in den Markt bringen können.

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Catrin Senger
Catrin ist Redakteurin bei Edelstahl Aktuell. Stahl zieht sich wie ein roter Faden durch ihr Berufsleben. Sie hat eine Ausbildung bei einem Großhändler für Rohr- und Rohrzubehör absolviert und in verschiedenen Funktionen bei einem Hersteller und Lieferanten von Analysegeräten für die Metallindustrie gearbeitet.