Die Wirtschaftsvereinigung Stahl warnt vor falsch deklarierten Stahlimporten aus China. Dabei geht es den Angaben zufolge um Walzdraht, Warmband, Stabstahl und insbesondere Grobblech. Der Hintergrund: Die chinesische Regierung fördert Exporte von legierten Stählen mit Steuerrabatten in Höhe von 9 bis 13 Prozent. Um die steuerlich wirksame Einstufung als legierte Stähle zu erhalten, haben Produzenten von unlegierten Baustählen erhöhte Mengen des preiswerten Legierungsmittels Bor zugesetzt. Was in China Steuervorteile bringt, müsste auf den europäischen Importmärkten dazu führen, dass diese Stähle auch als legierte Stähle klassifiziert werden, erklärt die Wirtschaftsvereinigung. Genau das geschehe in vielen Fällen nicht. Obwohl die Bor-Mengen zum Teil mehr als doppelt so hoch wie zulässig seien, wurden Importe als unlegierte Baustähle vermarktet. Dabei dürften warmgewalzte Erzeugnisse aus unlegierten Baustählen nach der europäischen Norm EN 10025-2 lediglich 0,0008 Prozent Massenanteile an Bor enthalten. Für geschweißte Offshore-Konstruktionen beträgt der Grenzwert nach EN 10225 sogar nur 0,0005 Prozent.
Was bedeutet dies für die Verwendung der betreffenden Stähle? Bor im Stahl ist nicht per se schlecht wenn gewünscht und metallurgisch richtig eingestellt, verbessert Bor die Gleichmäßigkeit der Härte des Stahls. Sind aber Schweißbarkeit und Elastizität gefordert, kann sich ein zu hoher Boranteil als schädlich erweisen. In Abhängigkeit vom Verlauf der Abkühlung nach dem Schweißen können Risse auftreten, so die Experten.