Reverion: Strategische Partnerschaft mit Bilfinger

Bilfinger und das Münchner Cleantech-Startup haben eine Absichtserklärung für eine Zusammenarbeit im Bereich nachhaltiger Biogasanlagen unterzeichnet. Die strategische Kooperation ziele darauf ab, die innovative Technologie von Reverion – ein modulares Kraftwerk auf Basis von Brennstoffzellen zur effizienten Stromerzeugung und Energiespeicherung – in den Markt einzuführen und industriell zu skalieren.

Die von Reverion entwickelte und patentierte Technologie ermöglicht laut Pressemeldung als einzigartige Komplettlösung neben einer effizienten Stromerzeugung aus Biogas mit einem besonders hohen elektrischen Wirkungsgrad auch die Erzeugung und Speicherung grünen Wasserstoffs oder synthetischen Erdgas sowie eine kosteneffiziente Abtrennung von reinem, lagerfähigem CO2. Nach Abschluss der Pilotierungsphase soll Bilfinger das Spin-off der Technischen Universität München bei der Umrüstung bestehender Biogasanlagen auf die neue Technologie mit einer Kombination aus umfassenden Industrieservices verschiedener Gewerke unterstützen.

„Unsere Kooperation verspricht, eine innovative Technologie in der Energiebranche zu etablieren, die die zukünftige Wirtschaftlichkeit bestehender Biogasanlagen sichert, Flexibilität in den Markt bringt und eine langfristige Energiespeicherung ermöglicht“, so Thomas Schulz, Vorstandsvorsitzender von Bilfinger.

Volatile erneuerbare Energien erfordern Technologien, die das Stromnetz ausgleichen und Energie speichern können. Biogas ist bereits heute ein wichtiger Bestandteil der Energiewende und die einzige erneuerbare Energiequelle, die sowohl eine sichere Grundlast als auch Regelenergie für die fluktuierende Einspeisung aus Wind und Photovoltaik bereitstellen kann. Konventionelle Biogas-Blockheizkraftwerke (BHKW) arbeiten jedoch in der Regel mit Gasmotoren, die einen Wirkungsgrad von maximal 40 Prozent aufweisen, keine Speichermöglichkeit bieten und jährlich mehrere Millionen Tonnen CO2 ausstoßen. Moderne Brennstoffzellensysteme erreichen mit 50-60 Prozent einen höheren Wirkungsgrad, aber durch deutlich höhere Kosten noch keinen wirtschaftlichen Vorteil gegenüber den Gasmotoren.

Die Skid-basierten Kraftwerke von Reverion hingegen seien so konzipiert, dass der elektrische Wirkungsgrad auf bis zu 80 Prozent steige. Darüber hinaus könnten die Kraftwerke im reversiblen Betrieb „rückwärts“ laufen, d.h. bei einem zeitweiligen Überschuss an Wind- und Sonnenstrom im Elektrolysemodus grünen Wasserstoff oder ein erneuerbares Erdgassubstitut erzeugen und speichern. Diese Mehrfachnutzung schaffe ein hohes Maß an Flexibilität und erstmals wirtschaftliche Überlegenheit trotz höherer Investitionskosten. Durch die Abtrennung von reinem CO2 oder durch die Umwandlung in Erdgassubstitut werde der Gesamtprozess drastisch kohlenstoffnegativ und ermögliche eine kostengünstige Entfernung von Kohlenstoff aus der Atmosphäre.

„Unsere Technologie bietet eine einzigartige dreifache Wirksamkeit und eröffnet neue Horizonte für eine umweltfreundliche Energiewandlung. Diese Grundhaltung zu Effizienz und Nachhaltigkeit suchen wir auch in unseren Partnerschaften. Daher freuen wir uns, mit Bilfinger einen starken und erfahrenen Partner gefunden zu haben, der uns mit umfassenden Industrieservices aus einer Hand unterstützen kann“, so Stephan Herrmann, CEO und Mitbegründer von Reverion.

Geplant sei, dass nach Abschluss der Pilotierungsphase im Jahr 2023 die 100 kW-Systeme in Serienproduktion gehen werden. Multidisziplinäre Teams aus den Bilfinger-Unternehmenseinheiten Bilfinger Engineering & Maintenance GmbH und Bilfinger Life Science Automation GmbH sollen das Startup gemäß der Absichtserklärung bei der Skid-Fertigung und der Umrüstung bestehender Biogasanlagen auf die innovative Technologie unterstützen. Die Services umfassen laut Pressemeldung unter anderem den Rohrleitungsbau, den Einbau von prozesstechnischen Komponenten, die Fertigung von Sonderbauteilen und Skid-Montagen sowie die Instrumentierung und Elektrotechnik.

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Catrin Senger
Catrin ist Redakteurin bei Edelstahl Aktuell. Stahl zieht sich wie ein roter Faden durch ihr Berufsleben. Sie hat eine Ausbildung bei einem Großhändler für Rohr- und Rohrzubehör absolviert und in verschiedenen Funktionen bei einem Hersteller und Lieferanten von Analysegeräten für die Metallindustrie gearbeitet.