SpaceWalk in Pohang, Südkorea

Fotos: Mutter / Gent

Der Hwanho Park in der südkoreanischen Industrie- und Hafenstadt Pohang ist ein Ort der Erholung. Erschaffen im Jahr 2001 vom südkoreanischen Stahlhersteller POSCO und der Stadt Pohang, wird der Park seit 2021 durch das begehbare Kunstwerk SpaceWalk bereichert und soll zu einer Touristenattraktion ausgebaut werden.

Der SpaceWalk ist eine frei zugängliche Erlebnisskulptur, wobei das Erlebnis sowohl einen Panoramablick auf die Yeong-il-Bucht umschließt als auch die Erfahrung, bei einer Begehung wie in der Schwerelosigkeit des Weltraums oder auf einer Wolke zu laufen. Nicht umsonst trägt der SpaceWalk den Spitznahmen „Wolke“.

Das Design

Der SpaceWalkd ist eine mehrfach geschwungene Treppe die sich in spektakulären Kurven und Schwüngen durch den Landschaftsraum windet.
Der SpaceWalkd ist eine mehrfach geschwungene Treppe die sich in spektakulären Kurven und Schwüngen durch den Landschaftsraum windet.

Eine mehrfach geschwungene Treppe windet sich in spektakulären Kurven und Schwüngen durch den Landschaftsraum. Hinter diesem Kunstwerk stehen die beiden deutschen Künstler Heike Mutter und Ulrich Genth. Das Künstlerpaar ist international bekannt geworden durch die Großskulptur „Tiger & Turtle“ in Duisburg. SpaceWalk ist die erste große Arbeit des Künstlerduos auf dem asiatischen Kontinent.

Mutter/Genth wurden im Rahmen eines öffentlichen Wettbewerbs im Juni 2019 für die Ausarbeitung eines Skulpturenentwurfs ausgewählt und reisten mehrfach nach Pohang. Neben Besuchen von Orten wie den POSCO-Werken, den Jukdo-Markt und den Sunrise Park, suchten sie den Austausch mit den Bürgern der Stadt und lokalen Historikern.

Auf Grundlage dieser Erfahrungen erstellten sie acht Entwürfe, die die Kultur Pohangs und die Eigenheiten der Bürger interpretieren sollten. Der endgültige Entwurf wurde in Absprache mit einem beratenden Ausschuss beschlossen, der sich aus Experten für Bildhauerei, Architektur und Kunst, Pohang und POSCO-Mitarbeitern zusammensetzte.

In einer Pressemeldung erläuterte das Künstlerduo, dass SpaceWalk Bezug nehme auf die lokale Mythologie der Pohang-Region und die in Korea stark ausgeprägte Tradition der Himmelsbeobachtung. Idealerweise kann die Großskulptur als Observatorium benutzt werden, von dem sich die Umgebung, der Sternenhimmel und der Auf- und Untergang der Sonne perfekt beobachten lassen.

Aus der Ferne erinnert SpaceWalk an eine Achterbahn, die bei vielen die Assoziation Geschwindigkeit hervorruft. Diese steht in Kontrast zum eigentlichen Erleben des Werks, denn was Besucher dort fühlen, ist die Beziehung zwischen dem Körper und dem Raum, wenn sie gemütlich schlendern. Der Titel SpaceWalk ist laut Mutter/Genth der Terminologie der Raumfahrt entnommen. Er bezeichnet den Ausstieg aus dem Raumfahrzeug in die Schwerelosigkeit des Weltraums. Daher könnte SpaceWalk wörtlich mit „Spaziergang durch den Raum“ übersetzt werden.

Beeindruckende Maße

Zwei Jahre und sieben Monate dauerte es von der Planung bis zur Fertigstellung. Die Gesamtlänge der gewundenen Skulptur beträgt 333 Meter. Eine bedeutsame Zahl, die das Miteinanderleben, die Zusammenarbeit und die Zukunft von POSCO, der Stadt Pohang und den Bürgern von Pohang symbolisieren soll. Gleichzeitig steht die 333 auch für die 3S von Pohang – Steel, Science and Sea, in Deutsch Stahl, Wissenschaft und Meer.

Mit einer Grundfläche von 60 Metern mal 57 Metern und einer Höhe von 25 Metern hat der SpaceWalk enorme Ausmaße. Das Gewicht? Sage und schreibe 317 Tonnen – Beton und Beleuchtung ausgeschlossen. Hergestellt wurde die Großskulptur zu 100 Prozent aus POSCO-Stahl.

Der SpaceWalk hat beeindruckende Maße
Beide Spaziergänge auf der Skulptur münden in einem zentralen Looping, der nicht begehbar ist.

Korrosionsbeständiger Werkstoff

Bei der Planung des SpaceWalks wurden neben den künstlerischen und technischen Aspekten auch die Umgebung und das mögliche Aufkommen von Naturkatastrophen berücksichtigt. Hier war die richtige Materialauswahl das A und O des gesamten Entstehungsprozesses.

Korrosionsbeständiger Werkstoff für SpaceWalk
Die Skulptur wird von einer zentralen Zugangstreppe aus betreten. Anschließend können Besucher zwischen zwei Richtungen wählen, auf denen sie den Track erklimmen wollen.

Pohang liegt an der Küste des Japanischen Meeres in der Provinz Gyeongsangbuk-do im Osten des Landes. Der Hwanho Park liegt in Strandnähe. Das Kunstwerk muss also vor salzbedingter Korrosion geschützt werden. Nach Prüfung und Untersuchung verschiedener Materialien, die starken Winden und Erdbeben zu widerstehen haben, fiel die Entscheidung auf Edelstahl 329J3L. Bei Edelstahl 329 handelt es sich um eine sehr teure, von POSCO hergestellte Edelstahlsorte, die wesentlich widerstandsfähiger gegen Salz ist als STS 304 und STS 316, die normalerweise an Stränden verwendet werden.

Für die Struktur von SpaceWalk wurden Stahlrohre aus SM355A verwendet. Der verzinkte Stahl wurde mit Metallfluorharzfarbe lackiert, damit das Kunstwerk auch in der rauen Strandumgebung des Hwanho Parks korrosionsfrei bleibt.

Jedes Teil des Bauwerks ist von Hand gefertigt worden. Um seinen Wert als Kunstwerk zu erhöhen, wurde auch auf kleinste Details an den Treppen des Bauwerks geachtet. Die Bearbeitung erfolgte manuell, damit das Bauwerk an sonnigen Tagen glänzen kann.

Größtmögliche Sicherheit

Sicherheit spielte eine große Rolle beim Bau von SpaceWalk. Neben der korrosiven Umgebung und potenziellen Naturgewalten war auch die Höhe des Kunstwerks nicht zu vernachlässigen. Der Grundbeton, der 25 Pfeiler stützt, wurde mit Bodenbalken verbunden. Aufgabe der Bodenbalken, die die Fundamente unterirdisch verbinden, ist das Verhindern von Bewegung oder dem Zurückweichen der Pfeiler.

Zusätzlich wurden 114 Mikropfähle für die Fundamentverstärkung gebaut. Jeder dieser Pfähle kann bis zu 85 Tonnen Last tragen. Verstärkt sind die Mikropfähle, die einen Durchmesser von 300 mm oder weniger haben, mit hochfestem Stahlmaterial.

SpaceWalk kann laut POSCO einer maximalen momentanen Windgeschwindigkeit von 80 m/s standhalten, da es mit einer Konstruktionswindgeschwindigkeit von 67 m/s hergestellt wurde. Zum Vergleich: Die maximale bisherige Windgeschwindigkeit von Maemi, dem stärksten Taifun, der in Korea aufgetreten ist, betrug 60 m/s. SpaceWalk wurde also so konstruiert, dass es sich bei heftigem Seewind keinen Zentimeter bewegt.

Darüber hinaus wurde das Kunstwerk für eine seismische Belastung der Klasse 1 ausgelegt. Damit könnte SpaceWalk einem Erdbeben der Stärke 6,5 auf der Richterskala standhalten. Die seismische Belastung entspricht der von koreanischen Kernkraftwerken. Man kann also sagen, SpaceWalk ist genauso erdbebensicher wie koreanische Kernkraftwerke.

Größtmögliche Sicherheit spielte eine große Rolle beim Bau von SpaceWalk.
Grafik: POSCO

Die Trittbelastung von 500 kg/m² entspricht der Belastung von Dachplätzen und Turnhallen. Damit können bis zu sieben Erwachsene auf einem Quadratmeter stehen. Allerdings ist es schon für vier Erwachsene eine Herausforderung, gemeinsam auf einer Fläche von einem Quadratmeter zu stehen. Daraus ist zu folgern, dass die Struktur sehr sicher ist.

Ähnlich verhält es sich mit der Schienenlast. Sie beträgt 5kN/m², eine Kraft, die entsteht, wenn 10 Erwachsene gleichzeitig schieben. Da es jedoch, wie bereits erwähnt, selbst für vier Erwachsene schwierig ist, auf einer Fläche von einem Quadratmeter zu stehen, kann die Schiene laut POSCO nicht zusammenbrechen, egal wie stark die Personen schieben.

Trotzdem überwacht eine automatische Sperrvorrichtung die maximale Anzahl von Besuchern. Obwohl für mehr als 1.500 Personen auf der gesamten Strecke ausgelegt, wird der SpaceWalk gesperrt, wenn die Zahl der Besucher 250 übersteigt.

Catrin Senger
Catrin ist Redakteurin bei Edelstahl Aktuell. Stahl zieht sich wie ein roter Faden durch ihr Berufsleben. Sie hat eine Ausbildung bei einem Großhändler für Rohr- und Rohrzubehör absolviert und in verschiedenen Funktionen bei einem Hersteller und Lieferanten von Analysegeräten für die Metallindustrie gearbeitet.

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Catrin Senger
Catrin ist Redakteurin bei Edelstahl Aktuell. Stahl zieht sich wie ein roter Faden durch ihr Berufsleben. Sie hat eine Ausbildung bei einem Großhändler für Rohr- und Rohrzubehör absolviert und in verschiedenen Funktionen bei einem Hersteller und Lieferanten von Analysegeräten für die Metallindustrie gearbeitet.