Rund vier Jahre nach dem offiziellen Spatenstich im Jahr 2018 ist das neue Edelstahlwerk am voestalpine-Standort Kapfenberg fertiggestellt. Ab dem Sommer werden schrittweise die Anlagen hochgefahren, ab Herbst startet der intermittierende Parallelbetrieb mit dem bestehenden Elektrostahlwerk. Das Werk der High Performance Metals Division des voestalpine-Konzerns werde laut Medieninformation 205.000 Tonnen Spezialstähle für die internationale Luftfahrt-, Öl- und Gas-, Automobil- und Werkzeugbauindustrie herstellen.
Das neu errichtete Edelstahlwerk, das die bestehende Anlage der voestalpine Böhler Edelstahl GmbH & Co KG in Kapfenberg ersetze, sei auf die Erzeugung von hochqualitativem Vormaterial für Flugzeugkomponenten, Werkzeuge für die Automobilindustrie, Equipment für die Öl- und Gasförderung oder für den 3D-Druck von hochkomplexen Metallteilen spezialisiert. Die ersten Aggregate würden bereits im Kalttestbetrieb laufen.
Trotz coronabedingter Herausforderungen habe das Projekt weitergeführt werden können, musste laut Unternehmensaussage aber auch durch Lieferverzögerungen von Schlüsselaggregaten, verursacht durch Zulieferunternehmen, eine Projektverzögerung von etwas mehr als einem Jahr hinnehmen. Gleichzeitig kalkuliere die voestalpine aufgrund der schwierigen Rahmenbedingungen mit etwa 10 – 20 Prozent Kostenerhöhung gegenüber dem ursprünglichen Investitionsplan von 350 Millionen EUR.
Neue Maßstäbe bei Digitalisierung
Die Anlage setze hinsichtlich digitalisierter Produktionsabläufe internationale Standards. So werden laut Presseinformation rund 8.000 Prozessdaten laufend parallel erfasst, umgesetzt und ausgewertet. Der hohe Digitalisierungsgrad erfordere bestens ausgebildete Fachkräfte, die die Maschinen steuern und Daten auswerten. Die entsprechende Qualifizierung der Mitarbeiter in den Bereichen Robotik, Sensorik oder Datenanalyse erfolge über ein hauseigenes Kompetenzzentrum für Digitalisierung. Insgesamt würden durch das neue Edelstahlwerk rund 3.000 Arbeitsplätze an den steirischen voestalpine-Standorten Kapfenberg und Mürzzuschlag abgesichert.
Einsatz nachhaltiger Zukunftstechnologien
Ein weiterer Fokus liege auf der umwelt- und ressourcenschonenden Stahlproduktion. „Das neue Edelstahlwerk wird weltweit neue Benchmarks hinsichtlich Nachhaltigkeit und Energieeffizienz setzen. Dadurch ist diese Investition auch ein wesentlicher Bestandteil unserer gesamtheitlichen voestalpine AG
Nachhaltigkeitsstrategie“, so Franz Rotter, Vorstandsmitglied der voestalpine AG und Leiter der High Performance Metals Division.
Der Elektrolichtbogenofen – das Kernstück der Anlage – werde zu 100 Prozent mit Strom aus erneuerbaren Energiequellen betrieben. Dank geschlossener Kühlkreisläufe könne eine Reduktion der benötigten Kühlwassermengen um bis zu 90 Prozent erzielt werden. Zudem sorge ein effizientes Rückgewinnungssystem dafür, dass die erzeugte Wärme werksintern weiterverwendet sowie in das öffentliche Fernwärmenetz eingespeist wird.